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BAUZEITUNG
Nr. 6
gerufen worden, die den Namen Vereinigung tech
nischer Vereine Karlsruhe führt. Dieser gehören
an: der Bad. Architekten- und Ingenieur-Verein (Mittel
rhein. Bezirksverein), der Bund deutscher Architekten
(Ortsgruppe Karlsruhe), der Karlsruher Bezirksverein
deutscher Ingenieure, der Elektrotechnische Verein Karls
ruhe, der Bund technisch-industrieller Beamten (Orts
gruppe Karlsruhe), der Technische Verein Karlsruhe
(Zweigverein des Deutschen und Badischen Techniker
verbandes), der Verein staatlich geprüfter badischer Werk
meister, der Verein staatlich geprüfter Tiefbauwerkmeister,
lieber die Ziele, welche diese neue Vereinigung verfolgt,
geht uns folgender Bericht zu:
„Jeder technische Verein, der keine parteipolitischen
Ziele verfolgt, kann in die Vereinigung aufgenommen
werden. Die Geschäfte der Vereinigung werden von
einem Ausschuß besorgt, in den jeder angeschlossene
Verein zwei Vertreter entsendet. Das ausführende Organ
des Ausschusses ist der aus seiner Mitte gewählte Vor
stand. Er besteht zurzeit aus folgenden Herren: Ober
baurat Prof. Behbock (Bad. Architekten- und Ingenieur-
Verein), erster Vorsitzender; Großh. Maschineninspektor
Dr. Hefft (Verein deutscher Ingenieure), zweiter Vor
sitzender ; Architekt Deines (Bund deutscher Architekten),
erster Schriftführer; Ingenieur Kaufmann (Bund tech
nisch - industrieller Beamten), zweiter Schriftführer;
Großh. Fabrikinspektor Dr.-Ing. Bitzmann (Bad. Archi
tekten- und Ingenieur-Verein), Bechner.
Den Anstoß zur Gründung der Vereinigung gab die
Bürgermeisterwahl im November 1908, bei der sich das
Bedürfnis nach einer Organisation zur Geltendmachung
des technischen Standpunktes in wichtigen städtischen
Angelegenheiten herausgestellt hatte, weil hier und
schon vor zwei Jahren (ebenfalls bei einer Bürger
meisterwahl) das spontane gemeinsame Auftreten der
technischen Vereine mit der Forderung, die Bürger
meisterstellen nicht nur für Juristen auszuschreiben,
unwirksam geblieben war. Man war sich aber schon bei
den vorberatenden Besprechungen durchaus klar darüber,
daß eine solche Vereinigung weit über den Bahmen der
Fragen hinaus, durch welche die Beteiligten zufällig zu
sammengeführt wurden, berufen und fähig sei, wichtige
Pflichten dem technischen Stande und der Allgemeinheit
gegenüber auf sich zu nehmen und zu erfüllen. In diesem
Sinne nennen die Satzungen als Zweck der Vereinigung:
,Die Wahrung und Förderung der gemeinsamen
Ziele sowie des Ansehens und des Einflusses
des technischen Standes im Interesse der All
gemeinheit.'
Die der Vereinigung angeschlossenen Vereine haben
zum Teil vorwiegend wissenschaftliche, zum Teil aus
gesprochen wirtschaftliche und soziale Aufgaben. Die
Mitglieder sind in einigen Vereinen nur akademisch ge
bildete Architekten und Ingenieure, in andern ausschließ
lich mittlere Techniker; in wieder andern finden sich
technische Beamte jeder Art ohne Trennung nach der
Berufsvorbildung zusammen. Das Band, das diese so
verschiedenartigen Gruppen umschlingt, ist die gemein
same Arbeit im technischen Beruf und die in den letzten
Jahren in weiten, nicht nur technischen Kreisen wach
gewordene Ueberzeugung, daß der moderne Techniker
der Allgemeinheit mehr schuldet als die Bereitstellung
technischer Werke, daß er aber auch Anspruch hat auf
eine höhere Wertung seiner Arbeit im öffentlichen Leben
und auf einen unmittelbareren Einfluß auf die Begelung
der öffentlichen Angelegenheiten, als er ihm heute noch in
der Begel zugestanden wird. Weiche Bolle Technik und
technische Errungenschaften heute im öffentlichen Lehen
spielen, kann und braucht hier nicht ausgeführt zu werden;
denn es kann sich niemand der Tatsache verschließen, daß
die gesamten Lebensbedingungen unsrer Zeit in eminentem
Maße ein Produkt der technischen Entwicklung sind.
