5. Juni 1909
BAUZE1TUNÖ
179
Pig. 22, 23 und 24 (siehe Bau
zeitung Nr. 21) zeigen die Klär
anlage für den Pabrikneubau des
Fabrikanten Bosch, Porststraße 7;
berechnet für 500 Personen ä 60 1,
zusammen 30 000 1 = 30 cbm.
Das Abwasser kommt aus ver
schiedenen Richtungen, so daß zwei
Sammelräume, mit dem Paulraum
dazwischen, angeordnet werden
konnten.
Ebenso sind zwei Abläufe für
die beiden Oxydationskörper vor
handen, deren Yerteilungsrinnen
über der Mitte der Tropfrinnen
liegen.
Bei der Reinigung des einen
Sammelraums gelangt das Ab
wasser in einer Kastenrinne un
mittelbar in die Paulgrube; für
die Belüftung sind mehrere ge
mauerte Schächte außerhalb der
Umfassungsmauer des Oxydationsraums vorhanden, die
in der Fläche der Hofebene mit einem eisernen Gitter nach
Art der Luftscbächte für Sammelkanäle abgedeckt sind.
Die Entlüftung konnte nur an der Seite hochgeführt
werden, wo sich die Umfassungsmauern der Fabrik befinden.
In der Abdeckung sind bewegliche Monierplatten
reichlich'eingelegt, und zwar in den Sammelgruben über
dem Sumpf, um eine Pumpe einstellen zu können, im
Faulraum, um die Abläufe nachzusehen, im Oxydations
raum aber entlang den Enden der Tropfrinnen und über
den Yerteilungsrinnen; die lichte Höhe über dem Füll
körper beträgt nur etwa 90 cm.
Die Wände des Belüftungsraums sind bochgeführt
und mit einer Bogenstellung versehen, um die Auflager
für die Tragbalken der Decke zu schaffen.
Anmerkung: „Zu den Pig. 8 und 9 und dem zuge
hörigen Text in Nr. 21 bemerkt Oberbaurat Braun, daß
die Verteilungsrinnen keine eingelegten Bleiscbnüre, son
dern schieberartige Vorrichtungen zur Regelung des
Wasserauslaufs haben und daß seine Yerteilungs- und
Tropfrinnen aus verbleitem und verzinktem Eisenblech
hergestellt werden, das nach erfolgter Formung heiß
asphaltiert wird und nicht rostet.“
Die Technische Hochschule in der würt-
temberg-ischen Kammer
In der Finanzkommission der Zweiten Kammer kam
bei dem Kapitel Technische Hochschule die Frage zur
Erörterung, in welcher Weise am besten für den Unter
richt in fremden Sprachen gesorgt werde. Wie mit
geteilt wurde, schweben bei der Regierung Erwägungen
darüber, ob die durch den Tod des seitherigen Lehrers
freigewordene Fachlehrerstelle für Französisch und Eng
lisch als solche bestehen bleiben oder ob sie in eine
außerordentliche Professur umgewandelt werden soll. Es
wurde darauf hingewiesen, daß es von Wichtigkeit sei,
diesen Unterricht nach den praktischen Bedürfnissen der
studierenden Techniker einzurichten.
Vom Berichterstatter v. Gauß wurde beanstandet,
daß der bei der letzten Etatsberatung gefaßte Beschluß,
die Regierung möge geeignete Einrichtungen zur höheren
Ausbildung für den kaufmännischen Beruf an der
Technischen Hochschule in Erwägung ziehen, nach der
Erklärung der Regierung, es seien wissenschaftliche Yor-
tragskurse für Kaufleute eingeführt worden, als „erledigt“
anzusehen sei. Die Mehrheit der Kommission war der
Meinung, daß jener Beschluß formell damit erledigt sei;
wenn die Entscheidung der Regierung den Wünschen
der Antragsteller nicht entspreche, so müsse ein neuer
Antrag gestellt werden. Dieser formellen Auslegung
schloß sich auch der Berichterstatter an, so daß ein An
trag v. Kiene, jenen Beschluß für erledigt zu erklären,
einstimmig angenommen wurde.
Weiter wurde die Frage der Errichtung einer Lehr
stelle für den Luftschiffbau und für den Bau von
Kraftfahrzeugen angeregt und vom Berichterstatter
v. Gauß ein Antrag gestellt, die Bereitwilligkeit zur Be
willigung der erforderlichen Mittel auszusprechen. Wie
Kultminister v. Fleischhauer mitteilte, ist die Regierung
mit der Frage der Anstellung eines
Dozenten für den Luftschiffbau
beschäftigt. Eventuell werde die
Regierung einen Nachtragsetat
hierfür einbringen. Auch die Re
gierung sei der Meinung, daß es
eine Ehrenpflicht für Württemberg
sei, den Luftschiffbau wissen
schaftlich zu fördern. Gegen den
erwähnten Antrag wurden Be
denken geäußert, weil man sich
bei der Unklarheit der Sache heute
noch nicht nach einer bestimmten
Richtung hin festlegen könne; die
Mitteilungen der Regierung seien
zu begrüßen, aber darüber hinaus
zugehen liege kein Anlaß vor. Ein
andrer Redner meinte, man solle
die Befruchtung der Entwicklung
der Luftschiffahrt durch eine
■P
^ -r y ^ - J >
r"* T“ V
Abwasserreinigung
Fig. 13