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BAUZEITUNG
Nr. 21
Fig. 20
Der Füllkörper und der gegen Verschiebungen in
seiner Höhenlage so empfindliche Verteilungsapparat wer
den auf diese Weise völlig geschont.
Zu den Rinnen ist kräftiges Material, das sich nicht
durchbiegt, zu nehmen; sie müssen auf ihre ganze Länge,
also auf 3—4 m, frei liegen können, ohne sich einzu
schlagen.
Bedauerlicherweise unterliegen die eisernen Rinnen,
auch wenn sie anfangs gut gegen Rost geschützt waren,
starker Rostbildung; es wäre lohnend, wenn sich ein
andres Material ausfindig machen ließe, das bei gleicher
Starrheit unempfindlich gegen die Feuchtigkeit und Gase
im Oxydationsraum ist.
4. Da — wie oben gezeigt — die Lebewesen im
Füllkörper, wenn sie ihre nützliche Arbeit sollen ver
richten können, viel Sauerstoff brauchen, so ist für
reichliche Belüftung und Entlüftung zu sorgen.
Der Faulprozeß in den beiden Sammelgruben geht
auch bei Luftabschluß vor sich; man tut daher gut,
bei größeren Anlagen die in den Sammelgruben sich
bildenden übelriechenden Dünste vom Oxydationsraum
fernzuhalten und die Trennungsmauer bis zur Abdeckung
hochzuführen.
Für die Sammelgrube genügt meist eine Entlüftungs
röhre.
Bei dem Oxydationsraum ist die frische Luft von
unten einzuführen, die schlechte Luft aber aus den oberen
Luftschichten abzusaugen. (Schluß folgt.)
Zur Hebung des Teclinikerstandes
Es ist erfreulich zu sehen, wie die Bestrebungen,
dem Techniker die ihm in der Jetztzeit gebührende An
erkennung und Bedeutung im öffentlichen Leben zu
verschaffen, in immer weiteren Kreisen sich geltend
machen. So kommt aus Berlin die Nachricht,
daß sich dort unter dem Namen „Technisches
Komitee“ ein Verein gebildet hat, welchem bereits
ein großer Kreis hervorragender Persönlichkeiten
fördernd zur Seite steht und dessen Bedeutung eine
einflußreiche zu werden verspricht. Seit Jahrzehnten
sind, wie die Wochenschrift des Ärchitektenvereins
zu Berlin hervorhebt, Versuche unternommen worden,
den Vertretern der technischen Berufsarten, insbe
sondere soweit sie höhere technische Arbeit leisten,
ein größeres Maß von Selbständigkeit und öffent
licher Anerkennung zu erringen. Immer noch be
klagt sich der deutsche Techniker, und zwar mit
vollem Recht darüber, daß ihm eine seiner Ein
wirkung auf das öffentliche Leben entsprechende
Rolle in demselben vorenthalten wird, während in
England und Frankreich und im Lande der unbe
grenzten Möglichkeiten die technische Arbeit ganz
anders gewertet zu werden pflegt. In der West-
minsterabtei stehen auf der Marmorstatue von James
Watt die denkwürdigen Worte: „Der König, die
Minister, der Adel und das Volk von England haben
dies Denkmal James Watt, dem Wohltäter der
Menschheit errichtet.“ Wo ist der deutsche Tech
niker, dem auch nur eine ähnliche Ehrung zuteil
geworden ist?
Wenn bisher in dieser Hinsicht noch wenig
erreicht worden ist, so liegt das mit daran, daß
die Technik mit Riesenschritten vorwärts eilte und
dabei den fähigsten technischen Köpfen keine Zeit
ließ, sich in bemerkbarer Weise mit den öffent
lichen, volkswirtschaftlichen und staatswissenschaft
lichen Fragen zu beschäftigen und auf das öffent
liche Leben Einfluß zu gewinnen. Es ist daher auch
nicht erstaunlich, daß bisher verhältnismäßig wenig
Techniker in unsern Parlamenten Platz gefunden
haben. Wenn noch kürzlich Staatssekretär v. Beth-
mann-Hollweg bei der Beratung des Arbeitskammer-
gesetzes es beklagte, daß so wenig Großindustrielle im
Reichstag säßen, so wird jeder Einsichtige es bedauern,
daß das gleiche auch bezüglich der Techniker gilt. Ein
Siemens, Krupp, Schichau, v. Weber, v. Eyth u. a. saßen
nicht in einem deutschen Parlament.
Auch in andrer Beziehung, z. B. in den staatlichen
und gemeindlichen Verwaltungskörpern, wird
der Vertreter der Technik noch nicht überall als gleich
berechtigt anerkannt. Daher dürfte die Arbeit des Tech
nischen Komitees in den weitesten Kreisen der Techniker
als eine willkommene und in hohem Grade nützliche be
trachtet werden, sie wird in praktischer Weise die Arbeit
der großen Vereine auf sozialpolitischen Gebieten er
gänzen können. Wir stehen heute im Zeichen der Ver
waltungsreform. Daß diese nicht zum Nachteil der tech
nischen Berufskreise ausfällt, dafür zu sorgen, wird eine
der nächstliegenden Aufgaben des Komitees sein.
Das Komitee will ferner die Bestrebungen der heute
bestehenden Verbände dadurch an seinem Teil zu för
dern suchen, daß es seine Aufmerksamkeit auf von diesen
weniger gepflegte Gebiete richtet. Auch sollen Fach
gruppen, die bisher wenig oder gar nicht organisiert
waren, in zweckmäßiger Weise an das Komitee an
gegliedert werden. Naturgemäß wird und muß die Hebung
der sozialen Stellung der höheren Techniker auf ver
schiedenen Wegen erstrebt werden. Keiner der heute
bestehenden Verbände soll in seiner Arbeit zum gemein
samen Ziele hin gestört werden. Vielmehr wird das
Komitee auf dem ihm eignen freieren Wege alle den
Fragen wirtschaftlicher und sozialer Natur dienen
den Bestrebungen stützen und fördern. Die verschiedenen
Fachrichtungen auf diesem weiten Arbeitsgebiete einander
Abwasserreinigung
Fig. 21