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BAUZBITUNG
Nr. 6
Kennwort „Georg Syrlin“
Architekt H. Mehlin-Stuttgart
Ein III. Preis
fortige Verwertung der durch die Neckarkanalisierung
gewonnenen AVasserkräfte gehofft werden darf. Nach
dem neuen Projekt soll der Umfang der von Mann
heim bis Heilbronn früher zu 24000 PS. berech
neten Wasserkräfte wesentlich vergrößert und damit
auch der wirtschaftliche Nutzen des Unternehmens
bei sofortigem Ausbau desselben bedeutend gesteigert
sein.
Am Schlüsse seiner Ausführungen wandte sich Redner
zu der Frage der Schiffahrtsabgaben. Wenn auch Schiff-
fahrtsabgahen in Form von Schiffszöllen eine Hemmung
der Schiffahrt und Erschwerung des Verkehrs in sich
schließen, könne man doch der Erhebung einer mäßigen
Abgabe in der von Preußen in Aussicht genommenen
Form eines kleinen Beitrags zur Erhaltung der Wasser
straßen zustimmen. Es sei doch eine sehr mäßige Be
lastung, wenn zum Beispiel für eine Tonne Ruhrkohlen,
die in Mannheim einen Wert von etwa 20 M. habe, noch
7 Pf. Abgabe erhoben werden. Bei uns in Süddeutsch
land, insbesondere in Württemberg, habe man mit den
kleinstaatlichen Eisenbahnbetrieben so schlimme Erfah
rungen gemacht und mache sie noch immer, daß sich
unser Landesherr selbst veranlaßt sah, die Anregung zu
einer deutschen Eisenbahngemeinschaft zu geben, die jetzt
wenigstens eine Güterwagengemeinschaft zeitigte. Er
könnte solch unglaubliche Verkehrsumleitungen erzählen,
daß man es begreiflich finden würde, wenn jetzt in
Württemberg von oben bis unten durch alle Parteien
nur der Wunsch bestehe, es möge bei dem Ausbau
unsrer deutschen Wasserstraßen ein großzügiger natio
naler Gedanke die Oberhand gewinnen und die klein
staatlichen Sonderinteressen zurückdrängen.
Während der bayrische Vertreter die Erklärung ab
gab, daß die bayrischen Industriellen und auch die bayrische
Regierung ihre Bedenken gegen die Schiffahrtsabgaben
aufgegeben haben, meinte der badische Vertreter, Direktor
Schott-Heidelberg, die badische Industrie, wenn sie auch
den Wasserstraßenprojekten zustimme, wünsche keine
Schiffahrtsabgaben.
Nach beendigter Aussprache wurde von der zahlreich
besuchten Versammlung einstimmig folgende Erklärung
angenommen: Der Zentralverband Deutscher Industrieller
hat die Ueberzeugung gewonnen, daß die südlichen Teile
des Deutschen Reichs, insbesondere die Bundesstaaten
Bayern und Württemberg, wirtschaftlich dadurch erheb
lich benachteiligt sind, daß sie von den Erzeugungsorten
ihrer wichtigsten Rohstoffe und von ihren hauptsäch
lichsten Absatzgebieten weit entfernt sind. Im allge
meinen Interesse des Reichs liegt es, eine gleichmäßige
wirtschaftliche Entwicklung aller Gebiete und Bundes
staaten zu sichern und damit vor allem auch den inneren
Güteraustausch zwischen den einzelnen Gebieten des Reichs
zu fördern. Für die genannten süddeutschen Staaten
wird dieses Ziel durch Verbesserung der Verkehrs
bedingungen, in erster Linie durch den Bau leistungs
fähiger Schiffahrtsstraßen erreicht werden können.
Der Zentralverband richtet daher an die beteiligten
Staatsregierungen die dringende Bitte, den Bau solcher
Wasserstraßen, insbesondere die weitere Kanalisierung
des Mains und die des Neckars, baldigst in Angriff
zu nehmen und mit allem Nachdruck auf die Beseitigung
derjenigen Hindernisse hinzuwirken, welche dem Ausbau
dieser Wasserstraßen und der Vervollständigung des
deutschen Wasserstraßennetzes überhaupt noch entgegen
stehen. A.