Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909)

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BAUZBITUNQ 
Nr. 51 
wegfiel und bei sachgemäßer Verarbeitung ein klares 
Auftrocknen der Putzoberfläcbe gewährleistet war. 
Heute, seit fast zwei Jahrzehnten, hat die Terranova- 
Industrie der bauenden Welt den zuerst sehr bearg 
wöhnten Gedanken an farbechten Verputz ohne Anstrich 
vertraut gemacht und sich so einen führenden Platz in 
der Materialgeschichte gesichert. 
Welche Vorarbeiten zu überwinden waren, ehe dieses 
einem damals ganz neuen Zweck und einer ganzen An 
zahl neuer, noch nicht allgemein aufgefaßter Grundsätze 
entsprechende Material als „fertig für den Baumarkt“ 
mit gutem Gewissen hinausgegeben werden konnte, ahnt 
nur, wer die Tragweite ermessen kann, welche Fehl 
griffe bei einem solchen Fabrikat nach sich ziehen können. 
Kein ernster Fachmann wird es unterschätzen, wasMazu 
gehört, auf eine Reihe von Jahren hinaus für die Wetter 
festigkeit eines Mörtels einzusteheu, an den außer dieser 
Forderung noch viele andre Ansprüche gestellt werden 
müssen. Von den verschiedenen Möglichkeiten der Farben 
gebung waren die brauchbaren von den bedenklichen zu 
scheiden, eine gewisse Porosität behufs Austrocknung 
der Mauern durch Luftzirkulation sollte das Material auf 
weisen durch Zuschläge, die aber wiederum keine Ge 
fahr für die Wetterfestigkeit bergen durften, eine wir 
kungsvolle Körnung in mehreren Feinheitsgraden war 
herauszuarbeiten, ein Spezialbindemittel war zu schaffen, 
frei von den verschiedenen Mängeln, welche den handels 
üblichen Kalken und Zementen anhaften, die ganze Be 
handlungsweise mußte von der bisher üblichen abweichend 
durchgearbeitet werden. 
Technologische, chemische und ungezählte andre Be 
obachtungen, stets von vorurteilsfreier amtlicher Seite 
durchgeführt, oft über Jahre sich erstreckend, bildeten 
die gesunde Grundlage, ehe das Material „Terranova“ 
es unternahm, sich als wetterfest, farbecht, luftdurch 
lässig, abwaschbar, unempfindlich gegen flüchtige Säuren 
und vor allem als „schön“ der Bauwelt anzuempfehlen. 
Auf die Güte einer Sache ist am besten rückwärts 
zu schließen aus der Zahl der Versuche, sie nachzu 
ahmen. Es ist natürlich nicht schwer, unter Verwen 
dung irgend eines Kalkes oder Zementes einen farbigen 
Trockenmörtel zusammenzustellen und ihm unter teil 
weisem Abdruck der Terranova-Broschüre fröhlich jede 
wünschenswerte Eigenschaft zuzusprechen. Schwerer ist 
es schon, Nachweise über seine Güte zu bieten, Atteste 
über grundsätzliche Eigenschaften, noch schwerer aber 
ist es, aus der Praxis heraus am verarbeiteten Material 
zu beweisen, daß es das Versprechen gehalten hat, und 
unmöglich ist es für eine neu auftretende Nachahmung, 
das vorzuweisen, was einzig und allein den Praktiker 
beruhigen kann, eine Jahrzehnte alte Vergangenheit. 
Es ist noch anzufügen, daß auch die Preisdifferenz 
zwischen dem Originalfabrikat „Terranova“ mit allen ge 
botenen Garantien einerseits und den neu auftretenden 
Materialien anderseits nur zu Trugschlüssen führt, denn 
auf den Quadratmeter fertigen Flächenputzes macht selbst 
eine große Differenz im Materialeinkaufspreis schlimmsten 
Falles einen Unterschied von etwa 10—20 Pf. Aber in 
der Verarbeitung können Differenzen erzielt werden, das 
ist richtig! An diesem Punkt aber hat unsre Industrie 
prinzipiell und eisern bislang nicht mit sich markten 
lassen, da sie sich als erstes Ziel den tadellosen Ausfall 
jeder Terranova-Arbeit, den Wegfall jeder Reklamation, 
die Verarbeitung nur durch gewissenhafte Hände vor 
gesteckt hat. 
Wenn jede Bauleitung sich künftighin unsern Be 
strebungen anschließen würde, daun könnte bald die 
wünschenswerte Gesundung auch im Putzbau eintreten, 
und gewiß würden die Fälle immer seltener werden, wo 
vermeintliche, momentane Ersparnisse bei Submissionen 
später empfindliche Mehrkosten und Enttäuschungen 
bringen. 
Personalien 
Württemberg:. Uebertragen: die Stelle des Abteilungs 
ingenieurs bei der Eisenbahnbauinspektion Hall dem Regierungs 
baumeister Bihlmeyer, eine Bauamtswerkmeisterstelle im Einanz 
departement dem Werkmeister Herter in Eriedrichshafen. 
