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BAUZEITUNG
• Nr. 2
Herdfabrik, Darmstadt, die Badeeinrichtung J. Nohl,
Darmstadt. Besonderes Interesse verdienen die (von Ger-
ster, Mainz, Rummel, Lorsch und Brack, Auerbach) vor-
zügl. ausgeführtenZimmerarbeiten, die mustergültige Schiefer-
Eindeckung der Dächer (von H. Wollschläger, Bensheim
und Bastian und Vonhausen, Wiesbaden), die Stuckdecken
(von Zabel, Darmstadt), die Einrichtung des Physiklehr
saales durch die junge, vorzüglich arbeitende hessische
Firma Fr. Fuendeling, Friedberg, dieDekorationenimTurn-,
Speise- und Chorgesangsaal von Fortune, Darmstadt.
Auch alle übrigen zum größten Teil durch ortsansäßige
Meister und hessische Firmen ausgeführten Arbeiten
(Schmiede-, Schlosser-, Schreiner-, Verputz- und Installati
onsarbeiten) zeigen durchweg gute handwerksmäßige
Leistungen.
Die örtliche Bauaufsicht einschließlich Veranschlagen, Ab
nahme der Arbeiten und Abrechnung lag in den Händen
des Großh. Bauaspiranten Schmidt, der von Beginn bis
Ende der Bauausführung dieser Aufgabe sich völlig wid
mete, und des Großh. Hochbauaufsehers Kissel, jetzt
Fürstlich Leiningenscher Baumeister in Amorbach, der
durch seine hervorragenden sachlichen, technischen Kennt
nisse zu einer vorzüglichen Ausführung der Arbeiten des
inneren Ausbaues und der inneren Einrichtung in beson
derem Maße beigetragen hat.
K. Köster, Regierungsbaumeister
Z. Zt. Vorstand der Baupolizeiverwaltung
und der Bauberatungsstelle zu Essen.
Lehrerseminar Bensheim
Teilansicht am botanischen Garten (Westseite)
Das Baugrundstück wurde von der Stadt Bensheim auf
ihre Kosten dem Staat zur Verfügung gestellt. Die Ge
meinde hat auch sonst viel zur Förderung beigetragen,
indem sie erhebliche Mittel für die Umgebung des Semi
nars, Straßen* und Platzanlagen usw. aufwendete.
Zur Ausführung waren bewilligt:
1. für die Gebäude 775 000 M.
2. für die innere Einrichtung 102 000 AL
zusammen 877 000 M.
Diese Kosten des Voranschlags wurden nicht über
schritten, es konnten vielmehr aus Ersparnissen Mittel für
die innere Einrichtung zur Verfügung gestellt werden.
Der Entwurf wurde von mir unter Mitwirkung und Ober
leitung der techn. Referenten der Ministerialabteilung für
Bauwesen Geh.Oberbauräte Klingelhöfferu. Hofmann,Darm
stadt ausgearbeitet; die Ausführung (nebst Veranschlagung)
die Leitung des besonderen Baubüros, der Entwurf der
ganzen Anlage und ihrer inneren Einrichtung und die Ver
waltung der Kredite lagen in meiner Hand. Vorzüglichen
Anteil an dem Entwerfen der Detail- und Werkzeichnun
gen hatte der Großh.Reg.-Bauf. E. Köster, jetztReg.-Baumstr.,
in Hamburg; an den zeichnerischen Arbeiten für den inne
ren Ausbau nahmen die Regierungsbauführer B. Anton
und Kessel, die zur Ausbildung dem Baubüro zugeteilt
waren, sowie später der Reg.-Baumeister Leydhecker teil.
Berliner Baukunst gegen Leipziger
Baukunst
sk. In der Kunstzeitschrift „Kunst und Künstler“, die
im Verlage von Cassirer in Berlin unter der verantwort
lichen Leitung des Redakteurs Breuer herausgegeben wird,
war im Juniheft ein Artikel unter der Rubrik „Kunstaus
stellungen“ zu lesen, der den Redakteur Breuer zum Ver
fasser hatte. Dieser Artikel beschäftigte sich mit den Bau
ten auf der Leipziger Baufachausstellung und speziell mit
den Leistungen der Architektenfirma Weidenbach und
Tschammer. Die Bauräte Weidenbach und Tschammer
waren „akademisch betitelte Bauunternehmer“ genannt
worden, denen künstlerische Qualitäten abgesprochen
wurden. Die beiden Herren strengten gegen den Redak
teur Breuer die Beleidigungsklage an und das Leipziger
Schöffengericht hatte den beklagten Breuer zu einer Geld
strafe von 200 M. verurteilt. Das Schöffengericht war der
Ansicht gewesen, daß die von dem Beklagten geübte Kri
tik für die Kläger beleidigend sein mußte. Zwar sei ein
Bauunternehmer an sich ein durchaus ehrbarer Mann,
aber nach dem Berliner Baukrach der Gründerjahre habe
der Name immerhin in dem Sinne, wie er von Breuer ge
braucht wurde, etwas Anrüchiges. Man denke zum min
desten an die Fachausbildung eines Maurers oder an gar