8. Mai 1909
BAUZEITUNQ
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Amtskörperschaftsgebäude Eßlingen. Ein II. Preis. Architekt A. Hornung-Eßlingen
Zur Ausführung bestimmt
zur Verbindung breiiger Massen hat
sich auch für den vorliegenden Zweck
ganz trefflich bewährt.
In die so ausgekleidete Form wird
nun die vorbereitete Betonmasse einge
bracht, dann wird die Jute zugenäht,
das Drahtgewebe durch Verknüpfung
der Drahtenden geschlossen und dann
die stärkeren Eisendrähte, die wieder
das Netz und den ganzen Inhalt Zu
sammenhalten, miteinander verbunden
und fest angezogen.
Nun wird man vielleicht annehmen,
daß der Beton erst abbinden müsse,
ehe man die Walzen zum Fundieren
des Bauwerkes verwenden könne; aber
gerade das Gegenteil ist richtig. Die
Walze ist vielmehr noch in weichem,
elastischem Zustande zu verwenden,
so daß sie sich den Unebenheiten des
Bodens bequem anschließt. Das ist
selbstverständlich nur so lange der Fall,
wie der Beton noch nicht abgebunden,
also sich noch nicht fest an die Drähte
angeschlossen hat.
In Oesterreich hat namentlich die
Staatsbahn das System vielfach zur
Sicherung von Bahndämmen, die durch Hochwasser ge
fährdet wurden, angewendet, ferner auch zur Sicherung
von Brückenpfeilern u. s. w. In Graz wurde die Senkwalze
mit bestem Erfolge zur Wiederherstellung eines Stau
wehres angewendet, das durch Hochwasser zerstört
worden war.
Um wenigstens ein Beispiel für die vielfache Ver
wendungsmöglichkeit der Betonsenkwalzen anzuführen,
sei die Ausführung einer Uferbefestigung erwähnt. Man
versenkt drei bis fünf Walzen, die horizontal nebeneinander
in ein bis zwei Schichten verlegt werden, dann kann
gröberer Beton zwischen den Walzen und dem natürlichen
Ufer, das in zweckmäßiger Weise abzustechen ist, ver
staut werden. Denn durch die Walze ist das nachzu
schüttende Steinmaterial bzw. der zur Hintermauerung
dienende Beton gegen die Strömung gesichert. Auf
diesem Fundament kann dann die Ausführung des Ufer
mauerwerkes über dem Niedrigwasser in üblicher Weise
erfolgen. Fh.
Der Banwerkmeisterverein ^Württembergs
hielt am 2. Mai in Biberach die 28. Landesversammlung
ab, die sich einer außerordentlich starken Teilnahme aus
allen Teilen des Landes erfreuen durfte. Die Sektion
Neckarkreis hatte eigens einen Sonderzug zweiter Klasse
für ihre Mitglieder veranstaltet. Der Biberacher Fest
ausschuß bereitete den Kollegen einen überaus warmen
und herzlichen Empfang; die Stadt selbst trug reichen
Flaggenschmuck. Im Gasthaus zur Krone fanden von
J/ 2 11 Uhr ab die geschäftlichen Verhandlungen statt
unter dem Vorsitz des Landesvorstands Karl Rebmann-
Stuttgart, der die Versammlung mit einer herzlichen Be
grüßung eröffnete. Dann hieß Stadtschultheiß Müller die
Bauwerkmeister Württembergs in den Mauern seiner
Stadt willkommen und betonte dabei, welche enge Füh
lung zwischen Stadtverwaltungen und dem Bauberuf
ständig bestehe. Ohne tüchtige Bautechniker, ohne um
sichtige Baumeister sei keine Stadtverwaltung in der
Lage, den an sie gestellten Aufgaben gerecht zu werden.
Namens des Biberacher Ortsausschusses begrüßte sodann
Bauwerkmeister Gaupp sen. die auswärtigen Kollegen.
Der Jahresbericht des Vorsitzenden hob die man
cherlei Aufgaben hervor, die im Lauf des Jahres von
der Vereiusleitung und der Geschäftsstelle zu erledigen
waren, insbesondere gedachte er der Tätigkeit der Kom
mission, die für die Behandlung einer Eingabe wegen
der neuen Bauordnung tätig gewesen sei, leider aber
ohne Erfolg. Auch die Erste Kammer sei nicht im
stande gewesen, das zu verbessern, «was die Zweite
Kammer verschlechtert habe. So werde man nun unter
sehr schlechten Bauverhältnissen zu leiden haben und
man werde nur sehr teuer und unter gewaltigem Druck
bauen können. Der vom Landeskassier Kübler-Göppingen
vorgetragene Rechenschaftsbericht sowie der Voranschlag
für 1909 wurde einstimmig genehmigt, ebenso mit einigen
belanglosen Aenderungen die vom Geschäftsausschuß vor
beratenen Satzungsänderungen.
Bei den Neuwahlen des Ausschusses erklärte zum
lebhaften Bedauern der Anwesenden Landesvorstand Reb
mann, daß er sein Amt aus geschäftlichen und privaten
Rücksichten niederlegen wolle und eine Neuwahl nicht
mehr annehmen könne. An seiner Stelle wurde Bau
werkmeister Emil Kühler gewählt. Zum stellvertr.
Vorstand wurde Bauinspektor Kreß - Feuerbach, zum
Landeskassier Oberamtsstraßenmeister Wörner berufen.
Außerdem wurden noch Architekt Max Müller-Stuttgart,
Bauwerkmeister Ad. Fahrion-Feuerbach, Bauwerkmeister
Architekt A. Hornung-Eßlingen