6. März 1909
BAUZEITUNG
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Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Plieningen
Architekt G. Bez-Degerloch
zu erfolgen hat, ist mit 14 M. pro Kubikmeter in den
Voranschlag einzusetzen.
Die Baukosten des Haupt- und Nebengebäudes sollen
den Betrag von 96 000 M. nicht übersteigen.
Dem Preisgericht gehörten unter andern folgende
Architekten an: Stadt. Baurat Grassel, Hofoberbaurat
Handl, Kgl. Professor Hocheder, Kgl. Professor Immers
pach, Kgl. Direktionsrat Wünscher-München.
Von den eingegangenen 86 Entwürfen bringen wir
das mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnete Projekt
von Architekt W. Zimmer-Stuttgart. Derselbe legte seiner
Arbeit folgende Gesichtspunkte zugrunde: Hauptbau.
Die zum Aufenthalt von Kranken bestimmten Räume
liegen nach Süden, die Räume für Verwaltung, Arzt u. s.w.
nach Westen und Norden. Sie sind geschieden durch
das im Eck liegende Treppenhaus. Die Anordnung der
Klosette, Bade- und Wäschezimmer wurde bedingt durch
die wünschenswerte leichte Erreichbarkeit von sämtlichen
Krankenzimmern aus. Sie liegen auf der Hofseite nach
Norden. Wäscheraum im Erdgeschoß ist mit den Bade
räumen (durch Tür und Aufzug) unmittelbar verbunden.
Symmetrisch zu diesem Aufzug kann der Aufzug vom Hof
zum Raum für Krankenwäsche im Dach angeordnet
werden. Das Operations- und Verbandszimmer sind beide
durch einen besonderen kleinen Vorraum vom eigent
lichen Korridor getrennt. Das erstere ist mit Oberlicht
versehen. Erstrebt wurde möglichste Einheit von Form und
Grundriß, eine von Unwahrscheinlichkeiten freie Gesamt
wirkung, die sich stützt auf das Verhältnis der einzelnen
Teile zum Ganzen. Materialien: Sockel Bruchstein, der
kleine Vorbau am Haupteingang Sandstein, im übrigen
teilweise farbig behandelter Putz, Biberschwanzdach.
Wohn- und Wirtschaftsgebäude in
Plieningen
Architekt G. B e z - Degerloch
In Plieningen, einer der schönsten Ortschaften der
Filder, mit altem, in schönen Formen gehaltenem Rat
hause und altertümlicher Kirche sowie vielen altertümlichen
Privatbauten mit übersetzten Holzgieheln und gut aus
gebildeten Dächern, wurde das vorstehend ahgebildete
Wohn- und Wirtschaftsgebäude für die dortige Bier
brauerei erbaut. Beim Entwurf wurde darauf Bedacht
genommen, das neue Gebäude der Umgebung anzupassen;
die Giebel wurden daher in sichtbarer Holzkonstruktion
ausgeführt und übersetzt. Untergeschoß und Erdgeschoß
sind massiv, der erste Stock von Fachwerk, alle drei
Geschosse hell verputzt. Das Dach ist mit Biberschwänzen
gedeckt. Im Kellergeschoß sind zwei große gewölbte
Keller, im Untergeschoß ein heizbares Zimmer für Brau
burschen, eine Waschküche, eine Malztenne, ein Bier
keller sowie Holz- und Kohlenlegen. Im Erdgeschoß
befindet sich ein großes Wirtschaftszimmer mit zwei
geräumigen Nebenzimmern, Büfett, Küche und Speise
kammer. Der erste Stock enthält eine fünfzimmerige
Wohnung mit Küche, Speisekammer, Bad und Veranda
für den Besitzer. Im Dachstock ist eine dreizimmerige
Wohnung für den Wirtschaftspächter eingebaut nebst
einigen Gastzimmern, üeher dem Kehlgebälk befindet
sich ein großer Trockenboden. Die Baukosten betragen
etwa 31000 M.
Genereller Bebauungsplan für die Stadt
Pfullingen
Von Prof. Dr.-Ing. K. Weyrauch - Stuttgart
Bei der durch den Verfasser dieser Zeilen erfolgten
Bearbeitung des Kanalisationsprojekts der Stadt Pfullingen
stellte sich die Notwendigkeit heraus, über die Haupt
straßenzüge der späteren Bebauung in der Richtung auf
Reutlingen hin Klarheit zu bekommen, so daß der spätere
weitere Ausbau der Kanalisation ohne Aenderungen er
folgen und die jetzt schon erforderliche Kläranlage wenn
möglich für immer, jedenfalls aber möglichst lange ihrem
Zweck dienen könne. Auf diese Weise ergab sich die
Notwendigkeit eines generellen Bebauungsplans zwischen
Pfullingen und Reutlingen, der, von dem Unterzeichneten
bearbeitet, in den folgenden Zeilen kurz besprochen
werden soll.