Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1914)

20. Juni 1914 
BAUZEITUNG 
199 
Alte Bauernhäuser in den Oberämtern Tettnang und Waldsee 
Ich möchte aber, da hier Ansicht gegen Ansicht steht, 
dringend vorschlagen, den ganzen Fall mit sämtlichen 
Vorakten und Unterlagen der einzigen zuständigen Stelle 
zu Begutachtung zu unterbreiten, nämlich dem Ausschuß 
zur Wahrung der Wettbewerbs-Grundsätze in Berlin. Da 
die Herren Preisrichter dem Verband angehören, so wer 
den auch sie dieser Lösung der Frage sicherlich zustimmen. 
-n. 
Deutsche Werkbund-Ausstellung 
Köln 1914 
Auf der Deutschen Werkbund-Ausstellung fand am 
Pfingstsonntag morgen vor einem geladenen Publikum 
die Eröffnung der vom Architekten Friedrich Adler, Lehrer 
an der Kunstgewerbeschule Hamburg, in der Abteilung 
„Kirchliche Kunst“ geschaffenen Synagoge statt. Der 
überaus weihevoll gestimmte Raum fand die höchste Be 
wunderung aller Anwesenden und hat sicherlich für die 
neuzeitlichen Kunstbestrebungen viele Freunde gewonnen. 
Der durch zahlreiche, namentlich auf dem Gebiete der 
Keramik und Silberschmiedekunst liegende kunstgewerb 
liche Arbeiten rühmlichst bekannte Künstler hat es ver 
standen, bei genauester Innehaltung aller rituellen Bestim 
mungen, nicht nur die Architektur, sondern alle Einrich 
tungsgegenstände des sakralen Raumes in ganz modernem 
Geiste zu gestalten. Der Blick wird zunächst durch einen 
Nach Aufnahmen von Inspektor C. Friz-Stuttgart 
in edelster Keramik (Keramik - Manufaktur Hamburg, 
Gerstenkorn & Meinerstorf) ausgebildeten Vorhof auf das 
in gedämpftem Golde erstrahlende Allerheiligste mit dem 
blauen Vorhang des Thoraschreines gelenkt. Vor ihm 
hängt zwischen dem in Eichenholz reich geschnitzten Vor 
beterpult und der Kanzel, die von der Firma Bruckmann, 
Heilbronn in edelster Silbertreibarbeit ausgeführte „Ewige 
Lampe“. Das in den beiden Nischen rechts und links 
vom Allerheiligen stehende Gestühl, das sich durch 
schlichte strenge Formschönheit auszeichnet, ist für den 
Rabbiner und je zwei Vorstandsmitglinder, sowie für den 
Vorbeter bestimmt. Die durch neuartige Form sich aus 
zeichnenden sieben- und achtarmigen Leuchter, Haupt 
gegenstände des jüdischen Kultus sind nach Entwürfen 
Adlers in Messingguß ausgeführt und haben ihren Platz 
zwischen den Säulen des linken Seitenschiffs gefunden. 
In Vitrinen stehen zahlreiche Kultgeräte für den häuslichen 
Gebrauch, die gleichfalls dartun, daß es unsere Zeit nicht 
mehr nötig hat, sich in der künstlerischen Formensprache 
anzuklammern an überlieferte Stile, sondern ihre eigene 
Sprache sprechen. Von hervorragender Schönheit sind 
die von der bekannten Glasmalerei Gottfried Heinersdorff, 
Berlin nach Adlers Entwürfen ausgeführten Glasfenster, 
die Dank einer Stiftung eines künstlerisch hochgesinnten 
Mitgliedes der hiesigen Synagogengemeinde Köln dauernd 
erhalten bleiben werden. Sie tragen wesentlich zur 
Steigerung der Stimmung des in der ganzen Farben 
gebung wohl abgehobenen Raumes bei.
	        

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