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BAÜZBITUNG
Nr. 11
und den Ilgenplatz. Auch die übrigen zwischenliegenden
Straßenzüge wurden entsprechend erweitert. Nach Er
mittlung der Mietwerte der Gegend konnte sodann zur
Aufstellung des Pinanzplans geschritten werden, wobei
sich eine Rente von 4,2 % ergab. Es mußte somit Geld
zum Zins von 3°/ 0 beschafft werden, was durch Ver
mittlung des Geh. Hofrats Dr. v. Pfeiffer geschah, der
selbst 1 Million zur Verfügung stellte, durch seinen Verein
260 000 M. aufbrachte und von der Stadt die Genehmigung
von 4 Millionen erreichte. Damit konnte das Ganze in
Angriff genommen werden. Die Ausführung wurde nicht
von der Stadt, sondern von dem „Verein für das Wohl
der arbeitenden Klassen“ in die Hand genommen, wobei
bestimmt wurde, daß ein etwaiger Ueberschuß der Stadt
gemeinde zur weiteren Verschönerung und Verbesserung
der Altstadt zufallen sollte. Während die Häuser an
der Stein- und Nadlerstraße für geringeren Verkehr, also
für kleinere und mittlere Geschäftsleute, einzurichten
waren, waren an der Eberhardstraße großstädtische Ge
sichtspunkte maßgebend, die in dem großen Graf-Eberhard-
Bau ihre höchste Ausbildung erreichten. Die Architektur
ist dieser Zweckbestimmung der Häuser sowie der alten
Stuttgarter Bauweise in glücklichster Weise angepaßt,
insbesondere bildet der Geißplatz eine überaus gelungene
Lösung. Zur Erhöhung der Gesamtwirkung wurden Bild
hauer- und Malerarbeiten mit günstigem Erfolg verwendet.
Das Ganze wurde unter Mitwirkung verschiedener Archi
tektenfirmen, die einzelne Häuser ausführten, von Baurat
Hengerer und seinen Mitarbeitern, Architekten Mehlin und
Reising, durchgeführt. Am Sonntag vormittag fand mit
den Damen des Vereins eine eingehende Besichtigung
des ganzen Werkes statt, wobei insbesondere der Eber
hardbau mit seinen modernen Einrichtungen und groß
artigen Geschäften allgemeine Bewunderung erregte. Auf
die Einzelheiten des ganzen Unternehmens werden wir
später noch eingehend zu sprechen kommen. W.
Akad. Architekten-Verein „3Iotiv“, Stuttgart,
Am 5. d. M. fand im Sportzimmer der Liederhalle die
Besprechung der Vereinskonkurrenz für ein israe
litisches Grabmal statt. Außer sehr zahlreichen Gästen
und A. H. A. H. durfte der Vorsitzende des aktiven Vereins
Prof. Bon atz, Architekt Elsäßer und Schmidt-Annaberg
begrüßen. An Hand der eingelaufenen Arbeiten gab
Prof. Bonatz, der die Besprechung übernommen hatte,
einen kurzen Abriß der für eine solche Aufgabe in Be
tracht kommenden Gesichtspunkte; einen Preis erhielt
die Arbeit von Mitglied R. Behr, eine Belobung die
Arbeiten von Mitglied A. Seifried. Den Rest des Abends
füllte der gemütliche Teil. R.
Wettbewerbe
Rathaus und Sparkassengebäude in Donau-
eschingen. Es liefen 112 Arbeiten ein. Den 1. Preis
von 2000 M. erhielt Prof. E. Beck-Karlsruhe; den II. Preis
von 1500 M. gewannen Prof. H. Billing und Architekt
W. Vittali-Karlsruhe; den III. Preis von 1000 M. errang
W. Mersch-Freiburg. Zum Ankauf bestimmt wurde ein
Entwurf des Architekten Riotte-Bruchsal.
Bebauungsplan für Saarbrücken. Für die Orts
lage „Triller“ wird bis zum 1. Mai ein Wettbewerb aus
geschrieben. Drei Preise von 1200, 800 und 500 M. sind
ausgesetzt. Der Ankauf weiterer Entwürfe ist vorgesehen.
