Inhalt: Das Bürgerhaus in der Schweiz. — Betonbauberufsgenossenschaft. — Ziegel bei Feuer und
Erdbeben. — Die neue Bauordnung in der Ersten Kammer. — Vereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. —
Kleine Mitteilungen. — Bautechnische Rundschau. — Personalien. — Bücher.
Das Bürgerhaus in der Schweiz
In dankenswerter Weise hat der Schweizerische In
genieur- und Architektenverein es unternommen, an die
Bearbeitung der Geschichte und der Entwicklung des
schweizerischen Bürgerhauses vom Mittelalter bis zum
Jahre 1850 heranzutreten und die Ergebnisse in Wort
und Bild zu veröffentlichen. Zu diesem Zweck wurde
eine Kommission eingesetzt, bestehend aus den Architekten
P. Ulrich, Dr. C. H. Baer, Prof. Fr. Bluntschli-Zürich,
P. Bouvier-Neuchätel, B. Fatio-Genf, Prof. Gull-Zürich,
A. Hodler-Bern, E. J. Propper-Biel, F. Stehlin, ß. Suter-
Basel, E. v. Tscharner-Ghur. Das Ergebnis der Arbeit dieser
Kommission liegt zunächst in einem in deutscher und
französischer Sprache abgefaßten „Aufruf“ vor, der sich
sten abhängig war von den Sitten und Gebräuchen der
sozial höherstehenden Gesellschaftsklassen, des Adels und
der Geistlichkeit, suchten die Schweizer meist in stolz
bescheidener, treuer und selbstbewußter Ueberlieferung
als schlichte Bürger im Interesse ihrer Heimat tätig und
nützlich zu sein, Ehren- und Adelsdiplome fremder Herr
scher weniger achtend als die Anerkennung der Mit
bürger. Das gab den Grund zu einer bürgerlich radi
kalen, aber besonnenen Demokratie, zu der auch das
altvornehme, bisweilen mehr international gesinnte Patri
ziat immer wieder gern zurückkehrte. Denn auch von
ihm wurden fremde Sitten und Gebräuche in den Heimat
gauen ängstlich vermieden und selbst mitten unter frem-
Landhaus Naville zu Vernier
als eine stattliche, 48 Seiten in Großquart umfassende
Schrift darstellt. *) Eine Fülle von Abbildungen in tadel
loser Ausführung führt uns ein prächtiges Stück alter
schweizerischer Baukunst vor, während die textliche
Darlegung von Dr. C. H. Baer in interessanter, fesseln
der Weise Charakter und Erhaltung des Bürgerhauses
bis in die neueste Zeit schildert.
Während die bürgerliche Kultur der meisten Länder
Europas, abgesehen von kurzen Perioden, doch im Inner-
*) Das Bürgerhaus in der Schweiz. Ein Aufruf. Her-
ausgegebeu im Auftrag des Schweizerischen Ingenieur- und Archi
tektenvereins. Zürich 1907, SohultheS & Co.
Genf
den Völkern mit einem gewissen konservativen Solidari
tätsgefühl heimische Weise vor allem geachtet und
behütet. Die Folge davon ist in der Schwmiz eine aus
gesprochen bürgerliche Kultur, die unbeirrt Jahrhunderte
hindurch in Blüte stand und erst in den Stürmen der
Revolution etwas in den Hintergrund trat. Der Mittel
punkt aller Kunst und Sitte ist neben der Kirche das
Haus. Aber während die Kirche zumeist vor rascheren
und allzu einschneidenden Veränderungen bewahrt blieb,
wechselt das Wohnhaus häufig mit jedem Bewohner
Charakter und Aeußeres und ist oft gezwungen, an
maßend auftretenden Nutzbauten seinen altererbten Platz
abzutreten. Damit aber ginge für das wertvolle Bild