Lehrerseminar Bensheim Gesamtansicht von Nordwesten
Architekt: Regierungsbaumeister K. Köster unter Mitwirkung und Oberleitung der Geh. Oberbau
räte Klingelhöffer und Hofmann-Darmstadt
XI. Jahrgang
Nr. 2
Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen,
Elsaß-Lothringen
Stuttgart, 10. Januar 1914
Inhalt: Großh. Ernst-Ludwigs-Seminar Bensheim. — Berliner Bankunst gegen Leipziger Baukunst. — Staubbekämpfung mittels Chlor
magnesiumlösung. — Kündigung eines bauleitenden Architekten. — Vereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen-
Personalien. — Bücher. — Sprechsaal.
(Schluß).
Großh. Ernst-Ludwigs-Seminar Bensheim
lieber die Ausführung 'der ganzen Anlage ist noch das
Folgende zu erwähnen: Der Neubau steht auf gutem gewach
senen Sandboden von großer Mächtigkeit; das Orund-
wasser liegt im Mittel 10 m unter Erdoberfläche.
Fundamente und Außenkellermauern wurden in Sand
bruchsteinen, alle übrigen Mauern in Ziegelsteinen, alle
Decken, mit Ausnahme der in den beiden Wohngebäuden
und der Kehlbalkendecke des Hauptgebäudes, aus Eisen
beton (mit Rundeiseneinlagen) hergestellt, die Dachstühle,
mit Ausnahme des eisernen über der Turnhalle, durchweg
in Holz mit liegenden Bindern bis zu 12 m Spannweite. Die
Dächer wurden in Cauber Schiefer eingedeckt, die Außen
seiten der Gebäude mit Kalkmörtel unter Zusatz von
Erdoker verputzt. An Hausteinen fanden Verwendung:
1. Basaltlava der Preußisch-Hessischen Basaltwerke in
Londorf (Oberhessen) für die an die Erdoberfläche an
schließende Schicht des Gebäudesockels, für die Stufen
aller Treppen im Freien und deren Podeste (aus 18 cm
starken freitragenden Platten) und Treppenwangen, ferner
für alle Schwellen der Hauseingänge.
2. Odenwaldsandsteine (rot), von der Firma C. Uth II,
Hammelbach i. O., und einigen mit ihr verbundenen an
deren Firmen für die Fenstergurt- und anderen Gesimse,
alle Fensterumrahmungen, Umrahmungen eines Teils der
Hauseingänge, ferner für Kellertreppenstufen und Pfeiler
von Eingängen in der Einfriedigung.
3. Roter, weiß geaderter Mainsandstein von Arnold &
Söhne, Reistenhausen a. M., für alle Portale, Erker und
Treppenaufgänge (Bailuster) im Freien.
4. Hellgrauer, gelb bis gelbbraun geaderter Sandstein
aus Flonheim geliefert von Bley & Balz, Flonheim, für alle
Hausteinarchitekturteile im Innern, Gesimse, Pfeiler, Trep
penwangen, Türumrahmungen, Einfassungen der Bade
mulden.
5. Trachyt aus dem Westerwald (Dill, Weidenhahn) für
alle Treppenstufen im Innern.
Die Flure und Hallen wurden durch Köbig <& Cie.,
Mainz, mit Platten der Sinziger Werke, nach besonderem
Verfahren zur Erzielung einer durchgängig körnigen, nicht
glasigen Struktur und völlig gesicherter Fläche bei großer
Härte gebrannt, mit breiten Fugen nach besonders ge
zeichnetem Muster belegt.
Alle übrigen Räume erhielten Holzfußboden und zwar:
1. Eichenparkettboden a) auf Blindboden: Speisesaal und
Turnsaal, b) auf Asphalt:^Direktor- jund Lehrerzimmer
2. Buchenriemen: alle Klassen usw. und zwar gedämpft,
und nur geölt (von Karl Amendt, Oppenheim) auf Blind
böden und in Asphalt, b) gedämpft und in Harzöl gekocht
(A. und Ph. Schüßler, Worms, Fabrik Langenargen am
Bodensee), c) als deutscher Fußboden, gelegt von Hetzer,
Weimar, nach dessen Verfahren gepflegt und imprägniert.
Als Vergleichsboden erhielt ein Raum Belag aus kolopho-
nierten Amendschen Buchenriemen. Die Wände der Klas
sen erhielten z. T. Anstriche mit Keimscher Silexfarbe, z.
T. solche mit Amphibolin der Amphibolinwerke in Ober-
Ramstadt bei Darmstadt, die Flur- und Hallenwände wur
den wie deren flache bezw. gewölbte (Rabitz)-Decken rauh
geputzt unter Zusatz gesiebten Rheinkieses und ohne Anstrich
belassen; gleichen Verputz auf Rabitzgewebe erhielten die
Untersichten der Steintreppen. Turnsaal, Speisesaal,
Chorgesangsaal und Direktorzimmer erhielten Wandver-
täferung; einige Räume Decken mit gezogenen Stückgesim
sen. Die Geländer der Treppen wurden aus Stabeisen
geschmiedet.
Das Gebäude besitzt Niederdruckdampfheizung mit
Luftumwälzung (von Käuffer & Co., Mainz). Das Direk
torwohnhaus Warmwasserheizung (von J, Nohl, Darm
stadt); die Dampfkocheinrichtung lieferten Gebr. Roeder,