Baden. Versetzt: der Regierungsbaumeister H. Leiner in 
Konstanz nach Ueberlingen. 
Hessen. Ernannt: zu Regierungsbaumeistern die Regierungs, 
bauführer F. Bookman n- Köthen, W. Grein-Seligenstadt, H. Haas, 
E. Hacker und W. Jaide-Darmstadt, Ph. Kandner-Worms, 
E. Köster-Kassel, E. Pa bst-Kastei, 0. San der-Worms. G. Scherer- 
Gießen, H. Völker-Praukfurt a. M., W. Walther-Wiesbaden, 
L. Wetter-Hetzbach i. 0. 
Bücher 
Kunstgewerbeblatt. Organ des Württ. Kunstgewerbevereins. 
Verlag von E. A. Seemann-Leipzig. Nach dem in der jüngsten 
Generalversammlung des Württ. Kunstgewerbevereins erstatteten 
Jahresbericht ist mit dem Seemannschen Verlag in Leipzig ein 
Vertrag abgeschlossen worden, wonach das Seemannsche Kunst 
gewerbeblatt an Stelle der bisherigen Voreinszeitschrift den Mit 
gliedern zugehen soll. Von ersterem sind die Hefte 1 und 2 
{Oktober und November) erschienen. Dieselben enthalten in vor 
nehmer Ausstattung interessante textliche und bildliche Darstellungen 
auf kunstgewerblichem Gebiete, so unter anderm solche über Neu 
ordnung des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe 
(Nympbenburger Porzellanfiguren, mittelalterliche Möbel und 
Schnitzereien, Möbel des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, 
Fayencensammlung), Senatspreise und Ehrenpreise für das 16.Deutsche 
Bundesschießen in Hamburg, von der Stockholmer Kunstgewerbe 
ausstellung: Tor des Hauptgebäudes, Aussicht aus einem Fenster 
des letzteren, Kaminnischeeines Herrenzimmers, Ecke eines Empfangs 
zimmers, Wandleuchter aus getriebenem Messing und aus Eisen, 
Ofenschirm-Gobelin und eine Reihe andrer hervorragender Erzeug 
nisse des Kuustgewerbes. 
„Schwäbische Kunstschau“. Illustrierte unabhängige Wochen 
schrift für Kunst und Kultur in Schwaben. Herausgeber Dr.J.Hartmann, 
Stuttgart. Verlag von Willi. Knödler & Cie., Stuttgart, Rotestr. 21. 
Einzelheft 25 Pf. Unter vorstehendem Titel ist eine neue Zeit 
schrift ins Leben getreten, die eine Ueberschau über das, was die 
Woche auf der Bühne, im Konzertsaal, in den Werkstätten der 
Maler, Bildhauer, Kunstgewerbler u. s. w. bringt, bieten will. Aber 
noch bedeutsamer als die Ueberschau erscheint dem Herausgeber 
das Hineinschauen in den tiefsten Gehalt der künstlerischen Er 
scheinungen , gewiß eine hohe und vornehme Aufgabe. Das erste 
Heft gibt uns einen Begriff, wie diese aufgefaßt wird. Wir finden 
Aufsätze über Stuttgart als Kunststadt, über den kürzlich ver 
storbenen Kunstmaler Frhrn. A. v. Otterstedt, über Sanierung der 
Stuttgarter Altstadt, Schillerfeier; dann Berichte über Aufführungen 
der Freien Bühne, über Opern und Konzerte, Schauspiele, Bildende 
Künste, Kunstgewerbe. Im Feuilleton finden wir don Anfang einer 
Erzählung von Heinrich Schüssen und einige gedankenvolle Gedichte. 
Briefkasten 
Anfrage. Wie ist die Vorschrift eines Ortsbaustatuts, in der 
es heißt: „Für Dachwohnungen und Schlafkammern unter Dach 
kann eine Höhe von 2,3 m (gemessen an der höchsten Stelle) zu 
gelassen werden“ aufzufassen? Ist hier das sog. Zimmermannsmaß 
(von Balkenunterkante bis Balkenoberkante gemessen) oder das 
reine lichte Maß (von Bodenoberkante bis Gipsdeckeunterkante ge 
messen) in Rechnung zu ziehen? Siehe auch Allgemeine Bauord 
nung Art. 55 § 58 S. 82 und 90. — Welches Maß ist übrigens in 
den Baugesuchen einzutragen ? H. B. B. 
Anfrage. Gibt es einen Anstrich, der eine eiserne Türe, die 
einen Schwefelraum abschließt, vor dem Rosten schützt? Die ent 
stehenden Schwefelgase fördern dies in außergewöhnlich starkem 
Maße. Die Türe wurde schon mit verschiedenen Anstrichen ver 
sehen, aber stets erfolglos. F. W. 
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel. 
Architekt W.Klatte, beide in Stuttgart. Druck : DeutscheVerlags-Anstalt in Stuttgart.
	        

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