Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1914)

Grundriß 
BAUZEITUNG 
Nr. 25 
Bauernhaus 
im Unterland 
Baukosten 
12000 M. 
Architekt: 
Richard 
Gebhardt, 
B.D.A., 
Stuttgart 
ein Brunnen abgeteuft, der für Menschen und Vieh ge 
nügend Wasser in Küche und Stall liefert. 
Die Fundamente und die Untergeschoß- und Sockel 
mauern sind aus dem in der Nähe gewonnenen Liaskalk 
stein bzw. dem der gleichen Formation angehörenden 
sog. „Buchstein“, einem gelblichen, ziemlich harten Sand 
stein, erstellt. Für die Umfassungsmauern der Wohnung 
im Erdgeschoß sind Backsteine gewählt, während die 
Stallmauern, Zwischenwände und diejenigen des ganzen 
Dachgeschosses der geringeren Wärmeleitungsfähigkeit 
und des billigeren Achstransports wegen aus rheinischen 
Schwemmsteinen gemauert sind. Das Dach ist mit Falz 
ziegeln gedeckt. 
Die Anordnung des für die Aufstellung von einem 
Pferd, etwa 16 Stück Rindvieh und 2—4 Schweinen vor 
gesehenen gemeinsamen Stalles läßt sich aus dem Grund 
riß des Erdgeschosses ersehen. Für 30—40 Stück Hühner 
ist ein Raum über der Remise vorgesehen, zu dem man 
von der Tenne aus über eine Treppe gelangen kann. 
Die Krippen für das Vieh wurden 50 cm hoch aus Stein 
zeug mit Betonfuß und abschließbarem Freßgitter in Vor 
schlag gebracht, jedoch in Beton ausgeführt. Auf den 
Krippen sind hölzerne sog. V-Raufen aufgesetzt, die mit 
Hilfe einer einfachen Flacheisenschiene, an der beweg 
liche eiserne Rohrsprossen befestigt sind, auf einfache 
Weise zum Abschließen eingerichtet werden können. Der 
Boden der Stände ist mit Klinkern gepflastert, und die 
Gänge sind als Rauhstrich-Zementboden behandelt. Für 
die Stalldecke sind in Entfernungeu von etwa 1,50 m 
Doppel-T-Träger, Normalprofil 22, verwendet, deren 
Felder mit rheinischen Schwemmsteinen gewölbeartig mit 
14 Zentimeter Stich überdeckt und oben mit Schlacken 
beton ausgeglichen sind. Diese Konstruktion ist einfach, 
den ländlichen Handwerkern geläufig und hat sich bezüg 
lich der Isolierfähigkeit gut bewährt. Der Quadratmeter 
rechnet sich einschließlich der Unterzüge und eichenen 
Stützen auf 9.50 M. Mit gut gebrannten Hohlnuten 
steinen, die unten geriffelt sind, habe ich gleichgute Re 
sultate beobachten können, und kann es der Bauherrschaft 
überlassen werden, die Wahl der Bausteine zu treffen. 
Für die Lüftungseinrichtung war eine Anzahl 20 cm 
weite Luftzufuhrröhren aus Steinzeug mit entsprechenden 
25 cm weiten Entlüftungsröhren für den Sommer und 
besonders geformte Winterlüfter „Aeolus" vorgeschlagen, 
da sich diese Anordnung bei freier Lage des Gebäudes 
und solch verhältnismäßig geringen Gebäudetiefen in 
zahlreichen Fällen gut bewährt hat. Nur bei tiefen Ge 
bäuden und wo an mehreren Seiten eingebaute Stallungen 
zu entlüften sind, ist ein kombiniertes Entlüftungssystem 
(Horizontal- und Vertikalentlüftung) nötig. Die fortwäh 
rend vorhandene Verschiedenheit der Außen- und der 
Stalltemperatur sorgt auch bei Windstille für den Luft 
wechsel, während bei geringer Luftbewegung die beson 
deren Luftzufuhrrohre, die am Sockel außen beginnen und 
innen etwas über die Hälfte der Stallhöhe reichen, jeder 
Windrichtung Gelegenheit zum Eindringen frischer Luft 
geben. An den Sommerlüftern sind Holzklappen zum 
Regulieren bei stärkerem Wind oder strenger Kälte an 
gebracht. 
Die Wasserzuleitung vom Brunnen zu den Krippen 
ist vorgesehen. 
Oestlich vor dem Stalle fand die Düngerstätte ihren 
Platz, um ein bequemes Ausmislen und geschicktes Ab 
fahren des Düngers zu ermöglichen. 
Neben dem Stall ist eine auf die ganze Breite des 
Hauses durchgehende Futterlege für Dürr- und Grünfutter 
angeordnet, so daß letzteres von der Tenne aus bequem 
abgeworfen werden kann und die Tenne auch in der 
Erntezeit frei bleibt. Ueber dieser Futterlege findet die 
Futterschneidinaschine Aufstellung. Das Dach ist über 
der Tenne etwas vorgezogen, um in der Zusammen 
wirkung mit der noch weitervorgezogenen Wagenremise 
einen regen- und windgeschützten Vorplatz vor derselben 
zu gewinnen. 
Das rückwärts sanft ansteigende Gelände wurde zur 
Anordnung einer Hocheinfahrt in der Ebene des Tenne 
gebälks im Interesse günstigen Abladens verwertet und 
im höchsten Teil des Auffahrtsdammes ein Rübenkeller 
einzubauen vorgeschlagen. 
Der vollständig gegen Süden gerichtete Wohnungsteil 
enthält im Untergeschoß außer dem gewölbten Keller
	        

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