Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

30. Oktober 1909 
BAUZEITUNG 
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die weitere Berechnung abgeleitet; auf Grund dieses 
Ergebnisses wurde nun das spezifische Gewicht ausge 
rechnet. Sodann brachte man den Träger auf Rollen in 
die Maschine ein und stellte die bei der Belastung sich 
ergebenden Verschiebungen genau fest. Es wurde bei 
rechteckigem Stab kein Unterschied gegenüber dem 
rechnungsmäßigen Ergebnis gefunden, dagegen wichen 
die tatsächlichen Zahlen um so mehr von den Rechnungs 
werten ab, je breiter die Flanschen des Trägers waren. 
Die Versuche wurden von dem Vortragenden an einer 
großen Anzahl aufgehängter Tafeln und Tabellen im 
einzelnen nachgewiesen und anschaulich erläutert. — 
Nachdem der Vorsitzende dem Redner für seine wert 
vollen und lehrreichen Ausführungen den verbindlichsten 
Dank der Versammlung ausgesprochen und auf die 
Sorgfalt und Liebe, mit der die Versuche an der 
Materialprüfungsaustalt durchgeführt werden, hingewiesen 
hatte, ging er zur Geschäftsordnung der Hauptver 
sammlung über und brachte den Jahresbericht für das 
vergangene Vereinsjahr, vom 1. Oktober 1908 bis 
30. September 1909, zum Vortrag. Da der Vorstand 
immer auf zwei Jahre gewählt wird, ergaben sich hierin 
keine Aenderungen gegenüber dem Vorjahr; dagegen 
hat sich der Mitgliederstand in verschiedener Weise 
geändert. Der Verein zählt jetzt 286 Mitglieder, wovon 
183 in Stuttgart wohnen, 103 außerhalb Stuttgarts an 
sässig sind. Neueintritte waren im verflossenen Jahr 
9 zu verzeichnen; Austritte erfolgten wegen zu 
nehmenden Alters oder Wegzugs von Stuttgart 3; 
durch Tod hat der Verein im verflossenen Jahr 6 
Mitglieder verloren, nämlich Staatsrat v. Fuchs, Geh. Ober 
baurat Holch, Baurat Burkhardt, Baudirektor v. Schaal, 
Oberbaurat a. D. Gansser sowie Oberbaurat Findeisen. 
Die Veranstaltungen bestanden aus 10 ordentlichen Mit 
gliederversammlungen, 5 Besichtigungen sowie 8 Vor 
standssitzungen. An der Arbeit des Verbands hat sich 
der Verein vor allem in den Fragen der Verunstaltung 
von Stadt und Land, der einheitlichen Regelung des 
Titelwesens sowie der Einsetzung eines Ausschusses für 
Standesangelegenheiten der Techniker beteiligt. Bei der 
Gründung eines Württ. Landesausschusses für Heimat 
schutz war der Verein durch Baurat Hofacker, bei der 
38. Abgeordnetenversammlung des Verbands in Darm 
stadt durch Baurat Kräutle vertreten. Weiter wurde 
vom Kassier, Baurat Kuhn, die Rechnuugsablegung über 
das verflossene und daran anschließend der Voranschlag 
für das neue Jahr vorgetragen. Dabei ergab sich 
gegenüber den Vorjahren ein erfreulicher Ueberschuß 
der Einnahmen gegenüber den Ausgaben, der haupt 
sächlich durch das Eingehen der Sekretärstelle bedingt 
ist. Der Bericht über die Verwaltung des Fonds zur 
Unterstützung von Vereinsmitgliedern im Kriegsfall, der 
ebenfalls von Baurat Kuhn erstattet wurde, ergab, daß 
im Verlauf des kommenden Jahres dieser Fonds die Höhe 
von 5000 Mark erreicht, womit satzungsgemäß dem 
Verein die Verfügung über die weiter anfallenden Zinsen 
zufällt. Nachdem noch von dem Bibliothekar, Baurat 
Pantle, der Bibliothekbericht erstattet war, wies Bau 
direktor v. Bach auf die vom 4. bis 9. Oktober 1. J. an der 
Technischen Hochschule veranstalteten wirtschaftlichen 
Vortragskurse hin, die von der Gesellschaft für wirt 
schaftliche Ausbildung zu Frankfurt a. M. ins Leben 
gerufen und mit Unterstützung des Württ. Ingenieur 
vereins abgehalten worden waren, und lud auch zu einer 
Beteiligung des Bauvereins ein. Hierzu machte Stadt 
baurat Pantle den Vorschlag, die bei dem Kriegsfonds 
nächstes Jahr freiwerdenden Zinsen zur Beteiligung des 
Vereins an dem genannten Kurs in den neuen Voran 
schlag einzustellen, was allgemein mit Beifall aufgenommen 
wurde. Damit war der geschäftliche Teil des Abends 
erledigt; die Fortsetzung folgte in gemütlichem Zu 
sammensein in den Räumen des Ratskellers. W. 
