Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

344 
BAUZBITÜNG 
Nr. 43 
mit irgendwie nochmals in Berührung kommt. Das be 
sagte Präzisionsgebläse wird von der Firma schon seit 
45 Jahren gebaut und ist von ihr für andre Zwecke 
schon in vielen Tausenden geliefert worden, von denen 
sich eine große Zahl bis zu 20 Jahren und noch länger 
in ununterbrochenem Betrieb befinden, ohne ersatz- oder 
reparaturbedürftig geworden zu sein. Da der Luftsauger 
als die Seele der ganzen Anlage anzusehen ist, gewähr 
leistet die Anwendung dieses Gebläses die denkbar größte 
Betriebssicherheit unter Ausschluß der von jedem Be 
sitzer einer maschinellen Anlage mit Recht so gefürch 
teten Reparaturen. Dabei kommt noch weiter in Be 
tracht, daß dieses Präzisionsgebläse vermöge seiner un 
übertroffenen Bauart im Verhältnis zu seiner Leistung 
(3000 mm Wassersäule) sehr wenig Kraft erfordert, und 
die Krafterfordernis für den Betrieb der Anlage durch 
den Wegfall der einen beträchtlichen Widerstand bilden 
den Stoffilter, die auch sehr häufig exmeuert werden 
müssen, noch weiter vei’miudert wird, so daß die Kosten 
des Betriebs einer solchen Anlage äußerst geringe sind. 
Einen nicht hoch genug anzuschlagenden Vorzug bietet 
das ,. System Aerzen“ aber in hygienischer Hinsicht durch 
das Auswaschen der Staubluft im Vakuum und das An 
sammeln des Staubes in durch Wasser (dem erforderlichen 
falls auch desinfizierende Stoffe zugesetzt werden können) 
gebundenem Zustand in einem hermetisch verschlossenen 
Raum, der niemals geöffnet werden muß uud von dem 
aus der Schmutz direkt in die Kanalisation abgeführt 
wird, ohne daß man damit nochmals in Berührung kommt. 
Die Wii’kungsweise einer solchen Anlage wird durch 
beistehende Abbildung vei’anschaulicht. Durch Inbetrieb 
setzung des Gebläses (1) wird im Luftwascher (2) ein 
hohes Vakuum (3000 mm Wassersäule) erzeugt und an 
dauernd erhalten. Die dadurch von den einzelnen Rei 
nigungsstellen abgesaugte und mit Staub geschwängex'te 
Luft wird durch die Rohrleitung dem Luftwascher zu 
geführt, tritt durch in dem Apparat angeordnete Spezial 
siebböden unter dem Wasserspiegel aus, gibt den Staub 
an das Wasser ab, erfährt eine gründliche Auswaschung, 
wobei das Wasser infolge des Vakuums in kochende 
Bewegung gerät, und gelangt alsdann durch das Saug 
gebläse, vollkommen gex*einigt, in die Austrittsleitung, 
während der Staub als Schlamm im unteren Teil des 
Luftwaschers zurückbleibt und von Zeit zu Zeit durch 
Oeffnen des Ablaßhahns (3) in die Kanalisation abge 
führt wird. 5 ist ein trichterföi’miges Schutzblech zur 
Verhinderung des Eindringens von Spritzwasser in das 
Saugrohr, 6 das Wassei’spülrohr, 7 die Rohrverschrau 
bung zum Anschluß an die Wasserleitung, 8 die Rühr 
stange, 9 das Luftverteilungsrohr, 10 sind Schaugläser, 
die auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Apparates 
angebracht sind und durch welche die Vorgänge inner 
halb des Apparates während des Betriebes verfolgt wer 
den können. Der Wasserverhrauch ist ein so minimaler, 
daß er gar nicht in Betracht kommt; je nachdem ist das 
Wasser erst nach mehreren Wochen zu erneuern. Da 
die Bedienung die denkbar einfachste ist, die Anlage 
kosten mäßig zu nennen sind, der Betrieb sehr billig ist 
und fast keine Abnutzung stattfindet, verdient das vom 
Standpunkt der Hygiene vollkommen einwandfreie „ System 
Aerzen“ zweifellos die weiteste Verbreitung. Anlagen 
dieser Art werden gebaut von der Aerzener Maschinen 
fabrik, G. m. b. H., in Aerzen-Hameln (gegründet 1864, 
Vertreter Otto Wieland in Stuttgart). 
Kleine Mitteilungen 
Staatliche Erfindungsausstellung Stuttgart. 
Wir hören von der Ausstellungsleitung bei der K.Zentral 
stelle für Gewerbe und Handel, daß der Ausschuß für 
die Vorprüfung der eingegangenen Anmeldungen, un 
gefähr 1000 an der Zahl, zusammengetreten ist und die 
endgültigen Ausstellungsbestimmungen festgesetzt hat. 
