9. Januar 1909
BAUZEITUNG
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nur das geringere Bildungsniveau. Darunter leidet natür
licherweise insbesondere die große Zahl derjenigen dieser
Beamtenkategorie, die über eine den übrigen Yerwaltungs-
beamten gleicbkommende Vorbildung verfügen, aber weil
sie eben Techniker sind, auch mit zurückgesetzt werden.
Nachdem aber die Regierung bei den Technikern dieselben
Kenntnisse im allgemeinen Wissen wie bei den übrigen
Yerwaltungsbeamten zur Ausfüllung ihrer Stellung nicht
für absolut nötig erachtet, weil das technische Können
an sich einen höheren Wert besitzt, so darf sie diesen
erlaubten Mangel nicht entgelten lassen, sondern sie
möge endlich die rechtliche Gleichstellung dieser Tech
niker mit den übrigen mittleren Verwaltungsbeamten an
erkennen und die entsprechende Verordnung in die Wege
leiten. Die Zurücksetzung dieser Techniker gegenüber
den Verwaltungsbeamten im engeren Sinne, deren Dienst
an Umfang der Verantwortlichkeit in den meisten Fällen
demjenigen der Techniker nicht gleichkommt, ist nicht
gerechtfertigt.
Sollte dieser Grundsatz nicht anerkannt werden, so
können wir nur jedem Kollegen mit besserer Vorbildung
raten, den Staatsdienst zu meiden.
Zur Gleichstellung mit den übrigen Kollegen des
mittleren Dienstes würde zum mindesten gehören:
1. Die lebenslängliche Anstellung aller mittleren tech
nischen Beamten mit der definitiven Anstellung.
2. Die gehaltliche Gleichstellung mit den mittleren
Beamten der anderen staatlichen Verwaltungen
(Post, Eisenbahn).
3. Regelung der Urlaubszeiten entsprechend dem Modus
der anderen Verwaltungen.
4. Schaffung einer gleichmäßigen Arbeitszeit für alle
Bureaubeamte (acht Stunden).
5. Einweisung in die achte Rangstufe und Zuweisung
der Diäten dieser Rangstufe.
6. Zuweisung des „Staatsanzeigers“ wie bei den übrigen
mittleren Staatsbeamten.
7. Die Anstellungsverbältnisse der mittleren technischen
Beamten insbesondere in Beziehung auf den Anfangs
gehalt sollten bei allen bezüglichen Verwaltungen
gleichmäßig geregelt werden.
Die Berücksichtigung der mittleren Beamten bei
Stellvertretungen für den Bauamtsvorstand und noch
manches andre wäre gleichfalls hier anzuftihren, aber
wir könnten zufrieden sein, wenn uns die hohen Ministerien
durch Gewährung der unter 1—7 angeführten Wünsche
endlich Gerechtigkeit widerfahren ließen. —r.
Yereinsmitteilimgen
Württ. Baubeaiuten-Verein. Als Mitglieder haben
sich angemeldet: Stadtbaumeister Eugen Sulz er in
Spaichingen, Bauwerkmeister Konstantin Holzhauer
in Stuttgart, Lehenstraße 11.
Ihren Austritt haben erklärt: Oberbahnmeister Grieb
in Cannstatt und Bauinspektor Kreß in Feuerbach.
Wettbewerbe
Solbad Frankenhausen am Kyffhäuser. Auf
die Ausschreibung eines Bebauungsplanes sind 54 Ent
würfe eingegangen. Es wurden mit Preisen ausgezeichnet
die Entwürfe: 1. „Gartenstadt am Kyffhäuser“
des städtischen Ingenieurs Fischer-Mainz, 2. „Garten
stadt“ der Architekten Schönberg und Ehrlich-
Hagen i. Westf., 3. „Aufbau“ des Architekten Hermann
Jansen-Berlin. Angekauft ist der Entwurf „Sennerin
Sonntag“ des Architekten Oskar Ho ff-Kiel und zum
Ankauf empfohlen der Entwurf „HorizontaleHäuser-
frouten im Abhang“ des Architekten Jansen-Berlin.
