23. Januar 1909
BAUZBITUNG
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Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt;
Große Gemäldekollektionen von Karl v. Haeberlin,
M. Caspar-Filser; Fischer von Staad (Bodensee), Hidden
see hei Rügen, zwei Bilder „Vom Adriatischen Meer“
von A. Käppis; Grafeneck, Sommerblumen, Blumen
(sechs Gemälde) von Otto Jung; sechs Aquarelle von
C. Briegel; Aus Rothenburg o. T. (Aquarellstudie) von
Willi. Seemann u. s. w.
Technische Hochschule Stuttgart. Im Entwurf
des württembergischen Hauptfinanzetats für 1909/10 ist
für das Finanzdepartement in Vertretung des allgemeinen
Hochbaufonds eine Neuforderung von 60 000 M. für ein
Bildhaueratelier an der hiesigen Technischen Hoch
schule enthalten. Durch die Gnade des Königs war
bisher für den Unterricht in Modellieren und Steinbild
hauerei das Ateliergebäude in der Kgl. Orangerie zur
Verfügung gestellt worden. Da nun aber der Platz des
Orangeriegebäudes für den Bahnhofumbau erforderlich
ist, muß derselbe am 1. Juli 1909 nach vorherigem Ab
bruch der Gebäude an die Eisenbahnverwaltung über
geben werden. Das Atelier soll auf dem für die Zwecke
der Technischen Hochschule vorgesehenen Teil des früheren
Nillschen Anwesens an der Azenbergstraße auf einem
geeignet gelegenen Zwickel zwischen zwei Privathäusern,
der zu andern Bauzwecken wegen seines kleinen Um
fanges kaum benützt werden könnte, als ganz einfacher
Verputzbau erstellt werden. Das Gebäude wird aus
einem kleinen Kellergeschoß mit Kohlenraura, Gipsgießerei
und Modellraum und aus einem Erdgeschoß bestehen.
Das Erdgeschoß erhält zwei Ateliers, ein Zimmer
für den Professor, eines für die Modellsammlung,
Bücher, Photographien u. s. w. und die Garderobe der
Studierenden.
Kgl. Baugewerkschule. Der Gesellige Lieder
kranz beging am 9. Januar seine Weihnachtsfeier zu
gleich mit dem 26. Stiftungsfest im Pestsaal der Lieder
halle. Die Feier, an welcher auch der Bauwerkmeister
verein, Sektion Neckarkreis, und die Vereine „Bauhütte“
und „Motor“ teilnahmen, verlief in schönster Weise. Im
Verlauf des Abends überreichte der Vorstand Herr
Ziegler dem Dirigenten, Gymnasialturnlehrer Bühler, als
Anerkennung für seine Verdienste einen Pokal und gab
die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Prof. Dr.
Lörcher und Architekt Maier bekannt. Von Interesse
ist noch die Mitteilung, daß die Mitgliederzahl 400 weit
überschritten hat.
Tübingen. Der mit einem Aufwand von über einer
halben Million Mark erstellte Neubau für eine neue
Universitätsaugenklinik ist dieser Tage in Betrieb
genommen worden. Die neue Klinik, die in technischer,
wissenschaftlicher und hygienischer Richtung allen
modernen Ansprüchen genügen dürfte und die für den
medizinischen Universitätsunterricht von großer Bedeu
tung sein wird, liegt an der nördlichen Anhöhe über der
Stadt, in unmittelbarer Nähe der Frauen- und der
Irrenklinik. In Ausführung begriffen ist ferner eine
Erweiterung des Universitätsreitinstituts, dessen Ent
wicklung (es zählt gegen 50 Pferde) und starke Benutzung
durch die Studentenschaft eine solche forderte. An
weiteren Universitätsbauten ist für die nächsten Jahre
ein Neubau für die bis jetzt im Schloß „Hohentübingen“
untergebrachte Universitätsbibliothek in Aussicht
genommen.
Nürnberg. Ein Riesenprojekt, bei dem es sich
um einen Kostenaufwand von etwa 6 Millionen Mark
handelt, nachdem bereits schon seit Jahren fortgesetzt
hierfür Grundstticksankäufe stattgefunden haben, soll nun
zur Ausführung kommen. Es handelt sich um eine Süd-
Nordstraße zur Verbindung der durch die Pegnitz ge
trennten beiden Stadtteile, sowie um einen Burgberg
tunnel. Eine Preiskonkurrenz soll unter den deutschen
Künstlern zur Erlangung von Plänen eröffnet werden.
