20. März 1909
BAÜZBITUNG
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nicht allein.^ der lebhafte Beifall, sondern auch die Er
klärungen der Vertreter des Vereins für ländliche Wohl
fahrt und Heimatpflege wie des Württ. Industrie verbands.
Der erstere, Pfarrer Gastpar, teilte mit, daß sein Verein
ein ersprießliches Zusammenwirken mit dem Bund er
hoffe, und der letztere, Schriftsteller Marquard, gab als
Syndikus des Industrie verbands die erfreuliche Versicherung
ab, daß dieser den Bestrebungen des Bundes für Heimat
schutz große Teilnahme entgegenbringe. Die Glück
wünsche des Zentralvereins übermittelte Referendar Koch-
Meiningen, während Verlagsbuchhändler Meyer-Ilschen
allen, die ihn hei den Vorarbeiten unterstützt, seinen
Dank ausdrückte. Die Aufgaben des neuen Bundes
wurden durch die zur Verlesung gebrachten Satzungen
genau präzisiert, deren Annahme keinem Widerspruch
begegnete. Den Schluß bildeten die Wahlen. In den
Vorstand wurden gewählt; Direktor P. Schmohl als erster
Vorsitzender, die Professoren Dr. Puchs und K. v. Lange
als Stellvertreter, Buchhändler Meyer-Ilschen-Eßlingen
als Geschäftsführer, Prof. Schuster-Stuttgart als Schrift
führer, Bankier A. Pritsch als Kassenwart. Zu Bei
sitzern wurden 21 Personen bestimmt, während der er
weiterte Ausschuß 100 Mitglieder aus dem ganzen Land zählt.
Am gleichen Tage hielt der Landesausschuß für
Naturkunde und Heimatschutz im Landesgewerbe
museum unter dem Vorsitz des Staatsministers des
Kirchen- und Schulwesens v. Fleischhauer eine Sitzung
ab. Ministerialrat Dr. Marquardt berichtete über die
Arbeiten der Kommission für Abfassung der Satzungen.
Maßgebend war dabei der Gesichtspunkt, daß der Landes
ausschuß ein freies Organ sein und keinen amtlichen
Charakter haben soll, da er auf diese Weise beweg
licher und an weniger Rücksichten gebunden ist. Die
Erklärung des Redners, daß ein Hand-in-Hand-Arbeiten
des Bundes für Heimatschutz und des Landesausschusses
vorgesehen sei, wurde von Prof. Dr. Puchs-Tübingen
freudig begrüßt, der über die Gründung des Bundes Mit
teilung machte und meinte, der letztere werde gewisser
maßen für den Landesausschuß Vorarbeit leisten. Der vor
gelegte Satzungenentwurf wurde nach lebhaftem Meinungs
austausch angenommen; in demselben wurden als Aufgaben
für den Ausschuß bestimmt: Aufklärung über die Forde
rungen des Natur- und Heimatschutzes durch Vorträge
und Veröffentlichungen, Eintreten für gefährdete Land
schaftsbilder und Naturdenkmäler sowie für Erhaltung
der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, Abgabe von
Gutachten, Einbringung von Anträgen bei den Behörden,
Errichtung einer Geschäftsstelle mit dem Sitz in Stuttgart.
Der Landesausschuß gliedert sich nach Badarf in eine
Abteilung für Heimatschutz und in eine solche für Natur
schutz im engeren Sinn. Auf allseitigen Wunsch der
Versammlung übernahm Staatsminister v. Fleischhauer
vorläufig denVorsitz des Landesausschusses,
in den geschäftsführenden Vorstand wurden
Ministerialrat Dr. Marquardt, Oberbürger
meister v. Gauß, Prof. Dr. Gradmann,
Kunstmaler K. Schickhardt, Kommerzien
rat Schiedmayer und Porstrat Dr. Speidel
gewählt. Forstrat Dr. Speidel berichtete
alsdann über die Verzeichnung der württ.
Naturdenkmäler und den Schutz der Alb-
pflanzen. An den Bericht reihte sich eine
Erörterung, die zu dankenswerten An
regungen aus der Mitte der Versammlung
Anlaß gab. — Wir begrüßen das endgültige
Zustandekommen beider Organisationen
mit Freuden und erwarten von ihrem
Zusammenwirken einen wirksamen Einfluß
auf die Pflege und Förderung des Heimat
schutzes. Wenn diesen Bestrebungen heute
die Wege geebnet sind, so ist dies nicht
nur den für dieselben eintretenden vater-
Wettbew. Lutberhaus. Ein Preis 1000 M. Archit. Fr. Veil-Stuttgart
Hauptansicht gegen die Arndtstraße
ländischen Vereinen zu danken, sondern auch — und nicht
zuletzt — der Presse, die unermüdlich ihre warnende und
belehrende Stimme erhoben hat, wenn es galt, ein ehr
würdiges Denkmal zu erhalten oder unsre Landschaft und
Wohnungsstätten vor Verunstaltung zu bewahren. Wenn
ein Vertreter der Presse in der Versammlung des Bundes
den Wunsch ausgesprochen hat, daß die Presse bei den maß
gebenden Beschlüssen auch beachtet und zur Beratung
herangezogen werde, so hat er im Sinne der gesamten
Journalistik gesprochen; den Leitern der beiden Kor
porationen kann es ihrerseits nur willkommen sein, wenn
sie erfahrene Berater und mutige Kämpen zur Seite
haben. Wir dürfen hier ohne Ueberhebung die „Bau
zeitung für Württemberg Baden Hessen Elsaß-Lothringen“
als alte und unentwegte Verfechterin der Forderungen für
Denkmalpflege und Heimatschutz namentlich anführen;
wer sich die Mühe nimmt, den letzten Jahrgang zu
durchblättern, wird ihr für die Fülle von anregendem und
belehrendem Stoff in Text und Bild gerade auf solchem
Gebiet wie für die fruchtbare Ausstreuung dieser kul
turellen Saat die Würdigung und Anerkennung nicht
versagen. A. F.
Zur württ embergischen Bauordnung
Gegen den Text der Bauordnung, wie er aus der Zweiten
Kammer hervorgegangen ist, erheben sich gewichtige
Stimmen, welche die Beschnipfelung des Regierungs
entwurfs scharf kritisieren. So ergreift als erster Geheimer
Ansicht gegen die Vogelsangstraßo