Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

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BAÜZBITUNG 
Nr. 46 
Abb. 11. Bendheimsohes Haus in Bensheim 
wacht sind. Für die Schweine geschieht die Ueber- 
führung mittels besonderer Transportwagen, während die 
übrigen Tiere zu Fuß hinübergetrieben werden. Der 
eigentliche Schlachthof besteht aus vier Schlachthallen, 
einer für Kleinvieh, einer für Schweine und zweier für 
Großvieh, die je den entsprechenden Yerkaufshallen auf 
der andern Seite gegenüberliegen. Senkrecht zu diesen 
Hallen verlaufend folgt die große Verbindungshalle, in 
der sich der Verkehr der Metzgerfuhrwerke, die das 
Fleisch abholen, vollzieht. Auf der andern Seite dieser 
Verbindungshalle schließt sich die Kühlanlage an. Erstere 
enthält zunächst Vorkühlräume, und sodann folgen die 
eigentlichen Ktihlgelasse. Die letzteren sind in 180, durch 
Eisengitter voneinander getrennte Zellen eingeteilt, die an 
die einzelnen Metzger vermietet sind und in denen das 
Fleisch nach angestellten Versuchen bis zu sechs Wochen 
aufbewahrt zu werden vermag. Das mit den Kühlanlagen 
unmittelbar verbundene Maschinenbaus enthält die Um 
formstelle für den vom Untertürkheimer Elektrizitäts 
werk ankommenden Hochspannungstrom sowie die Ma 
schinen zur Erzeugung von Eis und Kälte. Das weiter 
anschließende Kesselhaus beherbergt zwei große Flamm 
rohrkessel mit selbsttätiger Beschickungsvorrichtung aus 
darüber angeordneten Kohlenspeichern und dient zur 
Erzeugung des für Heizung und Brtihzwecke erforder 
lichen Dampfes und heißen Wassers. Es folgt die Kut 
telei und das Düngerhaus, in welch letzterem eine Dünger- 
preßanlage eingerichtet ist, die dem Dünger das Wasser 
so weit entzieht, daß er leicht verkäuflich wird. Die 
Nebengebäude des Schlachthofes bestehen in einem be 
sonderen Schlachtviehstall, in Pferdeställen und Wagen 
schuppen für die Metzger, Räumen für die Tierärzte, 
Ablegeräumen, ßadeinrichtungen, einer Kantine und 
schließlich noch in einer Freibank, die unmittelbar von 
der Wangener Straße aus zugänglich ist. Gegen Wangen 
zu folgt, wiederum durch einen Drahtzaun vollständig 
abgetrennt, der Ausländerviehstail, wo das aus der 
Schweiz, aus Oesterreich, Dänemark u. s. w. ankommende 
Vieh zunächst untersucht wird, ehe es in die Verkaufs 
hallen gebracht werden darf. Ein besonderer Teil der 
Anlage, zurzeit noch im Bau begriffen, ist die Sani 
tätsschlächterei sowie die Pferdeschlächterei, 
je voneinander vollständig getrennt und mit besonderen 
Eingängen versehen. An diese Erläuterungen schloß sich 
unter Führung von Oberbaurat Mayer, Bauinspektor 
CIoos, dem eigentlichen Bauleiter, Maschineningenieur 
Kerschbaum, dem Erbauer der maschinellen Einrich 
tungen, sowie Bauverwalter Ehmann ein Rundgang 
durch die ganze Anlage an, bei dem die Beteiligten 
Gelegenheit hatten, die Zweckmäßigkeit der allen mo 
dernen Anforderungen entsprechenden Einrichtungen zu 
bewundern. Besonderes Interesse erweckte u. a. der 
Bodenbelag, für den hohe Summen ausgegeben werden 
mußten. Die am meisten in Anspruch genommenen 
Böden der Schlachthallen für Großvieh sind in Granit, 
alle übi’igen in Kieserlangschem Basaltzementpflaster 
ausgeführt, das den Vorzug hat, eine dauernd rauhe 
Oberfläche zu besitzen und sich wenig abzunutzen. Die 
äußere Erscheinung der verschiedenen Gebäude ist eine 
überaus freundliche; überall ist weißer Putz, teilweise 
mit dunkelgestrichenem Holzfachwerk verbunden, ange 
wendet. Die Besichtigung zog sich bis zum Einbruch 
der Nacht hin; alsdann begaben sich die Teilnehmer 
nach dem Gasthof zur Burg, um dort in gemüt 
licher Geselligkeit den Abend zu verbringen. Dabei 
drückte der Vorsitzende, Baurat Kräutle, den liebens 
würdigen Führern den verbindlichsten Dank des 
Vereins aus und beglückwünschte insbesondere Ober 
baurat Mayer zu der schönen und zweckentsprechenden 
Anlage. Lebhafte Rede und Gegenrede nebst an 
schließendem Tanz hielten die Teilnehmer bis in die 
Nacht zusammen. W.
	        
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