20. Juni 1914
BAUZEITUNG
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Alte Bauernhäuser in den Oberämtern Tettnang und Waldsee
Ich möchte aber, da hier Ansicht gegen Ansicht steht,
dringend vorschlagen, den ganzen Fall mit sämtlichen
Vorakten und Unterlagen der einzigen zuständigen Stelle
zu Begutachtung zu unterbreiten, nämlich dem Ausschuß
zur Wahrung der Wettbewerbs-Grundsätze in Berlin. Da
die Herren Preisrichter dem Verband angehören, so wer
den auch sie dieser Lösung der Frage sicherlich zustimmen.
-n.
Deutsche Werkbund-Ausstellung
Köln 1914
Auf der Deutschen Werkbund-Ausstellung fand am
Pfingstsonntag morgen vor einem geladenen Publikum
die Eröffnung der vom Architekten Friedrich Adler, Lehrer
an der Kunstgewerbeschule Hamburg, in der Abteilung
„Kirchliche Kunst“ geschaffenen Synagoge statt. Der
überaus weihevoll gestimmte Raum fand die höchste Be
wunderung aller Anwesenden und hat sicherlich für die
neuzeitlichen Kunstbestrebungen viele Freunde gewonnen.
Der durch zahlreiche, namentlich auf dem Gebiete der
Keramik und Silberschmiedekunst liegende kunstgewerb
liche Arbeiten rühmlichst bekannte Künstler hat es ver
standen, bei genauester Innehaltung aller rituellen Bestim
mungen, nicht nur die Architektur, sondern alle Einrich
tungsgegenstände des sakralen Raumes in ganz modernem
Geiste zu gestalten. Der Blick wird zunächst durch einen
Nach Aufnahmen von Inspektor C. Friz-Stuttgart
in edelster Keramik (Keramik - Manufaktur Hamburg,
Gerstenkorn & Meinerstorf) ausgebildeten Vorhof auf das
in gedämpftem Golde erstrahlende Allerheiligste mit dem
blauen Vorhang des Thoraschreines gelenkt. Vor ihm
hängt zwischen dem in Eichenholz reich geschnitzten Vor
beterpult und der Kanzel, die von der Firma Bruckmann,
Heilbronn in edelster Silbertreibarbeit ausgeführte „Ewige
Lampe“. Das in den beiden Nischen rechts und links
vom Allerheiligen stehende Gestühl, das sich durch
schlichte strenge Formschönheit auszeichnet, ist für den
Rabbiner und je zwei Vorstandsmitglinder, sowie für den
Vorbeter bestimmt. Die durch neuartige Form sich aus
zeichnenden sieben- und achtarmigen Leuchter, Haupt
gegenstände des jüdischen Kultus sind nach Entwürfen
Adlers in Messingguß ausgeführt und haben ihren Platz
zwischen den Säulen des linken Seitenschiffs gefunden.
In Vitrinen stehen zahlreiche Kultgeräte für den häuslichen
Gebrauch, die gleichfalls dartun, daß es unsere Zeit nicht
mehr nötig hat, sich in der künstlerischen Formensprache
anzuklammern an überlieferte Stile, sondern ihre eigene
Sprache sprechen. Von hervorragender Schönheit sind
die von der bekannten Glasmalerei Gottfried Heinersdorff,
Berlin nach Adlers Entwürfen ausgeführten Glasfenster,
die Dank einer Stiftung eines künstlerisch hochgesinnten
Mitgliedes der hiesigen Synagogengemeinde Köln dauernd
erhalten bleiben werden. Sie tragen wesentlich zur
Steigerung der Stimmung des in der ganzen Farben
gebung wohl abgehobenen Raumes bei.