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BAUZEITUNG
Nr. 22
Casa Borrani in Ascona bei Locarno
das sich auf alles, was allgemein künstlerischen Wert
hat, beziehen soll, ist ein Hauptgewicht auf die Wirkung
der Bauwerke im Städte- und Straßenbild sowie auf die
Gartengestaltung zu legen, in Wegfall kommen nur
Burgen und alle kirchlichen Bauwerke.
Die von dem Schweizerischen Ingenieur verein ein
gesetzte Kommission hat nun ihre endgültige Tätigkeit
mit der Veröffentlichung der vorliegenden Schrift be
gonnen, der wir vorstehend die Grundgedanken ent
nommen haben und zur Veranschaulichung derselben eine
Reihe interessanter Abbildungen beifügen, deren Ver
öffentlichung uns die Kommission durch freundliches
Entgegenkommen ermöglicht hat. Text und Bilder wer
den, wir sind es überzeugt, auch bei unsern Lesern leb
hafter Aufmerksamkeit begegnen, bieten sie doch eine
Fülle von Anregung und Belehrung. Wir hoffen, daß
durch sie das Interesse und die Anteilnahme an den
alten Bürgerhäusern, den ehrwürdigsten und wichtigsten
Zeugen der hochentwickelten Kultur unsrer Vorfahren,
einen neuen Anstoß erhalten wird. F.
Betonbaiiberufsgenossenschaft
In den Reihen der Betonbauindustriellen sind seit
einiger Zeit Bestrebungen im Gange, die darauf hin
zielen, für diese Industrie die Errichtung einer besonderen
Betoubauberufsgenossenschaft nachzusuchen. Zu diesem
Zwecke fand kürzlich eine Sitzung von Vertretern des
Reichsversicherungsamtes und der Betonbauindustrie
unter dem Vorsitze des Präsidenten des Reichsver
sicherungsamtes im Dienstgebäude zu Berlin
statt.
An dieser Konferenz, die von dem Präsi
denten Dr, Kaufmann geleitet wurde, nahmen
noch teil die Geheimräte Besserer, Graef,
Hartmann und Schultz vom Reichsversiche
rungsamt; die namhaften deutschen Beton
firmen waren vertreten durch Direktor
Trosset-Düsseldorf, AVolle-Leipzig, Langelott-
Dresden,Promnitz-Düsseldorf,Kommerzienrat
Toepfer-Stettin, Weidert-Berlin, Direktor
Saalwächter-Berlin, Moeller-Dresden, Becher-
Berlin und Syndikus Dr. Kubatz-Düsseldorf.
Es wurden die Gründe dargelegt, die für
solche Bestrebungen sprechen, und insbe
sondere hervorgehoben, daß einmal für die
Betonbauindustrie der Zwang sehr mißlich
sei, verschiedenen Berufsgenossenschaften,
einer Baugewerksberufsgenossenschaft und
dann auch noch der Tiefbau- und Stein
bruchsberufsgenossenschaft, anzugehören, und
zum andern die Betonbauindustrie insofern
ungünstig gestellt wäre, als bei den meisten
Baugewerksberufsgenossenschaften besondere
Gefahrentarife für Betonbauten nicht bestehen.
Von seiten des Präsidenten Dr. Kaufmann
wurde darauf hingewiesen, daß der Zeit
punkt für die Errichtung einer besonderen
Betonbauberufsgenossenschaft vielleicht noch
zu früh und mit Rücksicht auf den Entwurf
der neuen Reichsversicherungsordnung auch
nicht ganz zweckmäßig gewählt sei. Immer
hin sei der Wunsch der Betonbauindustriellen,
daß sie für sich besondere Gefahrenklassen
bei den einzelnen Baugewerksberufsgenossen
schaften wünschen, gerechtfertigt, und das
Reichsversicherungsamt sei bereit, seinerseits
diesen Wunsch nach Möglichkeit zu unter
stützen. Auch sei es erwünscht, daß in den
einzelnen Baugewerksberufsgenossenschaften
die Betonbauindustriellen im stärkeren Maße
als bisher in dem Vorstand vertreten seien,
und wisse gerade das Amt die Bedeutung der Beton
bauindustrie, die sich nach überschläglicher Feststellung
in 20 Jahren von ca. 8 Millionen zu 100 Millionen Mark
Jahreslohnleistungen emporgeschwungen habe, zu wür
digen. Die Betonbauindustriellen werden voraussichtlich
dementsprechend ihre auf die Errichtung einer besonderen
Betonbauberufsgenossenschaft zielenden Bestrebungen
weiter verfolgen. K.
Ziegel bei Feuer und Erdbeben
Wenn sich auch bei dem Unglück San Pranziskos in
mannigfacher Weise das verschiedenartige Verhalten der
einzelnen Baustoffe unter dem Einfluß von Feuer und Erd
stößen gezeigt hat, so hat sich wohl noch klarer der Unter
schied gleichartiger Baustoffe in bezug auf ihre Brauch
barkeit, Güte und Wichtigkeit als Baukonstruktion er
geben. Die japanische Regierung hatte eine Abordnung
nach San Franzisko gesandt, um aus dem Studium der
Zerstörungen für ihr ebenfalls von Erdbeben so oft heim
gesuchtes Land Nutzen zu ziehen. Dr. T. Nakamura,
Professor für Architektur an der Kaiserlichen Universität
zu Tokio, ein Mitglied der Abordnung, äußert seine
Meinung dahin, daß der durch das Erdbeben verursachte
Schaden zum großen Teil auf schlechten Mörtel und
fehlerhafte Bauart zurückzuführen sei. Es sei ein leichtes,
ein Gebäude zu entwerfen, das Sicherheit gegen Erd
beben und Feuer biete. Gebäude aus Ziegeln sind in
Japan viel verbreitet, wo ernsthaftere Erdbeben als das
in San Franzisko nicht ungewöhnlich sind. Das Geheim-