Im Anschluß hieran wird jetzt die Einzelprüfung der 
Anmeldungen stattfinden. Es sind unter den Anmel 
dungen wohl alle Zweige der Technik vertreten, von der 
Dynamomaschine bis zum kosmetischen Verfahren, und 
vom Rodelschlitten bis zum Zündholzsparer, so daß ein 
jeder, der eine Neuheit für seinen Betrieb sucht, unter 
der Fülle der Ausstellungsgegenstände etwas für ihn 
Passendes herausflnden kann. Nur diejenigen weiteren 
Anmeldungen zur Ausstellung, die noch im Laufe dieses 
Monats bei der Ausstellungsleitung eingehen, werden 
noch berücksichtigt werden. 
Stuttgart. Der 23. ordentliche Berufsgenossen 
schaftstag, der hier am 20. Oktober seine Versamm 
lung abhielt, hat zur Reichsversicherungsordnung 
entschiedene Stellung genommen. Nachdem die beiden 
Referenten über dieses Thema eine Reihe von Aus 
stellungen ei'hoben und betont, daß sich allseits ein 
nachdrücklicher Widerspruch gegen die Uebertragung 
irgendwelcher Aufsichts-, Kontroll- und Entscheidungs 
befugnisse an die von der Regierung vorgeschlagenen 
Versicherungsämter erhebe und auch die Ablehnung aller 
Vorschläge auf Schaffung einer neuen Behördenorganisatiou, 
eines sozialpolitischen Staates im Staate zum Ausdruck 
komme, wurde eine diesbezügliche Resolution ohne Er 
örterung einstimmig angenommen; dieselbe lautet: „Der 
Berufsgenossenschaftstag stellt mit Befriedigung fest, daß 
die von seiten der anderen Versicherungsträger, der 
großen wirtschaftlichen Verbände für Landwirtschaft, 
Handwerk, Handel und Industrie, von Vertretern der 
Wissenschaft und von Sozialpolitikern an der Reichs 
versicherungsordnung geübte Kritik eine weitgehende 
Uebei’einstimmung mit denjenigen Grundsätzen aufweist, 
die der außerordentliche ßerufsgenossenschaftstag vom 
26. Mai 1909 in seiner damals einstimmig angenommenen 
Erklärung niedergelegt hat. Er gibt um so mehr der 
Erwartung Ausdruck, daß die Reichsregierung den ge 
nannten Gesetzentwurf unter Berücksichtigung dieser 
Stellungnahme einer gründlichen Umarbeitung 
unterziehen werde, insbesondere in der Richtung, daß 
die Selbstverwaltung der Berufsgenossenschaften in 
vollem Umfang gesichei't bleibt und von einem neuen 
kostspieligen Behördenapparat Abstand genommen wird.“ 
Personalien 
Württemberg. Uebertragen: die Stelle eines hochbau- 
technischen Kollegialmitglieds bei der Generaldirektion der Staats 
eisenbahnen mit den Dienstrechten eines Baurats dem Regierungs 
baumeister M. Mayer, Baumeister bei der Baudeputation in Hamburg. 
Verliehen: das Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichsordens 
dem Eisenbahnbauinspektor Jörg, Vorstand der Eisenbahnmaschineu- 
inspektion Stuttgart, dem Eisenbahnbetriebsinspektor Marquardt, 
Hilfsreferenten bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen, dem 
Eisenbahnbetriebsinspektor Stainl, Vorstand des Fahrdienstbureaus 
derselben Generaldirektion; die Verdienstmedaille des Kronenordens 
den technischen Eisenbahnsekretären bei der Generaldirektion der 
Staatseisenbahnen Rückle und Gail; das Verdienstkreuz des 
Priedrichsordens dem Oberbahnmeister Brommer in Mergentheim. 
Briefkasten 
Anfrage. Das Abwasser einer Zellstoffabrik soll geklärt wer 
den, so daß es in ein öffentliches Wasser abgeleitet werden kann. 
Die Zellstoffe sollen abgefangen und wieder verwendet werden. 
Bitte um Angabe, wo solche Anlagen in zweckmäßigerWeise aus 
geführt worden sind. H. K. 
Anfrage. Wieviel Prozent Verschnitt rechnet man bei Liefe 
rungen von gesägtem Bauholz (Holzliste) gegenüber dem im Bau 
ausgemessenen, abgebundenen Holz (Meßurkunde)? Gibt es hier 
für überhaupt eine durchschnittliche Erfahrungszahl? M. B. 
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel. 
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Druck : DeutscheYerlags-Anstalt in Stuttgart.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.