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BAUZEITUNG
Nr. 22
Geschäftshaus der „Nationalen Radiator-Gesellschaft“ Berlin
Architekt: J. Hirte-Berlin
Tarifverträge
Der Deutsche Arbeitgeberbund für das Baugewerbe
hat am 27. Mai 1914 folgendes Rundschreiben an die Be
zirks-, Landes- und Provinzialverbände gerichtet; „Aus
Zuschriften, die wir aus Mecklenburg und Nordbayern
gleichzeitig erhalten haben und aus dem Verhalten des
Vorsitzenden des Zentralverbandes der Zimmerer bei der
heute im Oeschäftsamt des Bundes erfolgten Durchsicht
abgeschlossener und zur Genehmigung eingesandter Ta
rifverträge geht hervor, daß die Zimmerer auf Grund der
„Vereinbarung“ 110 des Haupttarifamtes verlangen zu
können glauben, daß in die noch nicht genehmigten Ta
rifverträge der Zusatz aufgenommen wird „für Einscha
lungsarbeiten bei Beton- und Eisenbetonarbeiten ist der
Zimmererlohn zu zahlen“. Diese Forderung ist nicht be
rechtigt. Die genannte „Vereinbarung“ hat u. E. keine
grundsätzliche Bedeutung im Sinne der Zimmererforde
rung, sie besagt vielmehr nur in einem Sonderfalle Kiel,
daß die vom Tarifamt Kiel durch Entscheidung vom
12. Februar 1914 dem § 4 des Kieler Vertrages gegebene
Ergänzung nur zulässig ist, wenn der Absatz 4 des
Betonschiedsspruches in direkter Verbindung damit
abgedruckt wird.
Der Sinn dieser Erledigung des Kieler Antrages ist,
zu verhindern, daß in Kiel aus dem Satz „für Einscha
lungsarbeiten ist Zimmererlohn zu zahlen“ etwa die For
derung abgeleitet wird, daß auch für die Hilfeleistungen
beim Einschalen der Lohn gelernter Arbeiter zu zahlen
ist, also der Absatz A 4 des Betonschiedsspruceh außer
Kraft gesetzt wird. Der Betonschiedsspruch wird also
durch die „Vereinbarung“ 110 nicht abgeändert, sondern
in seiner alten Fassung ausdrücklich bestätigt. Was bis
her nach dem Ortsgebrauch als Hilfeleistungen beim Ein
schalen angesehen worden ist, können die Arbeitgeber
überall nach wie vor „von anderen Arbeitern zu deren
Lohnsatz bewirken lassen“.
Seitens des Bundes wird beim Haupttarifamt über das
Verhalten des Zentralverbandes der Zimmerer, durch das
der endgültige Abschluß zahlreicher Tarifverträge aufs
neue weit hinausgeschoben wird, Beschwerde eingelegt.“
Vereinsmilteilungen
Württ. Verein für Baukunde. Die auf 23. Mai ange
setzte Besichtigung des für die Landeswasserversorgung
gegenwärtig in Ausführung begriffenen Stollenbaus auf
dem Kappelberg bei Fellbach wurde leider durch ein plötz
lich einsetzendes Unwetter vereitelt. Es war noch mög
lich, ehe der Platzregen losbrach, in Fellbach ein schützen
des Obdach zu erreichen und dort den infolge des Wirbel
sturms reichlich verschluckten Staub hinunter zu flößen.
Dagegen erwies sich eine Besteigung des Kappelbergs
selbst, auch nach Aufhören des Regens, infolge der grund
los gewordenen Wege als unmöglich. A4an zog deshalb
vor, zum Gang nach Untertürkheim die Landstraße zu
wählen. Dabei war — für die meisten zum erstenmal —
Gelegenheit gegeben, die neuerbaute, und zum Teil noch
im Bau befindliche Gartenstadt „Eigenes Heim, Lugins
land“ aus der Nähe zu sehen. Von Ferne her ist sie ja
jedem Stuttgarter durch ihre sonnige, weithin sichtbare
Lage am Fuß des Württembergs schon längst bekannt.
Die Anlage macht mit ihren hübschen Häuschen und trau
lichen Gärtchen davor, die allerdings zum Teil erst im
Entstehen begriffen sind, einen überaus freundlichen Ein
druck und gewährt einen prachtvollen Blick ins Neckar
tal und nach den gegenüberliegenden Hängen. In Unter
türkheim fanden sich die Mitglieder sodann in stattlicher
Anzahl zu dem alljährlichen Spargelessen in der „Krone“
ein. Bei dieser Gelegenheit nahm Oberbaurat E u t i n g
Veranlassung, sich nach zweijähriger arbeitsreicher Tä
tigkeit als Vorsitzender des Vereins von diesem Amt zu
verabschieden. Auf seine Worte erwiderte der frühere
Vorsitzende, Architekt Feil, indem er dem Scheidenden
den verbindlichsten Dank der Mitglieder aussprach und,
als Zeichen seiner fruchtbaren Wirksamkeit, auf den bis
jetzt höchsterreichten Mitgliederstand des Vereins hinwies.
Nach dem Essen folgte die übliche gesellige Unterhaltung
mit Tanz und Musik. Damit ist die eigentliche Vereins
tätigkeit für diesen Sommer zum Abschluß gelangt; je
doch werden voraussichtlich, außer der Nachholung der
Stollenbesichtigung auf dem Kappelberg, noch einige wei
tere technische Ausflüge stattfinden, ehe die Ruhe der
Sommerszeit beginnt. W.
Bauwerkmeisterverein Württembergs E. V. Neckar
kreis. Sonntag, den 14. Juni ds. Js. Ausflug nach dem
Engelberg bei Winterbach, a) Wanderung mit Musik
durch den Schurwald — ab Obereßlingen 7.30 Uhr —
über Eiserne Hand, Schloßpark, Hohengehren, Goldboden
bis Engelberg, b) Fahrt nach Winterbach und direkt
nach dem Engelberg. Gemeinschaftliches Mittagessen
daselbst um 12'/* Uhr. Nachmittags Konzert und Tanz.
Alle Mitglieder mit ihren werten Angehörigen, auch sol
che der anderen Vereine sind herzl. eingeladen. Näheres
siehe Korrespondenz-Blatt.
Der Kreisvorsitzende: Stöckle.
4. Landesversammlung der Vereinigung der mittleren,
nichtetatsmäßigen technischen Beamten im Württemberg.
Staatsdienst. Vorstand, H. Kollege Flautz, eröffnet die
Versammlung um /3 Uhr und begrüßt die leider nicht
sehr zahlreich Erschienenen. In längeren Ausführungen
erstattet er Bericht über die Tätigkeit im vergangenen
Jahr. Bei der nachfolgenden Neuwahl wurden folgende
Herren gewählt: 1. Vorstand: Helferich-Cannstatt; 2.
Vorstand: Steinhilber-Stuttgart; Kassier: Langjahr-Stutt
gart; Schriftführer; Kaumayer-Cannstatt. Ausschußmit
glieder; Angerbauer-Stuttgart; Layer-Stuttgart; Eger-
Aalen; Flautz-Cannstatt; Pfeffer-Stuttgart; Schweizer-
Stuttgart; Angstenberger-Omünd; Benz-Ludwigsburg;
Hauber-Feuerbach; Knecht-Calw; Menikheim-Stuttgart.