BAUZEITDNG
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2. März 1907
durch Standwäude aus Gruß
oder Schmiedeeisenrahmen mit
Füllungen aus gehobelten Bret
tern. Diese Scheidewand erreicht
etwa die halbe Höhe des Pferdes
und wird nur am Kopfende durch
ein aufgesetztes Gitter erhöht.
Derartige Standwände, Lattier-
häume u. dergl. in bewährter Aus
führung erhält man bei Spezial
firmen, die sich mit der Ein
richtung von Pferdeställen be
schäftigen.
Der Lattierbaum, der zwar
den üebelstand besitzt, daß er
den Pferden zwischen die Beine Gehöft in msdor
gerät, auch eine gegenseitige
Verletzung der Tiere ermöglicht, weist anderseits den
Vorzug der Billigkeit auf, .macht den Stand besser
zugänglich und begünstigt die Peinigung desselben. —
Ferner gibt es sogenannte Schwebewände, welche die
Beweglichkeit der Lattierbäume besitzen, aber das gegen
seitige Schlagen der Pferde verhindern. Sie bestehen
aus mehreren horizontal angeordneten, durch Lederriemen
miteinander verbundenen freischwebenden Brettern, von
denen das unterste nicht ganz auf den Fußboden reicht.
Die bei gewöhnlichen Ställen, namentlich auf dem
Lande, üblichen Raufen in Gestalt hölzerner Leitern sind
für Pferdeställe in Mietsgebäuden meines Erachtens zu
primitiv. Bei neueren Anlagen verwendet man in der
Regel Raufen aus Schmiedeeisen, welche korbförmige
Gestalt erhalten und, im Gegensatz zu den durchlaufen
den Leitern, für jeden Stand besonders, oberhalb der
Krippen angebracht werden. Bei modernen Anlagen
wird auch häufig die Raufe nicht erhöht angeordnet,
sondern mit der Krippe in einem Futtertisch mit guß
eiserner Platte vereinigt. Die Krippe besteht dann in
der Regel aus einer emaillierten Gußeisenwanne, die da
nebenliegende Raufe aus gitterartig zusammengefügten
Stäben von Schmiedeeisen. Die Wand unter der Krippe
wird mit Holz verkleidet oder mit Zement geputzt.
Bei Ställen in Mietsgebäuden fehlt häufig die Knechte
kammer; in der Regel pflegt dann ein Hausdiener oder
Hausknecht die Pferde zu versorgen. Bei vollkommenen
Einrichtungen wird weder eine Knechtekammer noch eine
Häckselkammer fehlen. Die Knechtekammer muß direktes
Licht von einer Frontseite erhalten und mit dem Stall
raum direkt verbunden sein. Die Häckselkammer dient
zur Aufbewahrung des Strohes und zur Bereitung des
Häcksels. Häufig dient der Dachraum über dem Stall
als Futterboden. Er wird durch eine Luke vom Stall
raum aus zugänglich gemacht, die aber mit einer dicht
schließenden Klappe zu versehen ist, da
sonst die Stalldünste das Putter durchziehen
und verderben würden.
Bei Anlage der Fenster für den Stall
raum hat man mit besonderer Vorsicht zu
verfahren. Die Fenster sind entweder in
den Seitenwänden oder im Rücken der Pferde,
keineswegs aber derart anzulegen, daß die
Lichtstrahlen direkt den Pferden in die Augen
fallen. Ist dies aus irgendwelchen Umständen
und infolge geringer Höhe des Stalles nicht
möglich, so muß das einfallende Licht ge
dämpft werden, zum Beispiel durch An
wendung gestrichener oder mattierter Glas
scheiben.
Das Standpflaster, das nach einer mög
lichst an die Kanalisation angeschlossenen
Rinne entwässert, wird am besten mit einem
rauhen, hochkantig gestellten Hartbrandziegel
gepflastert, der auch den Vorzug besitzt, den
Architekten Professor Böklen & Feil, Stuttgart
Pferden das Aufstehen zu erleichtern. Auf die Schönheit des
Standpflasters kommt es nicht an, da dasselbe zum Schutz
gegen die Erdkälte mit Stroh bedeckt wird. Ein Stand
fußboden von Holz ist zwar als schlechter Wärmeleiter
nicht zu verachten, fault aber in Pferdeställen außer
ordentlich schnell, wird dann leicht durch die Hufe der
Pferde zertrümmert, erfordert also zu hohe Reparatur
kosten. Besonders praktisch sind Anlagen, bei denen
jeder Stand nach einem in der Mitte liegenden, mit einem
Gitter abgedeckten Gully entwässert, der die Form eines
flachen Eisenkastens besitzt. Er steht mit der Wasser
leitung in Verbindung, kann jederzeit gespült werden
und besitzt einen in das Ableitungsrohr der Kanalisation
führenden Abzweig. Für die Stallgänge, welche dem
Auge eines Besuchers sofort auffallen, kann ein etwas
besseres Ziegelpflaster von gleichmäßiger Färbung Ver
wendung finden. Sehr gefällig wirkt ein Pflaster aus
den sehr harten und gerippten Mettlacher Tonfliesen, die
auch in feuchtem Zustande nicht glatt werden und sich
leicht begehen lassen.
Die Nutzbarmachung des Yiktoriafalles
Koch ist die Cape-to-Cairo-Balm nicht vollständig er
öffnet, da beschäftigt sich die in- und ausländische Tages
presse schon aufs lebhafteste mit einem neuen, großartigen
Projekt: der Ausnutzung der Viktoriafälle am Sambesi
und Uebertragung der elektrischen Energie innerhalb
eines Umkreises von 600—700 Meilen.
In Kapitalistenkreisen wird große Propaganda für
dieses Projekt gemacht. Die neu gegründete Victoria
Falls Power Company Ltd. beabsichtigt, eine Art Monopol
stellung zur Lieferung elektrischer Energie in Südafrika
sich zu sichern, gleichviel ob diese Energie aus dem
Viktoriafalle selbst oder durch Dampfstationen gewonnen
Gehöft in Binsdorf
Erdgeschoßgrundriß