Die eingegangenen Entwürfe werden vom 5. bis 19. Jan. 1909
im Polytechnischen Institut zu Frankenbausen öffentlich
ausgestellt.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt:
Große Kollektion von Erich Erler; Blick auf Messina
und die Meerenge mit der kalabrischen Küste, Messina
mit dem Hafen bei Mondschein, Morgenstimmung in
einem kalabrischen Städtchen (Scilla) von H. Drück;
Linden von E.Drück v. Stockmayer; Torhäuschen (Haiger-
loch), Pfarrhof (Haigerloch) von H. Gentner; Keilerkopf,
Ruhender Rehbock, Auf der Lauer von Ohr. Haug;
Häuser im Grünen, Vorgebirge, Herbstabend von H. Fro-
benius; Aquarelle von Erwin Pendl; Pastelle und Zeich
nungen von L. Maquet u. s. w.
Eine bewegliche Treppe, System Hocquart,
ist kürzlich auf dem Bahnhof am Quai d’Orsay in Paris
in Betrieb gesetzt worden. Die zwischen den ebenfalls
beweglichen Geländern 1,5 m breite Treppe verbindet mit
einem Steigungsverhältnis von 1:2 den Bahnsteig mit der
rund 5 m höher liegenden Straße und hat im Prinzip
Aebnlichkeit mit einem schrägliegenden Kettenrost. Jeder
Tritt ist nämlich aus 50 gußeisernen Lamellen gebildet,
die mittels zweier an der Unterseite angegossener Trag
ringe auf eine Hohlwelle aufgereiht sind; diese ruht ihrer
seits an beiden Enden auf besonderen Endgliedern, die
mittels Rollen auf den geneigten Tragschienen laufen.
Am oberen wie am unteren Ende läuft das Ganze über
je zwei Kettenräder, von denen die oberen angetrieben
werden, während die unteren als Nachspannvorrichtung
eingerichtet sind. Den Antrieb bewirkt ein 15 PS. Elektro
motor vermittelst Schneckengetrieben; bei einer horizon
talen Geschwindigkeit von 20 bis 22 m/Min. erreicht
nach „Rev. gen. des Cb. d. fer“ der Kraftverbrauch bei
Leerlauf 5,6 Kilowatt. Die Leistungsfähigkeit dieser Treppe
übertrifft die der andern im gleichen Bahnhof befindlichen
vier festen Verbindungstreppen von 1,8 m Breite um
fast 80 %•
Neue Gefährdung der Kunstdenkmäler in
Aegypten. Italienischen Blättern zufolge wurde das
für den Staudamm von Assuan gesteckte Ziel der Be
wässerung der Ufergelände des Nil nicht erreicht. Daher
wurde beschlossen, den Staudamm um 7 m zu erhöhen.
Die nachteiligen Folgen für die Kunstschätze Aegyptens
sind einleuchtend. Die Bauten der Insel Pbilae werden
dann ganz verschwinden. Kommt ferner der Plan zur
Ausführung, das Gebiet zwischen Assuan und Kairo, das
jetzt unfruchtbar ist, ganz zu überschwemmen, um dem
Boden neue Kraft zu geben, so würden damit die Toten
städte, die von den Aegyptern dort in Jahrhunderten in
großer Ausdehnung angelegt wurden, vernichtet werden.
Der Verlust an archäologischen Schätzen würde dadurch
ein ungeheurer werden.
Personalien
Baden. Ernannt: zum Geheimrat zweiter Klasse der Direktor
desWasser-und Straßenbaues, Geh.Oberregierungsrat Dr.K.Krems;
zu Geh. Oberbauräten: der Vorstand der Bauabteilung der General
direktion der Staatseisenbahnen, Baudirektor A. W asm er, der
Vorstand der Betriebsabteilung der Generaldirektion der Staats
eisenbahnen, Betriebsdirektor O. Eng ler, das Kollegialmitglied
der Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, Oberbaurat
H. Stolz; zu Oberbauräten: das Kollegialmitglied der General
direktion der Staatseisenbahnen, Banrat A. Court in, das Kollegial
mitglied der Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues, Baurat
H. Cassinone; zu Oberbauinspektoren: der Inspektionsbeamte
bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, Hochbauinspektor
H. Hemberger, der Vorstand der Wasser- und Straßenbau
inspektion in Bruchsal, Wasser- und Straßenbauinspektor L. Meeß,