Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

16. Oktober 1909 
BAUZEITUNG 
335 
beiden Darstellungen knüpfte sich eine längere Aus 
sprache. Auch hei der Erörterung über die Erhaltung 
des römischen Kaiserpalastes in Trier machten sich gegen 
teilige Ansichten geltend. Prof. Gary - Großlichterfelde 
betonte die Notwendigkeit der Erhaltung und Erforschung 
der Reste der Ruine, der Wiederaufbau komme erst in 
zweiter Linie. Sehr entschieden erklärte sich Geh. Re 
gierungsrat Prof. Dr. Löschke-Bonn gegen einen Wieder 
aufbau, da man gar keinen Anhalt habe, wie der Kaiser 
palast ausgesehen habe. Es könne sich nur um Kon 
servierung der Reste handeln. Zu einer lebhaften 
Aussprache führte dann die Stilfrage bei der Wieder 
herstellung alter Baulichkeiten. Hier standen sich wieder 
verschiedene Ansichten gegenüber. Prof. Weber-Danzig 
sprach von toten und lebenden Bauten. Jene solle man 
in ihrem Zustand lassen und an eine Restaurierung nur 
bei lebenden, heute noch ihrem Zweck dienenden Bauten 
gehen, dabei sich an den historischen Stil halten, da 
kein moderner Stil vorhanden sei. Einen ganz gegen 
sätzlichen Standpunkt nahm Landesbaurat a. D. Rehorst 
ein, der die For 
derung freier mo 
derner Stilgebung 
bei Erneuerungen, 
Vergrößerungen, 
An- und Aufbauten 
nachdrücklich ver 
trat. Gerade die 
Ehrfurcht vor den 
alten Baudenk 
mälern solle von 
Nachahmungen, die 
dazu geeignet seien, 
den ursprünglichen 
Baugedanken zu ver 
wischen, abhalten. 
Der Meister müsse 
über den Stilen 
stehen und sie nach 
dem Empfinden uns 
rer Zeit umgestal- 
tenundweiterbilden. 
Es hätten hervor 
ragende Architekten 
durch ihre Bauten 
bereits bewiesen, daß sie den Aufgaben der Denkmalpflege 
gewachsen seien. In der eingehenden Erörterung, die den 
beiden Darlegungen folgte, traten Prof. Corn. Konrad 
Lange und Gurlitt sehr warm für die neue Kunst ein. 
Der neue Stil sei zum Teil schon da, man dürfe es den 
Modernen nicht verwehren, alte Bauten in ihrem Stile 
wiederherzustellen. Ehrfurcht gegen das Alte, Liebe, 
herzliche Liebe zu allem Neuen soll das Losungswort sein. 
Damit war die Tagesordnung erschöpft. Als Ort der 
nächsten Tagung wurde Danzig bestimmt. F. 
Y ereinsmitteilnngen 
Württ. Baubeamten-Verein. Die nächste Aus 
schußsitzung findet Sonntag, den 24. Oktober d. J., 
vormittags 10 Uhr, im Gasthof „St. Joseph“ in Gmünd 
statt; es werden hierzu die verehrl. Ausschußmitglieder 
freundlichst eingeladen, auch die übrigen Vereinsmitglieder 
sind herzlich willkommen. Nach den Verhandlungen um 
12 Va Uhr gemeinschaftliches Mittagessen und von 2 Uhr 
ab Besichtigung der neuen Fachschule und andrer Gmünder 
Sehenswürdigkeiten unter kundiger Führung. Zu dem 
Mittagessen sowie zu den Besichtigungen mit darauf 
folgendem Abendschoppen sind auch die Herren Kollegen, 
welche dem Vereine nicht angehören, ebenfalls herzlich 
eingeladen. Anmeldungen zum Mittagessen ä 1,60 M. 
sind an Herrn Stadtbaumexster Herkommer in Gmünd 
zu richten. — Diejenigen Mitglieder unsers Vereins, die 
sich in diesem Winter an einem Eisenbetonkurs be 
teiligen möchten, werden hiennit ersucht, sich bis zum 
20. d. M. bei dem Vereinsvorstand, Bahnliofstraße 17 in 
Stuttgart, anzumelden. 
Wettbewerbe 
Anlegung eines Friedhofs in Bremen. Von der 
Deputation für die Friedhöfe der Freien Hansestadt 
Bremen wird ein Wettbewerb zur Erlangung eines Planes 
für die Anlegung des Osterholzer Friedhofs unter den 
deutschen Architekten und Gartenkünstlern mit Termin 
bis 1. Februar 1910 mit Preisen von 5000, 4000, 3000 M. 
ausgeschrieben. Für zwei Ankäufe sind je 500 M. be 
stimmt. Im Preisgericht sind u. a. Baudirektor Ehr 
hardt und Prof. Högg-Bremen, K. Gartenbaudh-ektor 
F. Encke-Köln a. Rh., Landesbaurat Prof. Th. Göcke- 
Berlin, Baurat Hans Grässel-München. Programm und 
Grundlagen sind von der Friedhofinspektion An der Tiefer 
gegen 5 M., die 
wiedererstattet wer 
den, zu beziehen. 
Kleine 
Mitteilungen 
Württ. Kunst 
verein Stuttgart. 
Neu ausgestellt: Ge 
burtstagtisch, Vete 
ran, Fisch, Prozes 
sion, Atelierstill 
leben, Akt, Akazien, 
Brot und Pfirsiche, 
Vörfi-ühling, Im 
Freien, Kleine Lui- 
senbui'g, Winter 
abend, Rheinfall, 
Jockgrimer Bauer, 
Interieur, Junger 
Fischer, Stilleben, 
Sommerlandschaft 
von Alb. Haueisen; 
Heimkehr, Waldbach, Schwarz waldhaus, Kopfstudie, 
Herbststimmung, Zirkusszene von Leo Bauer; Däm 
merung, Seeufer, Märzahend, Abendglanz, Märzsonne, 
Am Berliner Tor, Fischersteg, Herbstabend (Aquarelle) 
von Hans Klohß, u. s. w. 
Bautechnische Beratung der Gemeinden bei 
Schulhausbauten. Im Amtsblatt des Kgl. Württ. Mini 
steriums des Kirchen- und Schulwesens wird eine Be 
kanntmachung veröffentlicht des Inhalts, daß zur Beratung 
der Behörden und Anstalten des Kultdepartements in 
bautechnischen und verwandten Fragen ein bautechnischer 
Berater aufgestellt ist, dessen Tätigkeit unmittelbar der 
Dienstaufsicht des Ministeriums des Kirchen- und 
Schulwesens unterliegt. Neben der eingehenden Prüfung 
der ihm überwiesenen Akten und Pläne gemäß den be 
stehenden Vorschriften und der Abfassung schriftlicher 
Gutachten hierüber soll die Beiziehung des Beraters zur 
förmlichen Uebernahme eines fertiggestellten Schulhaus 
bauwesens erfolgen. Bei bedürftigen Gemeinden können 
die Beratungskosten ganz oder teilweise auf die Staats 
kasse übernommen wei’den. Die wirtschaftlichen Ver 
hältnisse der Gemeinden unter Wahrung der schul 
technischen und schulhygienischen Interessen sollen bei 
Begutachtung der für Schulzwecke bestimmten Gebäude 
und Einrichtungen tunlichst berücksichtigt werden. 
Außerdem ist zu prüfen, ob die Bauten dem archi 
tektonischen und landschaftlichen Bilde der Umgebung 
Deutsches Institut für ärztliche Mission Tübingen 
Grundriß des Erd- und ersten Obergeschosses
	        
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