Württ. Ingenieurverein. In seiner am 7. Oktober 
abgehaltenen ersten Monatsversammlung dieses Winters 
beschloß der Verein einstimmig, eine Eingabe an die 
bürgerlichen Kollegien der Stadt Stuttgart zu richten, 
mit der Bitte, mit der Errichtung einer Refornischule 
Vorgehen zu wollen. In der Begründung wird auf die 
bestehenden Bedürfnisse, auf die wiederholten Verhand 
lungen über den Gegenstand in der Zweiten Kammer 
sowie darauf hingewiesen, daß im übrigen Deutschland 
bereits 136 Reformschulen bestehen , die sich bewährt 
haben. An das K. Ministerium des Kirchen- und Schul 
wesens soll gleichzeitig die Bitte um tunlichste Unter 
stützung gerichtet werden. Weiterhin wurde beschlossen, 
daß vom Verein in Zukunft eine eigne Zeitschrift heraus- 
gegehen werden soll. Oberingenieur Zahn-Obertürkheim 
wies darauf hin, daß in der Deutschen Dampfkessel- 
Normenkommission, der vom Bundesrat anerkannten Sach 
verständigenkommission für die Bestimmungen über Bau 
und Betrieb der Dampfkessel, in der nächsten Zeit ein 
Antrag zu beraten sein wird, deslnhalts, daß dieVerwendung 
gewisser Blechsorten nur gestattet sein soll, wenn der 
Bau der betreffenden Kessel in der Kesselschmiede durch 
amtlich anerkannte Sachverständige überwacht wird. Er 
führte aus, daß eine derartige Vorschrift eine Schädigung 
des Ansehens der betroffenen Industrie bedeuten würde, 
namentlich dem Ausland gegenüber, welches die Ver 
arbeitung derartiger Bleche anstandslos gestatte; denn 
durch die Annahme der erwähnten Vorschrift werde der 
Eindruck erweckt werden, als ob die deutschen Kessel 
schmiede nur unter polizeilicher Beaufsichtigung solche 
Bleche richtig zu behandeln imstande seien. Er stellte 
den Antrag, den Vorstand des Vereins Deutscher In 
genieure zu ersuchen, mit aller Entschiedenheit dahin zu 
wirken, daß die fragliche Bestimmung, wozu auch der 
Bundesrat neige, gestrichen werde. Dieser Antrag wurde 
angenommen. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles 
sprach Patentanwalt Drautz-Stuttgart über die von der 
K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsichtigte 
Erfindungsausstellung. Sodann berichtete Ingenieur Bau- 
mann-Stuttgart über die Ergebnisse von neueren Ver 
suchen mit autogen geschweißten Blechen und Kesselteilen, 
die im Auftrag des Internationalen Verbandes der Dampf 
kessel - üeberwachungsvereine in der Materialprüfuugs- 
anstalt der K. Technischen Hochschule Stuttgart durch 
geführt worden sind. Aus dem von zahlreichen Licht 
bildern begleiteten Vortrage ging hervor, daß es sich bis 
auf weiteres empfiehlt, bei derartigen Arbeiten größte 
Vorsicht walten und dieselben nur von durchaus zuver 
lässig arbeitenden Firmen ausführen zu lassen. 
Wettbewerbe 
Bezirkskrankenhaus Geislingen. Behufs Er 
langung von Entwürfen für die geplante ßezirkskranken- 
hauserweiterung hat der Bezirksrat einen beschränkten 
Wettbewerb eröffnet und 9 Architekten zur Teilnahme 
am Wettbewerb eingeladen. Es wurden 17 Entwürfe 
eingesandt. Das Preisgericht ist am 26. Oktober d. J. 
zusaramengetreten und hat die Preise in folgender Weise 
zu verteilen beschlossen; I. Preis mit 1000 M., Motto 
„Ruhe“; II. Preis mit 600 M., Motto „Krankenheim“; 
III. Preis mit 400 M., Motto „Ueberbrückt“. Verfasser 
aller drei Entwürfe: Beck & Hornberger und Regierungs 
baumeister Mößner-Stuttgart. 
Schnetzlerdenkmal in Karlsruhe. Das Preis 
gericht für die künstlerische Beurteilung der Entwürfe, 
wobei an Stelle des verhinderten Prof. Volz Prof. Habich- 
Stuttgart getreten war, hat dem Entwurf des Verfassers 
O. Feist, Bildhauer und Lehrer an der Großh. Kunst 
gewerbeschule, Karlsruhe, den I. Preis (500 M.), dem 
Entwurf der Herren Bildhauer H. Bauser und Architekt 
L. Schmieder-Karlsruhe den II. Preis (300 M.) und einem
	        

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