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BAUZEITUNG
Nr. 19
Ein II. Preis Architekt Alb. Benz-Eßlingen
Zimmern und den erforderlichen Nebengelassen, je eine
geräumige Kammer für jede Wohnung sowie für die
Oberamtssparkasse und die Oberamtspflege. Darüber:
W aschtrockenboden.
Als liebte Höhe der einzelnen Stockwerke wurde be
stimmt: im Untergeschoß: 2,40—2,60 m, Erdgeschoß
8,80 m, ersten Stock 3,10 m, zweiten Stock 3,10 m, ersten
Dachstock 2,60—2,80 m.
Für das Erdgeschoß und die Wohnräume im ersten
und zweiten Stock ist eine gemeinschaftliche Zentral
heizung vorzusehen. In den Diensträumen und in den
Wohnungen ist Gasbeleuchtung mit gesonderten Gas
uhren eiuzurichten, ferner Wasserleitung in sämtliche
Stockwerke, einschließlich eines Wandbrunnens im Erd
geschoß und Badeeinrichtung im ersten und zweiten Stock.
In sämtlichen Abtritten sind frei stehende Trockenklosette
anzubringen.
Für die Umfassungswände ist ringsum Massivbau
vorgesehen, doch ist für einzelne Dachgiebel bei ent
sprechender Architektur auch sichtbares Fachwerk zu
gelassen. Die gewölbten Keller sind aus Natursteinen
herzustelleu. Im Erdgeschoß sind sämtliche Scheide
wände aus feuersicherem Material in einer gegen Feuers
gefahr genügend schützenden Stärke herzustellen. Als
Material für die Gebälke über dem Untergeschoß und
über dem Erdgeschoß ist Eisenbeton oder ein ähnliches
gleichwertiges Material vorzusehen. In den oberen Stock
werken können Holzgebälke verwendet werden.
Als Bauaufwand für das vorbeschriebene Gebäude,
einschließlich Dolenanlage, Pflasterung des Hofraums und
Einfriedigung u.s.w., waren 90 000 M. vorgesehen, welcher
Höchstbetrag nicht überschritten werden durfte.
Zur Preisbewerbung waren nur selbständige Archi
tekten zugelassen, die im Obefamtsbezirk Eßlingen ihren
ständigen Wohnsitz haben.
Das Preisgericht erkannte, da ein I. Preis (500 M.)
nicht verteilt wurde, zwei II. Preise von je 350 M. dem
Architekten Benz und dem Architekten Hornung, einen
III. Preis von 300 M. dem Kegierungsbaumeister Eisele,
sämtlich in Eßlingen, zu. Die betreffenden Entwürfe
lernen unsre Leser heute in den beigefügten bildlichen
Darstellungen kennen.
Architektonische Ausbildung ganzer
Straßen
In dem Kampfe, die Schöpfungen unsrer Baukunst,
zumal im Wohnhausbau der großen Städte, wieder auf
ein höheres Niveau zu heben, sie wieder dahin zu bringen,
wohin frühere ßauperioden, insbesondere des vorletzten
und Anfang des letzten Jahrhunderts, sie mit so viel Er
folg gefördert hatten, sind in den letzten Jahren die
verschiedensten Vorschläge gemacht worden. Praktisch
schnell zu diesem Ziele zu gelangen, hat die Bremer
Terraingesellschaft auf Anregung ihrer fachmännischen
Preisrichter mit einem Wettbewerb für Bremenser Archi
tekten (Bebauung einer neuen Straße in der Schwachauer
Vorstadt) den aussichtsreichen Weg betreten, die archi
tektonische Ausbildung von ganzen Straßen in die Hand
eines einzigen künstlerisch schaffenden Architekten
zu legen. Allenfalls können mehrere Künstler, die in
gleichem Sinne schaffen, zu gemeinsamer Arbeit sich ver
einigen.
Auf diese Weise ist die meist mühsam zustande
gebrachte Leistung einzelner an dem betreffenden Straßen
bilde tätiger Architekten durch fehlerhafte, gänzlich aus
dem Bilde herausfallende Schöpfungen ungebildeter Leute
nicht in Frage gestellt. Auch ist dem wettbewerbenden
Architekten die Möglichkeit gegeben, die Führung der
Straßenlinien zur Hebung der Gesamterscheinung ent
sprechend zu ändern.
Dieses städtebaulich so wertvolle und sicher von Er
folg gekrönte Vorgehen dürfte ein nachahmenswertes
Beispiel für ähnliche Aufgaben sein und besonders den
Terraingesellschaften dringend zu empfehlen sein. Daß
sie durch diese kleine Mühe eine ungleich günstigere
Verwertung ihres Besitzes erzielen, zeigen schon zur
Genüge die wenigen von künstlerisch geschulten Archi
tekten geschaffenen Anlagen. J. M.
Die Versenkung von Betonwalzen
A. T. K. Betongründungen unter Wasser sind mit den
größten Schwierigkeiten verknüpft, da beim Versenken
des Betons das Wasser den Zement fortspült, so daß
das Bindemittel zum größten Teil verloren geht. Ander
seits bildet aber Beton das zweckmäßigste Mittel, wasser
sichere Gründungen herzustellen. Wo dies irgend an
gängig ist, geschieht die Betonsenkung zwischen Spund
wänden; man verwendet mit Vorliebe halbzylindrische
Kästen aus Eisen, die mit Beton gefüllt und mittels
fahrbarer Bockwinden in die Tiefe hinabgelassen werden.
Die Behälter sind zweiteilig konstruiert und entleeren
sich infolge Betätigung einer Zugvorrichtung, sobald sie
eine gewisse Tiefe erreicht haben. Der Beton hat dann
nur eine ganz geringe Fallhöhe zu durchmessen, wird
also nur wenig von seinem Mörtel verlieren. Aber in
heftig strömendem Wasser ist diese Methode nicht an
wendbar, und es sind verschiedene andre Systeme in
Vorschlag gebracht und praktisch erprobt worden. Eines
der sinnreichsten ist die Versenkung von Betonwalzen.
Das System ist von österreichischen Baubehörden schon
seit Jahren in ziemlich umfassender Weise angewendet
worden, aber in Deutschland noch sehr wenig bekannt.
Die „Oesterreichische Wochenschrift für den öffentlichen
Baudienst“ hat diesen Gegenstand eingehender behandelt
und darauf hingewiesen, daß die Betonsenkwalze nach
dem Patent des Erfinders Feuerlöscher namentlich überall
da in Betracht kommt, wo die Betongründung wilden
Bergwassern zu widerstehen hat, d. h. wo jede andre
Sicherungsarbeit bisher versagte. Außerdem verbilligt
die Anwendung von Betonwalzen die Fundierung überall
da, wo es unmöglich ist, das Wasser abzuleiten oder dem
Wasserlauf bis zur Vollendung der Bauarbeiten einen
andern Weg zu bahnen.
Zur Herstellung dieser Betonwalzen verwendet man
zweiteilige zylindrische Formen, die an den Enden torpedo
förmig abgerundet sind. In die Form werden darauf in
der Längen- und Querrichtung Drähte eingebracht, die
den Beton Zusammenhalten sollen. Außerdem wird die
Form mit einem Drahtgewebe von 4 cm Maschenweite
ausgekleidet, auf welches zwei Lagen Jute kommen.
Dieses schon mehrfach im Bauwesen verwendete Gewebe