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BAUZEITUNG
Nr. 21
die Beleuchtung wird sich namentlich bei künstlichem
Lichte höchst wirksam erzielen lassen.
Hat man größere Breiten zur Verfügung, dann kann
man den Grundsatz solcher Vorhallen noch wirksamer
durchführen und erhält dann — selbst wo es sich erst
um Breiten bis zu 6 Meter handelt — schon sehr statt
liche Abmessungen für die Halle. Es ist dann auch mög
lich, anstatt des einzigen Zugangs zwei solcher Zu
gänge zu schaffen, wodurch der Verkehr in der Halle um
so bequemer wird. (Vergl. Abb. 8.) (Schluß folgt.)
Die Architektur der Ladenfront
Von Architekt Friedrich Hulh
Nachdruck verboten
ATK. Die Geschäftshäuser haben sich aus den Wohn
gebäuden entwickelt; darauf sind alle Uebelstände zurück
zuführen, welche noch heute die meisten Oeschäftsgebäude
aufweisen, die aber am deutlichsten bei allen Gebäuden
zu Tage treten, in denen Wohn- und Geschäftsräume ver
einigt sind.
Die Wohnungen der Patrizier, also der vornehmsten
Bürger einer Stadt, befanden sich früher naturgemäß in
den besten Bezirken, d. h. im Innern der Stadt, während
die Außenbezirke von der ärmeren Bevölkerung bewohnt
wurden. Die innere Stadt wurde dann aber mit der Ent
wicklung des Handels zugleich der verkehrsreichste Teil
derselben, und so ergab sich die Notwendigkeit, überall
in den alten Häusern Läden anzulegen, wobei die wohl
durchdachte Architektur des ganzen Hauses zerstört
wurde.
Der Laden hat sich als ein störendes Element in das
Wohngebäude eingeschoben; er begann sich schon im
Mittelalter zu entwickeln, doch sind die Schaufenster eine
Errungenschaft unserer Zeit. Die Gewölbe der Kaufleute
waren an der Straßenseite geöffnet, und die Waren wur
den, wie noch heut in südlichen Ländern, zur Schau a u f
die Straße gestellt. Die Geschäftsstraßen waren aber
auch vielfach mit Kolonnaden versehen, sodaß die Erzeug
nisse auch bei ungünstiger Witterung im Freien aufge
stellt weren konnten. Die Käufer kamen in der Regel
nicht in den Laden hinein, sondern die Kaufleute kamen
zu den Käufern auf die Straße heraus. Was heute das
Schaufenster bewirkt — nämlich das Anlocken der Kun
den — das taten damals die Kaufleute und ihre Gehilfen
selbst; sie priesen ihre Waren mit lauter Stimme an.
Doch mit der Zunahme des Straßenverkehrs mußten
auch die Warenauslagen von den Bürgersteigen verschwin
den, und so ergab sich die Notwendigkeit, die Kunden
Geschäftshaus Rotestraße 5
Architekten: Mack & Class-Stuttgart
im Laden zu empfangen und einige Lockmittel in das Fen
ster zu stellen. Je größer und mannigfacher das Waren
lager wurde, um so größer wurde auch das Verlangen
nach breiten und hohen Schaufenstern, welchem die Tech
nik mehr und mehr Rechnung trug —, bis dann schließ
lich die großen, ungeteilten Spiegelscheiben ein Gemein
gut der Handelswelt wurden.
Aber diese Entwicklung des Verkehrs und dieser Fort
schritt in der Technik war der Architektur nicht günstig.
Es entstanden die Ladengeschäfte in Gebäuden, die ur
sprünglich nur für Wohnzwecke bestimmt waren. Die
Grundrisse