28. August 1909
BAUZK1TUNÖ
279
Y ereinsmitteilungen
Bauwerkineisterverein Württembergs. Die Sek
tion Jagstkreis erläßt eine Einladung zum Sommer
ausflug nach Aalen und Neresheim am Sonntag, den
5. September. Wir machen auch an dieser Stelle darauf
aufmerksam und verweisen im übrigen auf das Programm,
wie es in der letzten Nummer des „Corresp.-Blattes“
vom 21. August veröffentlicht ist.
Vereinigung ehem.Baugewerkscliüler (Hochbau)
Darmstadt. Am Sonntag, den 15. d. M., fand eine gut
besuchte Versammlung in Darmstadt, Restaurant Kaiser
saal statt. Daran anknüpfend wurden die beiden Land
häuser ßosignol und Arnheiter von Architekt Leonhard
Schäfer - Darmstadt besichtigt. Die Besichtigung des
Hallenschwimmbades mußte leider verschoben werden,
da dasselbe nur Sonntags bis 1 Uhr geöffnet ist. Das
Heft von Architekt Blaum & Stumpf (Aufnahme der
ersten Klasse der Landesbaugewerkschule - Darmstadt)
kann zum Preise von 3,60 M. vön der Papierhandlung
Lautz, Darmstadt, Rheinstraße, direkt bezogen werden. —
Kollegen, welche gesonnen sind, sich auf die Eisenbeton
branche zu verlegen, wollen mir dies mitteilen, da eine
solche Stelle durch ein Mitglied unsrer Vereinigung zu
besetzen ist. — Zu der Konkurrenz „Friedhofskapelle“
sind 9 Entwürfe eingelaufen. Dieselben habe ich zur
Beurteilung an das Preisgericht weitergegeben. Wann
die Veröffentlichung stattflndet, kann ich heute nicht
mitteilen, da die Preisrichter, Direktor Prof. Wien-
koop und Architekt L. Schäfer, zurzeit verreist sind. —
Die Kollegen, welche noch Beiträge zu bezahlen haben,
bitte ich, dieselben an unsern Kassier, Kollegen P. Peter
mann, Offenbach a. M., Habelsbergerstraße 13 m, einzu
senden. Mit kollegialem Gruß
Job. Hammann, Schriftführer.
Wettbewerbe
Oldenburgische Spar- und Leihbank in Olden
burg. Im Wettbewerb erhielten bei 176 eingegangenen
Entwürfen je einen Preis von 2500 M. die Architekten
Willi. Müller und Willy Beer-Frankfurt a. M. sowie
Architekt Karl Kuhn-Hilden, je einen Preis von 2000 M.
die Architekten Willi. Müller und Willy Beer-Frauk-
furt a.M. sowie die Architekten Fr. Wimmer &A. Krayer-
Bremen. Vier weitere Entwürfe wurden angekauft.
Kleine Mitteilungen
Ulm. Ein dem Landtag zugegangener Nachtragsetat
nimmt einen Staatsbeilrag von 281500 M. für die Er
bauung einer zweiten Donaubrücke zwischen Ulm
und Neu-Ulm in Aussicht. Als zweckmäßigste Baustelle
für die neue Brücke wird in dem Entwurf die etwa
100 m unterhalb des Gänstores liegende bezeichnet. Von
den vier Plänen, welche die Ministerialabteilung für
Straßen- und Wasserbau ausgearbeitet hat, ist der ge
wählt worden, der eine 16 m breite gewölbte Beton-,
brücke mit drei Oeffnungen vorsieht. Dieser Entwurf
hat die Zustimmung auch der bayrischen Regierung so
wie der Gemeindevertretungen von Ulm und Neu-Ulm
gefunden. Die lichte Weite der mittleren Oeffnung der
Brücke soll 31,5 m betragen, die der beiden äußeren
Oeffnungen je 28,75 m. Der Kostenaufwand ist im
ganzen auf 665000 M. veranschlagt, wovon die bayrische
Regierung, die Stadt Neu-Ulm sowie der Kreis Schwaben
und Neuburg 102 000 M., der württembergische Staat
281500 M. und die Stadt Ulm, die sich auch zur Ueber-
nahme der Bauherrschaft bereit erklärt hat, den Rest
übernimmt. Hinsichtlich der künftigen Unterhaltung,
Reinigung und Beleuchtung der Brücke haben sich die
beiden Städte schon vor längerer Zeit dahin geeinigt,
daß Ulm fünf Sechstel und Neu-Ulm ein Sechstel über
nimmt. Die Bauzeit soll zwei Jahre betragen. Auf die
Einführung der Schiffahrt auf der Donau ist dadurch
Rücksicht genommen worden, daß eine Durchfahrt von
6 bis 6,5 m über Mittelwasserhöhe vorgesehen ist.
