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BAUZEITUNG
Nr. 36
Abb. 6
Wettermantel aus Schiefer (Goslar)
kein Hindernis bildet für eine günstige Lösung der Bau
aufgabe. Es ist anderseits der Anschluß an ein so ein
fach schönes Motiv wie die alte Kirche ein wertvoller
Ausgangspunkt für eine großzügige Lösung der Aufgabe.
Der Mangel eines solchen Motivs ist in den vollständigen
Neuhauprojekten, die von bedeutendsten Künstlern her
rühren, ohne weiteres fühlbar. Aus diesen Erwägungen
heraus ist das Preisgericht der Anschauung, daß die
Erhaltung der Kirche und die Einbeziehung derselben
in die Baugruppe sich dringend empfiehlt. Nur ein
derartiges Projekt glaubt daher das Preisgericht der
K. Staatsregierung zur Ausführung empfehlen zu können.“
Von den preisgekrönten Arbeiten schlagen die mit
dem L, II., dem einen der beiden III. (Fischer) und den
beiden IY. Preisen gekrönten Entwürfe die Erhaltung
der Augustinerkirche vor, während von den Preisträgern
nur die Architekten Scholer und Bonatz einen vollständigen
Neubau vorsehen. Yon der Gruppe der angekauften
Arbeiten treten zwei für die Erhaltung, die beiden andern
für die Niederlegung der Augustinerkirche ein.
Bei der vorliegenden Konkurrenz, von der wir, dank
dem freundlichen Entgegenkommen des Verlags der
„Münchner Neuesten Nachrichten“, heute eine bildliche
Darstellung der preisgekrönten Pläne zu bringen in der
Lage sind, ist zu beachten, daß es sich lediglich um
eine Ideenkonkurrenz handelte. Es kam zunächst nur
darauf an, für den Neubau eines Polizeigebäudes Projekte
allgemeinerer Natur zu erhalten, die dann gewissermaßen
die Unterlagen für die Ausarbeitung eines Spezial Projektes
bilden sollen. Welcher Architekt mit der Ausarbeitung
des Spezialprojektes betraut werden wird, ist noch
ungewiß, da die Kammer noch nicht die notwendigen
Mittel genehmigt hat. Erst wenn der Landtag die
Mittel zur Verfügung stellt und sich für die Aus
führung eines bestimmten Projektes entschlossen haben
wird, wird an die Ausarbeitung eines Spezialprojektes
gegangen werden können. Bei diesem wird es sich
vor allem auch um die innere Ausgestaltung des
Baues handeln. Schon die Aufstellung eines Pro
gramms für das Spezialprojekt, die von dem aus
führenden Architekten der Polizeidirektion bewerk
stelligt werden muß, wird mehrere Monate in An
spruch nehmen. Für das Spezialprojekt dürfen auch
Einzelheiten der übrigen preisgekrönten und ange
kauften Entwürfe benutzt werden. A.
Verband Deutscher Architekten- und
Ingenienrvereine
Die 38. Abgeordnetenversammlung, zu der etwa
70 Teilnehmer aus allen Teilen des Deutschen Eeichs
an dem diesjährigen Tagungsort Darmstadt erschienen
sind, begann am 26. August abends mit einer Be
grüßung im Städtischen Saalbau, wobei vom Mittel
rheinischen Architekten- und Ingenieurverein den
Gästen Festtrunk und Imbiß dargeboten wurde.
Baurat Wagner als Vorsitzender des Vereins bewill-
kommnete die Kollegen in warmen Worten und zeigte
als Verfasser eines sinn- und humorvollen Festspiels,
das den Abend verheißungsvoll eröffnete, daß der
Architekt auch Apollos goldene Leier zu rühren
versteht. Namens der Stadt begrüßte Bürgermeister
Dr. Glässing die Erschienen, namens der Technischen
Hochschule der Rektor Geh. Baurat Prof. Walbe, der
den Wunsch aussprach, daß die Tagung der über
bürdeten akademischen Jugend nicht noch mehr
Lernstoff und Examina aufbürden möge. Der Stadt
Darmstadt, als der aufblühenden Kunststadt, gedachte
Ministerialdirektor Reverdy, der Vorsitzende des Ver
bands. Der Abend schwand bei lebhafter Unterhaltung,
musikalischen und deklamatorischen Vorträgen im
Flug dahin.
Die Verhandlungen nahmen am 27. August unter dem
Vorsitz des Ministerialdirektors Reverdy ihren Anfang.
Zunächst wurden geschäftliche Fragen erledigt. Die Ein
nahmen aus den literarischen Unternehmungen des Ver
bands betragen 1624,26 M. Die Abrechnung für 1908
ergab bei einem Voranschlag von je 15 000 M. für Ein
nahme und Ausgabe eine Mehreinnahme von 2567 M.
und eine Mehrausgabe von 6073 M. Der Vermögens
bestand beträgt 6832 M. Die beantragte Entlastung des
Vorstandes wurde erteilt. Zu der Vermögenssammlung
haben bis jetzt 1711 Spender mit insgesamt 61773 M.
beigetragen. Der Vorstand beantragt dazu, die bisher
gesammelten Gelder sowie die noch in Zukunft eingehen
den und die Erträgnisse der Zinsen aus dem angelegten
Gelde einstweilen unantastbar liegen zu lassen und als
besonderen Vermögensbestandteil zu behandeln, bis wenig
stens die von der Abgeordnetenversammlung in Danzig
als wünschenswert bezeichnete Höhe der Spende von
100 000 M. erreicht ist. Um diese Summe möglichst
bald zu erreichen, soll nicht der Beitrag erhöht werden,
sondern die Vorsitzenden der einzelnen Vereine sollen
die Listen der Mitglieder und die von diesen gezahlten
Beiträge erhalten und ihrerseits für eine lebhafte Agitation
in ihren Vereinen eintreten.
Nach dem Bericht des Ausschusses über das Bürger
hauswerk soll der Umfang desselben auf 200 Tafeln
sowie einen Textband von etwa 40 Bogen bemessen
werden. Die Ausstattung der Tafeln und des Textes
soll sich der des Bauernhauswerkes anschließen, wobei