BAUZEITUNO
Nr. 45/52
Baudirektor von Leins aus Stuttgart
geboren am 22. Nov. 1814, gestorben am 25. Aug. 1892
Christian Leins war der Sohn eines einfachen Bürgers
u. Steinhauermeisters. Schon in der Schule zeigte sich,
dass der aufgeweckte Knabe zu etwas Höherem bestimmt
sei. Mit 15 Jahren trat er in die Stuttgarter Gewerbe
schule ein, machte dann einige praktische Jahre bei einem
Zimmerwerkmeister durch u. arbeitete hierauf bei den
tüchtigsten Architekten Stuttgarts. 1834 machte er seine
erste Studienreise nach München u. Salzburg. Bald wagte
sich der junge Mann an die selbständige Ausführung
von Privataufträgen. 1837 zog es ihn nach Paris, wo
er wie viele andere Künstler seine letzte Reife suchte u.
fand. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1840 übernahm er
wieder die Ausführung von Privataufträgen. 1846 legte er
die Staatsprüfung ab. Die wohlgelungene Erbauung des
russischen Gesandtschaftsgebäudes, das im klassizistischem
Stile gehalten mit Reliefs, Büsten und Statuen geziert, vor
dem späteren An- und Aufbau zu den anziehendsten
Bauten damaliger Zeit gehörte, zog die Aufmerksamkeit
des Kronprinzen von Württemberg auf die Fähigkeiten
von Leins und brachte es dahin, daß ihn dieser 1845
mit der Erbauung der Villa Berg bei Stuttgart betraute.
Dieser Fürstensitz wird als Perle italienischer Renaissance
allgemein gepriesen und rückte Leins in die vorderste
Reihe deutscher Architekten. Im Jahre 1858 wurde ihm
am Polytechnikum zu Stuttgart eine Professur für
Architektur übertragen. Alsbald zeigte er sich als der
geborene Hochschullehrer: „Papa Leins“ besaß ein warmes
Herz für die akademische Jugend; er war fern von allem
Kleinlichen und Schablonenhaften und verfügte, besonders
auch infolge ausgedehnter Studienreisen, über einen
großen Reichtum von Kenntnissen. So trug er wesent
lich dazu bei, daß die Stuttgarter Fachschule mit Würt-
tembergern und Fremden sich füllte. Durch eigene glän
zende Bautaten wurde sein Ansehen mehr und mehr er
höht. Vor allem ist es der K ö n i g s b a u zu Stuttgart,
1854 — 1859 errichtet, ein Konzertsaal in griechischen
Formen, mit dreigliedriger Säulenhalle und rückwärts
liegendem Durchgänge. In den Jahren 1855 — 1889 ist
Leins am Neu-, Um- und Anbau, an inneren und äußeren
Erneuerungen von mehr als 100 Kirchen beteiligt.
Friedhofanlage Enzberg Kapelle
Architekt: Ch. Aichelin-Mühlacker
Die Perle dieser Schöpfungen ist die Johanneskirche zu
Stuttgart (1866—1876). Leins brachte die edeln und
reinen Formen des frühgotischen Stils in Anwendung.
Im Innern brachte er die Emporen in eine zu bewun
dernde organische Verbindung mit der Pfeilerstellung.
In der Anlage des Aeußeren ist die oft ungeschickt genug an
gebrachte Sakristei durch Verwandlung in einen schein
baren Kapellenkranz im Chorhaupt zu einem natürlichen
Bauteile gemacht. Der Turm gehört mit dem lebhaften
Friedhofanlage Enzberg
Architekt: Ch. Aichelin-Mühlacker