Und der Techniker? Er hat in rastlosem Eifer, Er
findung an Erfindung reihend, an dieser Entwicklung
gearbeitet. Er arbeitet noch daran, und die Allgemein
heit nimmt sein Werk in Empfang, es gebrauchend mit
gutem oder weniger gutem Erfolg, wie es eben kommt.
Und doch wäre nichts natürlicher, als daß der Schöpfer
des Werkes auch seine Anwendung leite. Daß dies —
zum Schaden des Ganzen — nicht geschieht, ist die
Schuld des Technikers, soweit er in einseitigem Streben
seine Aufgabe mit der technischen Herstellung des Werkes
für beendet hält. Es ist aber die Schuld der Allgemein
heit, soweit sie bereite technische Kräfte zur Leitung
der öffentlichen Angelegenheiten nicht zuläßt oder nicht
fordert. Aus diesen Feststellungen ergeben sich für die
Vereinigung technischer Vereine zwei Hauptaufgaben:
1. Im Kreise der Berufsgenossen dafür zu wirken,
daß die weitere Auffassung von den Pflichten des tech
nischen Standes immer mehr Boden gewinne, daß immer
mehr Techniker ihre Berufung erkennen, nicht als Nur
techniker mit ihrem Fachwissen, sondern mit ihrer ganzen
— in der Arbeit des technischen Berufes zur klaren Be
urteilung der modernen Lebenshedingungen gelangten —
Persönlichkeit der Allgemeinheit zu dienen.
2. Fühlung herzustellen zwischen dem technischen
Stande und der Allgemeinheit; die Oeffentlichkeit darüber
aufzuklären, was der Techniker für sie leistet, und wie
viel mehr er leisten könnte, wenn er nicht nur Erzeuger
des technischen Werkes, sondern noch als Steuermann
auf dem Schiffe in Anspruch genommen würde, das den
Namen ,Gemeinwesen' trägt und mit der ,Volkswohl
fahrt' befrachtet ist. Schließlich aber auch für den Tech
niker mit allem Nachdruck die Stellung als sein Kecht
zu fordern, in welcher er alle seine Kräfte im Dienste
der Allgemeinheit am wirksamsten entfalten kann.
Das Mittel zur Lösung dieser Aufgaben ist Arbeit.
Kleinarbeit von Mund zu Mund, Aufklärungsarbeit durch
Vorträge und durch die Presse, Werbearbeit. Die Ver
einigung ist überzeugt, daß ihre Sache für sich selber
spricht und daß, wenn sie sich nur Gehör verschafft, der
Erfolg nicht ausbleiben wird. Mit diesem Willen zur
Arbeit tritt die ,Vereinigung technischer Vereine' in die
Oeffentlichkeit. 1200 in Karlsruhe oder seiner nächsten
Umgebung ansässige Mitglieder der angeschlossenenVereine
stehen hinter ihr. Möge ihre Arbeit sie ihren Zielen
näher bringen, niemandem zu Leide und der Allgemein
heit zum Wohle.“
Man kann dieses Vorgehen der Karlsruher Techniker
nur mit Freuden begrüßen. Je geschlossener und ein
mütiger unsre technischen Kreise für ihre berechtigten
Forderungen eintreten, desto eher ist auf Erfüllung der
selben zu hoffen. Möge das Beispiel Nachahmung finden.
F.
Das Teeren von Straßen.
Schon lange ist man bemüht, die Staubbildung in den
chaussierten Straßen zu vermindern. In erster Linie
wurden dieselben mit Wasser besprengt. Aber dies ist
nur von kurzer Dauer. Es wurden dann verschiedene
Versuche gemacht mit andern Staub bindenden Flüssig
keiten. Doch waren diese teils zu teuer, teils war die
Wirkung auch ungenügend.
Seit einigen Jahren hat man nun das Teeren der
Straßen probiert und es hat sich dieses Verfahren im all
gemeinen recht gut bewährt. Eine Haupthedingung ist
allerdings die, daß die Straßen vorher in recht guten
Stand gesetzt werden. Auch muß der Staub auf der
Straße vorher sorgfältig entfernt sein, bevor man den
Teer aufbringt. Sodann ist es nötig, daß die Straße ganz
trocken und womöglich durch die Sonne erwärmt ist.
Der Teer selbst muß heiß aufgebracht werden und
es ist nötig, daß derselbe durch Arbeiter mit entsprechen
den Besen tüchtig in die Chaussierung eingeriehen wird.