Das Bonner Stadtbild in Gefahr. Der Rheinische
Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz hat in der
selben Sitzung, in der er Schritte zu tun beschloß, um
den Verkauf historischer rheinischer Schlösser zu ver
hindern, auch Stellung genommen zu der geplanten Hoch
legung der Staatsbahn in Bonn. Durch sie würde die
Stadt im Zentrum in zwei Teile geschnitten; das Stadt
bild würde in seinen schönsten Partien vernichtet, und
vor allem der berühmte Durchblick vom alten Schloß
(der Universität) bzw. vom Kaiserplatz durch die Poppels-
dorfer Allee zum Poppelsdorfer Schloß und dem Kreuz
bergkloster, dieser Blick, der nicht nur von einziger
Schönheit ist, sondern auch die Erinnerung an die alt
berühmte kurfürstliche Anlage vor allem lebendig hält,
seiner Wirkung beraubt werden.
Besuclisziffer der technischen Hochschulen. Die
Technische Hochschule in Karlsruhe hat im Winter
halbjahr 1908/09 1329 Studierende (gegen 1238 im
Winter 1907/08) und 200 (218) Gasthörer und Teilnehmer,
zusammen also 1529 (1501 Hörer). — Die Technische
Hochschule in Darmstadt zählt im Winterhalbjahr
1908/09 1158 Studierende (gegen 1476 im Winter 1907/08)
und 351 (398) Hörer und Gäste, insgesamt 1509 (1874)
Besucher. — Die Technische Hochschule in Aachen
zählt im Winterhalbjahr 1908/09 nach vorläufiger Fest
stellung 564 Studierende (gegen 580 im Winter 1907/08
nach endgültiger Feststellung) und 226 (287) Hörer und
Gastteilnehmer, insgesamt also 790 (867) Teilnehmer.
— Die Technische Hochschule in Hannover wird im
Winterhalbjahr 1908/09 nach vorläufiger Feststellung von
886 Studierenden (931 im Winter 1907/08 nach end
gültiger Feststellung) und 618 (471) Hörern und Gast
teilnehmern, insgesamt also von 1504 (1402) Einge
schriebenen besucht. — Die Technische Hochschule in
Berlin wird im Winterhalbjahr 1908/09 nach vorläufiger
Feststellung von 2192 Studierenden (gegen 2324 im Winter
1907 /08 nach endgültiger Feststellung) und 886 (838)Hörern
und Gastteilnehmern, insgesamt also von 3078 (3162) Teil
nehmern besucht. — Die Technische Hochschule in Braun
schweig ist im Winterhalbjahr 1908/09 von 718Personen
besucht, nämlich 480 Studierenden und 238 Zuhörern. —
Die Technische Hochschule in Danzig wird im Winter
halbjahr 1908/09 nach vorläufiger Feststellung von 613
Studierenden (gegen 498 im Winter 1907/08 nach end
gültiger Feststellung) und 557 (485) Hörern und Gast
teilnehmern, insgesamt also von 1170 (983) Teilnehmern
besucht. — Die Technische Hochschule in Dresden
verzeichnet im Winterhalbjahr 1908/09 1272 Hörer, und
zwar 874 Studierende, 133 Zuhörer und 268 Gastteil
nehmer, darunter 142 Damen.
Ungesetzliche Submissions Vereinbarungen. Das
preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten bringt
den ihm unterstellten Oberpräsidenten, Baukommissionen,
Eisenbahndirektioneu u. s. w. eine Reichsgerichts
entscheidung zur Kenntnis, die, obwohl bereits vom
8. November 1907 datiert, allgemeine Beachtung verdient.
Es ist darin festgestellt, daß Vereinbarungen, die zwischen
Konkurrenten aus Anlaß ihrer Beteiligung an einer
Ausschreibung abgeschlossen werden, dann gegen die
guten Sitten verstoßen, wenn der Zweck der Verein
barung auf Täuschung des die Ausschreibung veran
staltenden Unternehmers gerichtet ist. Der Tatbestand,
dem dieses Urteil zugrunde lag, illustriert deutlich
genug die Wichtigkeit der Entscheidung.
Der Palast des Diokletian in Spalato. Aus
grabungen, welche durch die Professoren Jacques Zeiller
in Freiburg (Schweiz) und Hebrard in Paris auf Ver
anlassung der „Akademie der Inschriften“ in Paris am
Palaste des Diokletian in Spalato vorgenommen wurden,
hatten neue Ergebnisse. Der Grundriß des Palastes