Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

172 
BAUZEITUNG 
Nr. 22 
Casa Borrani in Ascona bei Locarno 
das sich auf alles, was allgemein künstlerischen Wert 
hat, beziehen soll, ist ein Hauptgewicht auf die Wirkung 
der Bauwerke im Städte- und Straßenbild sowie auf die 
Gartengestaltung zu legen, in Wegfall kommen nur 
Burgen und alle kirchlichen Bauwerke. 
Die von dem Schweizerischen Ingenieur verein ein 
gesetzte Kommission hat nun ihre endgültige Tätigkeit 
mit der Veröffentlichung der vorliegenden Schrift be 
gonnen, der wir vorstehend die Grundgedanken ent 
nommen haben und zur Veranschaulichung derselben eine 
Reihe interessanter Abbildungen beifügen, deren Ver 
öffentlichung uns die Kommission durch freundliches 
Entgegenkommen ermöglicht hat. Text und Bilder wer 
den, wir sind es überzeugt, auch bei unsern Lesern leb 
hafter Aufmerksamkeit begegnen, bieten sie doch eine 
Fülle von Anregung und Belehrung. Wir hoffen, daß 
durch sie das Interesse und die Anteilnahme an den 
alten Bürgerhäusern, den ehrwürdigsten und wichtigsten 
Zeugen der hochentwickelten Kultur unsrer Vorfahren, 
einen neuen Anstoß erhalten wird. F. 
Betonbaiiberufsgenossenschaft 
In den Reihen der Betonbauindustriellen sind seit 
einiger Zeit Bestrebungen im Gange, die darauf hin 
zielen, für diese Industrie die Errichtung einer besonderen 
Betoubauberufsgenossenschaft nachzusuchen. Zu diesem 
Zwecke fand kürzlich eine Sitzung von Vertretern des 
Reichsversicherungsamtes und der Betonbauindustrie 
unter dem Vorsitze des Präsidenten des Reichsver 
sicherungsamtes im Dienstgebäude zu Berlin 
statt. 
An dieser Konferenz, die von dem Präsi 
denten Dr, Kaufmann geleitet wurde, nahmen 
noch teil die Geheimräte Besserer, Graef, 
Hartmann und Schultz vom Reichsversiche 
rungsamt; die namhaften deutschen Beton 
firmen waren vertreten durch Direktor 
Trosset-Düsseldorf, AVolle-Leipzig, Langelott- 
Dresden,Promnitz-Düsseldorf,Kommerzienrat 
Toepfer-Stettin, Weidert-Berlin, Direktor 
Saalwächter-Berlin, Moeller-Dresden, Becher- 
Berlin und Syndikus Dr. Kubatz-Düsseldorf. 
Es wurden die Gründe dargelegt, die für 
solche Bestrebungen sprechen, und insbe 
sondere hervorgehoben, daß einmal für die 
Betonbauindustrie der Zwang sehr mißlich 
sei, verschiedenen Berufsgenossenschaften, 
einer Baugewerksberufsgenossenschaft und 
dann auch noch der Tiefbau- und Stein 
bruchsberufsgenossenschaft, anzugehören, und 
zum andern die Betonbauindustrie insofern 
ungünstig gestellt wäre, als bei den meisten 
Baugewerksberufsgenossenschaften besondere 
Gefahrentarife für Betonbauten nicht bestehen. 
Von seiten des Präsidenten Dr. Kaufmann 
wurde darauf hingewiesen, daß der Zeit 
punkt für die Errichtung einer besonderen 
Betonbauberufsgenossenschaft vielleicht noch 
zu früh und mit Rücksicht auf den Entwurf 
der neuen Reichsversicherungsordnung auch 
nicht ganz zweckmäßig gewählt sei. Immer 
hin sei der Wunsch der Betonbauindustriellen, 
daß sie für sich besondere Gefahrenklassen 
bei den einzelnen Baugewerksberufsgenossen 
schaften wünschen, gerechtfertigt, und das 
Reichsversicherungsamt sei bereit, seinerseits 
diesen Wunsch nach Möglichkeit zu unter 
stützen. Auch sei es erwünscht, daß in den 
einzelnen Baugewerksberufsgenossenschaften 
die Betonbauindustriellen im stärkeren Maße 
als bisher in dem Vorstand vertreten seien, 
und wisse gerade das Amt die Bedeutung der Beton 
bauindustrie, die sich nach überschläglicher Feststellung 
in 20 Jahren von ca. 8 Millionen zu 100 Millionen Mark 
Jahreslohnleistungen emporgeschwungen habe, zu wür 
digen. Die Betonbauindustriellen werden voraussichtlich 
dementsprechend ihre auf die Errichtung einer besonderen 
Betonbauberufsgenossenschaft zielenden Bestrebungen 
weiter verfolgen. K. 
Ziegel bei Feuer und Erdbeben 
Wenn sich auch bei dem Unglück San Pranziskos in 
mannigfacher Weise das verschiedenartige Verhalten der 
einzelnen Baustoffe unter dem Einfluß von Feuer und Erd 
stößen gezeigt hat, so hat sich wohl noch klarer der Unter 
schied gleichartiger Baustoffe in bezug auf ihre Brauch 
barkeit, Güte und Wichtigkeit als Baukonstruktion er 
geben. Die japanische Regierung hatte eine Abordnung 
nach San Franzisko gesandt, um aus dem Studium der 
Zerstörungen für ihr ebenfalls von Erdbeben so oft heim 
gesuchtes Land Nutzen zu ziehen. Dr. T. Nakamura, 
Professor für Architektur an der Kaiserlichen Universität 
zu Tokio, ein Mitglied der Abordnung, äußert seine 
Meinung dahin, daß der durch das Erdbeben verursachte 
Schaden zum großen Teil auf schlechten Mörtel und 
fehlerhafte Bauart zurückzuführen sei. Es sei ein leichtes, 
ein Gebäude zu entwerfen, das Sicherheit gegen Erd 
beben und Feuer biete. Gebäude aus Ziegeln sind in 
Japan viel verbreitet, wo ernsthaftere Erdbeben als das 
in San Franzisko nicht ungewöhnlich sind. Das Geheim-
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.