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BAUZEITTJNG
Nr. 14
sind weiß gestrichen, auf der Unterseite schabloniert.
Das Dach ist als Mansardendach mit Biberschwänzen
eingedeckt. Im Innern der Turnhalle und des Lohbodens
ist an den Wänden eine Brettervertäferung auf 2 m Höhe
mit blaugrauem Anstrich. Die Decke ist in beiden Räumen
als Korbbogen eingewölbt und vergipst. Die Decke der
Festhalle ist einfach bemalt. Die Fußböden in sämt-
Turn- und Festhalte in Gaildorf
Architekten Ackermann & Freudentaler-Heilbronn
liehen Räumen sind Langriemen aus Weißtannenholz.
Die Beheizung der Turnhalle erfolgt durch zwei Wasseral-
finger Säulenöfen, die Beleuchtung durch zwei elektrische
Bogenlampen.
Sämtliche Arbeiten wurden von dort ansässigen Hand
werksleuten ausgeführt. Die Kosten betragen nach der
Abrechnung rund 26000 M. ohne Architektenhonorar. A.
Talsperren
Von Prof. Dr.-Ing. Weyrauch -Stuttgart*)
Die Vorarbeiten zum Bau einer Sperre beginnen mit
der Untersuchung der Gebirgsformation, der Boden
gestaltung, der Bebauung und der meteorologischen Be
schaffenheit des in Betracht kommenden Niederschlags
gebiets. Aeltere Gesteinsarten sind der Anlage von
Stauseen günstiger als zum Beispiel der in Württemberg
häufiger vorkommende Buntsandstein und Jura, da sie
weniger klüftig sind und deshalb größere Garantie für
das Dichthalten bieten. Insbesondere ist das Gestein
unter und neben der künftigen Stauwand auf Festigkeit
und Dichthalten möglichst eingehend zu untersuchen. Um
bei mäßiger Höhe und Größe der Stauwand großen Wasser
inhalt zu bekommen, muß das Tal an der Absperrstelle
schmal, weiter oben dagegen breit sein. Die Talsohle
oberhalb der Sperrmauer soll geringes Gefälle besitzen.
Zur Ansammlung großer Wassermengen gehört ein großes
Einzugsgebiet; höherliegende Gebiete sind meist ergiebiger
als tiefliegende. Für Trinkwasserversorgung darf das
Einzugsgebiet weder menschliche Niederlassungen noch
Sümpfe enthalten, erwünscht ist dagegen Waldgebiet.
Will man einigermaßen sichere Zahlen über die an
zusammelnde Wassermenge erhalten, so sind mehrere
Jahre lang an verschiedenen Stellen des Einzugsgebiets
Regenmessungen und Messungen der von den Bächen
abgeführten Wassermengen durchzuführen. Das Verhält
nis der Abflußmenge in den Bächen zu der Regenwasser
menge gibt den Abflußkoeffizienten, der je nach der Boden
beschaffenheit oder den Niederschlägen sehr verschieden
ausfällt. Durch graphisches Aufträgen von Regenwasser
menge, Abflußmenge, Abflußkoeffizient und geplanter
Wasserentnahme über einen Zeitraum von mehreren
Jahren erhält man eine übersichtliche Grundlage für die
Berechnung des notwendigen Talsperreninhalts. Bei
Wasserentnahme zur Kraftgewinnung durch Turbinen,
welche vorwiegend das durch die Staumauer geschaffene
Gefälle ausnutzen, ist zu berücksichtigen, daß der Wasser
verbrauch der Turbine für dieselbe Kraftleistung mit dem
*) Aus seinem im Württ. Elektrotechnischen Verein gehaltenen
Vortrag.
Fallen des Wasserspiegels im Stausee sehr rasch steigt,
weshalb man durch anschließende Druckleitungen das
Gesamtgefälle möglichst groß zu machen sucht.
Als Konstruktionsmaterial der Talsperren ist für
kleinere Verhältnisse früher teilweise Holz verwendet
worden; mit Rücksicht auf die geringe Dauerhaftigkeit
kommt jedoch Holz kaum mehr vor. Eiserne Sperrwände
sind bei uns noch nicht ausgeführt. Die Brückenbau
anstalt Gustavsburg hat zwar ein Patent auf die Kon
struktion einer eisernen Sperrwand, konnte aber eine
solche bisher nicht zur Ausführung bringen. In Amerika
dagegen fand Eisen als Dichtungskern in Erddämmen
schon Verwendung. Die meisten Spei’ren werden als
Erddämme oder als Mauern ausgeführt. Die Mauern
bestehen in der Regel aus unbehauenen, im Zyklopen
verband ineinander gefügten Bruchsteinen. Als Mörtel
wurde bisher vielfach Traßmörtel, neuerdings auch eine
Mischung von Zement und hydraulischem Kalk verwendet.
Das Mauerwerk muß sorgfältig hergestellt werden. Ein
fleißiger Maurer vermag im Tag 2—6 cbm Mauerwerk
zu leisten, auf einer größeren Spernuauer können meist
über 100 Maurer gleichzeitig beschäftigt werden. Das
Material wird am einfachsten auf einer Rollbahn über
die Mauer zugeführt, wobei das Schienengleise wechsel
weise mehr an der Außenwand oder an der Innenwand
der Sperrmauer verlegt wird, während die andre Seite
für die Aufmauerung frei bleibt.
An Stelle der in Deutschland üblichen Staumauern
baut man anderwärts, zum Beispiel in Frankreich, lieber
Erddämme, die gut dicht halten, wenn die Erde in nicht
zu dicken Schichten aufgebracht und jede Schicht abge
walzt wird. Auch gibt man oft dem Erddamm einen
Kern von Ton oder Mauerwerk. Sogar Sand läßt sich zu
Staudämmen verwenden, wenn man darauf achtet, daß
der Damm im Innern gut entwässert wird. Erddämme
können 20, ja bis zu 30 m hoch sein, ihre Böschung
schwankt je nach dem verwendeten Material zwischen
1:2,6 und 1:3; durch die Anlage von Bermen wird die
selbe eventuell noch flacher.
Die Berechnung der Sperrmauern geht von der Be