Dem achtgliedrigen Preisgericht gehören unter andern an:
Geh. Regierungsrat Prof. Dr.-Ing. Henrici-Aachen, Landes
bauinspektor Quenteil, Architekt Kaiser, Katasterkon
trolleur, Steuerinspektor Bastian, Architekt Weszkalnys,
Stadtbaumeister Knipper, sämtlich in Saarbrücken. Die
Wettbewerbsunterlagen sind gegen Zahlung von 10 M.
von dem Stadtbauamt Saarbrücken zu beziehen. Nach
Einreichung eines Entwurfs wird dieser Betrag zurück
vergütet.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt:
Kollektion des Ortsvereins Stuttgart der Allgemeinen
Deutschen Kunstgenosseuschaft.
Stuttgart. Bei der am Geburtsfest des Königs er
folgten Austeilung der akademischen Preise für 1908 an
der Kgl. Technischen Hochschule wurden zuerkannt:
an der Abteilung für Architektur der II. Preis dem
außerordentlichen Studierenden Rud. Behr von Balingen,
je eine öffentliche Belobung dem früheren Studierenden
Albr. Merz von Schramberg und dem Studierenden
K. Lederer von Schwäb. Hall.
Tübingen. In der letzten Sitzung des Gemeinderats
kam das vorläufige Gutachten der Stuttgarter
Kommission, bestehend aus dem Landeskonservator
Prof. Dr. Gradmann, Oberbaurat v. Leibbrand, Professor
Bonatz, zur Verlesung. Die Kommission spricht sich
ungünstig über die ganze Seeanlage aus, ebenso über die
Stellung der Realschule. Beide Anlagen bedeuten eine
Verschlechterung gegen früher. Die Kommission hätte
es sodann lieber gesehen, wenn die Herrenberger Bahn
weiter oben durch den Schloßberg geführt worden wäre.
Die Unterführung der Fahrstraße über die Herrenberger
und Rottenburger Bahn hält man für technisch unmög
lich. Die Platanenallee scheint nach dem Gutachten der
Sachverständigen durch die Neckarkorrektion und den
Flutkanal nicht gefährdet, der Verlust der Akazienallee
sei zu verschmerzen. Es wird aber der weit ausschauende
Blick und Mut der Stadtverwaltung, die die Neckar
korrektion in die Hand nimmt, vollauf gewürdigt und
diese Kulturarbeit anerkannt.
Personalien
Württemberg. Uebertragen: eine an der Baugewerkschule
in Stuttgart erledigte Professur für Hochbaufächer dem Regierungs
baumeister E. Wagner in Stuttgart. Versetzt: den Abteilungs
ingenieur Bau mann bei der Bisenbahnbauinspektion Geislingen zu
der Eisenbahnbauinspektion Stuttgart auf sein Ansuchen.
Baden. Versetzt: Regierungsbaumeister R. Gasteiger bei
der Bahnbauinspektion II Basel zur Bahnbauinspektion Kehl und
Regierungsbaumeister E. Käroher bei der Bahnbauinspektion Kehl
zur Bahnbauinspektion Mannheim.
Briefkasten
0. S. Sofern keine andern Vereinbarungen getroffen wurden,
können sowohl Sie als Ihr Chef nur auf die Quartale kündigen, und
z war muß dies sechs Wochen vorher geschehen; also am 15. Mai
auf 1. Juli u. s. w. Redaktion.
Antwort auf Anfrage M. R. Im Schlachthof in Backnang ist
eine neue, gut funktionierende Kläranlage seit September 1907 im
Betrieb. Dieselbe ist sehr übersichtlich angeordnet und hat sich
gut bewährt. —r.
Eine weitere Antwort der Firma F. J. Stumpf & Co., Stuttgart,
sandten wir Ihnen im Original zu. Redaktion.
Anfrage. Welche Städte sind im Besitze einer Straßenkehr-
masohine; wie bewährt sich solche für ungepflasterte Straßen? Ist
es richtig, daß diese Kehrmaschinen nur für gepflasterte Straßen
mit Vorteil verwendet werden? R. B.
Anfrage. Welches sind die praktischsten Unterlagsböden für
Linoleum, ist Holz einem Estrich hierfür vorzuziehen; wie hoch
stellen sich die Preise zueinander? R. W.
Anfrage. Welche Gebühr ist bei Neubauten für Anfertigung
von Meßurkunden, einschließlich Baumessungen, zulässig?
Ist eine Gebührenordnung vorhanden und wo ist eine solche
zu beziehen? R- K
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel.
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Druck : DeutscheVerläge-Anstalt in Stuttgart.