Dannstadt. Eine Gedenkfeier für Alfred
Messel, den im Anfang dieses Jahres entschlafenen
großen Baukünstler, wird demnächst in seinem Geburts
ort Darmstadt stattfinden. Die gesamte deutsche Archi
tekten- und Ingenieurwelt wird bei der Feier vertreten
sein, die gelegentlich der Tagung des Verbandes deutscher
Architekten- und Ingenieurvereine in Darmstadt geplant
ist. Nach den Verhandlungen werden die Delegierten
am Sonntag, den 29. d. M., die hervorragendsten Bau
denkmäler Darmstadts besichtigen und den Anfang mit
einer Schöpfung Messels, dem Landesmuseum, machen.
Hier wird Geh. Oberbaurat Prof. K. Hofmann eine Ge
denkrede auf den so früh heimgegangenen Meister halten.
Berlin. Die Große Goldene Medaille für Kunst der
Großen Berliner Kunstausstellung 1909 ist für das Gebiet
der Baukunst dem Geh. Baurat Dr.-Ing. Ludwig Hoff
man n, Stadtbaurat von Berlin, verliehen worden. Hoff-
mann erhielt im Jahre 1901 für seine umfassende Aus
stellung städtischer Bauten die kleine Medaille, der nun
mehr, nach einem Zwischenraum von acht Jahren, die
große gefolgt ist. Die Fachwelt wird der durch diese
Verleihung gekennzeichneten Bewertung der baukünstle
rischen Tätigkeit des städtischen Architekten von Berlin
nur zustimmen können.
Gründung von Architektenkainmern. In einer
Sitzung des Ausschusses der Vereinigung Berliner Archi
tekten wurde bei Beratung über die Gründung von
Architektenkammern beschlossen, das zunächst fürPreußen
vorzuschlagende Gesetz soll so ausgearbeitet werden, daß
es für alle deutschen Bundesstaaten annehmbar werde.
Ferner kam die Anschauung zum Ausdruck, daß die
Schaffung von Architektenkammern eine Angelegenheit
der Privatarchitekten sein solle und beamtete Archi
tekten auszuschließen seien.
Der Wert der gekrümmten Straße für die male
rische Gestaltung eines Stadtbildes ist in unsern Tagen
so allgemein erkannt und anerkannt, daß es beinahe
überflüssig erscheint, von ihm noch zu reden. Weniger
bekannt wird die Tatsache sein, daß der Satz von der
Schönheit der krummen Straße schon vor mehr als sieben
Jahrzehnten ausgesprochen worden ist, und zwar von
keinem Geringeren als von unserm großen Schlachten
lenker Moltke. Moltke schreibt, wie die „Schweiz.
Bauztg.“ hervorheht, am 14. Oktober 1835 in seinem
Tagebuche der Reise nach Konstantiuopel: „Wien ist
schon deshalb schöner als Berlin, weil es krumme Straßen
hat. Krumme Straßen sind stets schöner als gerade.
In jenen sieht man doch immer einige Häuser in Front,
in diesen alle in der ungünstigsten Verkürzung. Die
längste gerade Straße in der Welt ist vielleicht die
Friedrichstraße in Berlin, aber wieviel schöner ist der
Blick auf die Zeil in Frankfurt, die Strada ßalbi und
Novissima in Genua, der Breite Weg in Magdeburg,
die Herrenstraße in Wien. Solche, von rechtwinkligen
Straßen durchschnittenen Städte sind von dem Willen
eines Mächtigen hervorgerufen, nach seiner Laune uni
formiert. In den Städten, welche eine geschichtliche
Vorzeit haben, zeichnete das Bedürfnis den Grundriß.
Der Hafen, der Strom, der Berg, auf welchem eine Feste
lag, die Heerstraße gaben das Gesetz. Sie mögen eng,
finster, unbequem sein, aber sie reden zum Gemüt. Am
unerfreulichsten sind die Kopien im kleinen von Berlin,
wie Neu-Ruppin, Mannheim oder gar Karlsruhe, wo alle
Häuser schiefe Winkel bilden mußten, damit man vom
Schlosse durch die öden Gassen sehen kann. Die Straßen
Berlins mögen bequem, gesund, zweckmäßig sein, aber
schön sind sie nicht, weil gerade.“ Moltke war Kind