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BAUZBITUNG
Nr. 42
Deutsches Institut für ärztliche Mission Tübingen
und bei Wiederherstellungsarbeiten auch dem geschicht
lich gewordenen Charakter der Bauwerke selbst ent
sprechen. Der Konservator der vaterländischen Kunst-
und Altertumsdenkmale soll in geeigneten Fällen sein
fachmännisches Urteil abgeben.
Tübingen. Der 300 m lange Schloßbergtunnel
der Nebenbahn Tübingen—Herrenberg, die Yerbindungs-
strecke zwischen Neckar- und Ammertal, ist nunmehr
in seiner ganzen Länge fertiggestellt. Der Tunnelbau
wurde in drei Vierteljahren vollendet. Als Fortsetzung
des Tunnels wird eine Bahnbrücke über den Neckar in
Eisenbeton mit zwei Gewölbeöffnungen von je 34 m
Spannweite ausgeführt, von denen der eine Bogen gegen
wärtig betoniert wird. Wenn die Arbeiten in der bis
herigen Weise vorwärtsschreiten, dürfte in absehbarer
Zeit die Eröffnung der neuen Balmlinie zu erwarten sein.
Straßburg i. E. Ein schweres Bauunglück hat sich
am 12.Oktober, kurz vor II Uhr vormittags, hier ereignet
durch den Einsturz eines Neubaues, eines vier
stöckigen großen Doppelhauses in der Ludwigshafener
Straße. Eine Anzahl Arbeiter wurde unter den Trüm
mern begraben. Wie bis jetzt verlautet, kostete die
Katastrophe vier Menschen das Leben. Außerdem sind
noch 11 Arbeiter verletzt, von denen drei in Lebensgefahr
schweben. Nach Angabe der Arbeiter soll sich im zweiten
Stockwerk das Mauerwerk herausgedrückt haben und so der
Einsturz des bereits bis zum Dachstock gediehenen Ge
bäudes erfolgt sein. Als Ursache wird das unglückliche
Zusammentreffen von mehreren Versehen und Flüchtig
keiten und das ungünstige Wetter bezeichnet. Das auf
der Baustelle noch lagernde Material an Sand und Kies,
die im Bau verwendeten Backsteine und der einer Prü
fung noch zugängliche Mörtel sollen, wie gesagt wird,
den baupolizeilichen Bedingungen eben noch entsprechen.
Bauunternehmer und Erbauer ist ein früherer Karlsruher
Schutzmann (!) namens Kern. Er hatte dem Vernehmen
nach schon ein paarmal Bauunfälle, und zwar voriges
Jahr bei Ausschachtungsarbeiten in der Mörschhauser
straße, wobei ein kleines Hintergebäude einsttirzte.
Berlin. Im Anschluß an das Seminar für Städte
bau an der Technischen Hochschule wird vom 9. bis
zum 20. November ein Vortragszyklus über ausgewählte
Abschnitte des angewandten Städtebaues unter
Leitung der Professoren Genzmer und Brix veranstaltet.
Er ist von besonderem Werte für die staatlichen Kreis-
und die Gemeindebaubeamten, Mitglieder der Regierungen
und der Bezirksausschüsse. — Eine Schwindelgesellschaft
von sechs Männern, die unter dem hoch
tönenden Namen „Internationale
Hoch-Tief-Brücken- und Beton
baugesellschaft“ in der Kleinen
Residenzstraße ein Bureau eingerichtet
hatte, ist von der Kriminalpolizei un
schädlich gemacht worden. Da gab es
ein Privatbureau, ein technisches Bureau,
ein Aufnahmebureau u. s. w., in denen
Maschinenschreiberinnen und andre An
gestellte tätig waren. Die ganze Ein
richtung war nur darauf berechnet, dem
Publikum Sand in die Augen zu streuen.
In Wirklichkeit hatte das Geschäft nur
den Zweck, andre Geschäftsleute im
großen Stil auszubeuten.
Personalien
Württemberg'. Befördert: auf die Stelle
eines Bisenbahnbauinspektors des inneren
Dienstes bei der Generaldirektion der Staats
eisenbahnen der Abteilungsingenieur, tit. Eisen
bahnbauinspektor Waas, Vorstand der Eisen
bahnbausektion Weikersheim. Versetzt: auf
die Stelle des Bahnmeisters in Cannstatt der Oberbahnmeister
Gaßniann in Schorndorf seinem Ansuchen entsprechend.
Uebertragen: den bisherigen Hilfsarbeitern bei der Gewerbe
inspektion, Diplomingenieur A. Bräumiller und Regierungsbau-
führer W. Gärttner in Stuttgart, je die Stelle eines Gewerbe
assessors. Verliehen; die Karl-Olga-Medaille in Silber dem
Hofwerkmeister Jul. Bibi in Stuttgart.
Hessen. Erteilt: dem Kreisbauinspektor des Kreises Bü
dingen J. Funk der Charakter als Baurat.
Bücher
Deutsche Kunst und Dekoration. Herausgegeben und redi
giert von Hofrat Alexander Koch. Verlagsanstalt Alexander Koch,
Darmstadt. Mit dem zum 1. Oktober erschienenen neuesten Heft tritt
diese hervorragende Kunstzeitschrift in ihren 13. Jahrgang. Die
Fülle von bildlichen Darstellungen — es sind etwa 130 Illustrationen
und farbige Beilagen in dieser Nummer vereinigt — wirkt ver
blüffend, man findet fast das gesamte Gebiet der freien und an
gewandten Kunst vertreten. Neben Außen- und Innenarchitektur,
Plastik, Malerei sind es ornamentale Entwürfe, Buchschmuck, Pla
kate, Kunstphotographien markanter Persönlichkeiten, Tafelgeräte,
Korb- und Gartenmöbel, Schmucksachen, Stickereien, die ungemein
schöne Vorbilder aufweisen. Besonders beachtenswert sind die Dar
stellungen von Landhäusern und Möbeln, mit Namen wie E. v. Seidl,
B. Newton, C. Witzmann, die Modelle zu dem gigantischen Völker
schlachtdenkmal Metzners und eine Serie von 36 Bildern des
Münchner Malers Diez, dessen Person und Wirken Fritz y. Ostini
an der Spitze des Heftes eingehend würdigt. Weitere Aufsätze
behandeln unter Bezugnahme auf Metzners Riesengestalten die sym
bolische Darstellung des Ringens unsrer Zeit sowie Erziehungs
fragen, in denen wichtige soziale Dinge berührt werden. Wir
zweifeln nicht, daß das Oktoberheft bei seiner Reichhaltigkeit,
Vielseitigkeit und Gediegenheit nicht nur in künstlerischen Kreisen
freudig begrüßt werden , sondern auch das Interesse des Laien er
wecken wird, der in ihm eine seltene Summe von Anregung und
Belehrung findet. F.
Briefkasten
Anfrage: Welches sind die einfachsten, praktischsten und
billigsten Türschließer für Zimmertüren, und welche Firma liefert
dieselben ? A. F.
Anfrage; 1. Ist es statthaft, reinen Schotter von einer Quetsch
maschine ohne Zusatz von Sand zum Betonieren zu verwenden? und
2. gibt es eine Vorschrift, in welcher das Betonieren ohne Sand
zusatz, also nur mit reinem Schotter, verboten ist? A. T.
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel.
Architekt W.Klatte, beide in Stuttgart. Druck : Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart.
Schwesteriiheim