Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1914)

BAUZEITUNG 
Nr. 4 
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kein Wert gelegt; die Träger sind in der Regel gewöhn 
liche I-Walzeisen. Der Windverband wird durch eine 
diagonale Versteifung gebildet, wobei die Ecksteifen am 
beliebtesten sind. Bei der Aufstellung legt man den größ 
ten Wert auf möglichste Schnelligkeit. So ist es schon 
mehrfach gelungen, die neuen Gebäude aufzustellen und 
zu besetzen innerhalb eines einzigen Jahres, von der Zeit 
an gerechnet, wo das alte Gebäude von den Insassen ver 
lassen wurde. Der Schutz des eisernen Tragwerks gegen 
Witterungseinflüsse und Feuer, worauf der größte Wert 
gelegt wird, geschieht durch eine Ummantelung mit Ter 
rakotta oder Beton. Die Außenwände bestehen aus Zie 
gelstein, Terrakotta oder Haustein mit Ziegelhintermaue 
rung. Die maschinellen Anlagen, Heizräume, Wirtschafts 
räumlichkeiten, Friseurläden usw. befinden sich im Unter 
geschoß der Gebäude, das oft drei bis vier Stockwerke in 
Anspruch nimmt. So ist jeder einzelne Wolkenkratzer 
ein Reich für sich und vermag alle Bedürfnisse selbst zu 
befriedigen. Die größte Höhe weist bis jetzt der Turm 
des Woolworth-Gebäudes auf, der mit seiner Spitze 236 m 
über der Straße liegt. An dieses Haus reiht sich eine An 
zahl weiterer etwas niedrigerer Gebäude an. — Zum 
Schluß seiner Ausführungen warf der Redner noch einen 
Blick auf unsere deutschen Verhältnisse, wo zum Glück 
derart hohe Gebäude vorerst noch durch die Baugesetze 
ausgeschlossen sind, wo aber auch schon die Zulassung 
60 m hoher Bauten vorgeschlagen worden ist. Der reiche 
Beifall aller Zuhörer lohnte den Redner für seine interes 
santen Ausführungen und insbesondere auch die Vor 
führung der vorzüglichen Lichtbilder, die jedermann einen 
lebhaften Eindruck von der Großartigkeit dieser Verhält 
nisse gaben. W. 
Wettbewerbe 
Langenfeld. Im Wettbewerb zur katholischen Schule 
zu Immigrath erhielt den 1. Preis der Entwurf des Ar 
chitekten Heinrich Kiefer, B. D. A. in Gummersbach, den 
2. Preis der Entwurf der Architekten Otto Silberberg und 
Karl Sauernbach, Barmen. U, den 3. Preis der Entwurf des 
Architekten Max Stirn, Regierungsbaumeister, Köln a. Rh. 
Ferner wurden zum Ankauf empfohlen: die Entwürfe der 
Architekten Josef Wenzler, Köln und Berth. König, z. Zt. 
Mühlhausen, sowie der Architekten Georg Marquard und 
Peter Schneider, Frankfurt a. M. 
Kleine Mitteilungen 
Württemb. Kunstverein. Gedächtnis-Ausstellung zu 
Ehren des f Professors der K. Akademie der bildenden 
Künste Carlos Grethe in sämtlichen Räumen des W. Kunst 
vereins und anschließenden Sälen des K. Kunstgebäudes. 
Eintrittspreis 50 Pf., für Kunstvereinsmitglieder frei. 
Personalien 
Baden. Verliehen: dem Ingenieur St. Molli in Turin das 
Ritterkreuz 1. Kl. mit Eichenlaub. Erteilt: dem Regierungsbau 
meister W- Menningen die Erlaubnis zum Tragen des Preuß. 
Kronen-Ordens IV. Kl. und dem Straßenmeister H. Langlotz in 
Donaueschingen für die Rote Adlermedaille. An gestellt: die 
Bausekretäre J. Kämpf, M. Hörauf und W. Schneider unter 
Ernennung zu Oberbausekretären. 
Hessen. Ernannt: der Hochbauaufseher W. Wetz in Worms 
zum Dammeister bei dem Wasserbauamt Mainz. 
Elsaß-Lothringen. Ve rl i e h e n: dem Amtsvorstand Regierungs 
baumeister de Jonge in Mülhausen der Charakter als Baurat mit 
dem persönlichen Range als Rat vierter Klasse. 
Sprechsaal 
Anfrage. Die Straßenbauinspektion hat vor zirka 1 3 / 4 Jahren 
neben einem Acker auf freiem Felde und ebenem Gelände ein 
zirka 6 m langes, 4 m breites und zirka 5 m hohes Blockhäuschen, 
zirka 1 m von der Eigentumsgrenze entfernt errichtet, um Schub 
karren, Geschirr und dergl. aufzubewahren und daneben, der 
Eigentumsgrenze entlang einen zirka 6 m langen und 3 m breiten 
Streifen Fichtenbäume angepflanzt, ohne den Nachbar zu fragen, 
oder eine Unterschrift von ihm einzuholen. Dem Nachbar wird 
dadurch das Getreide auf dem Acker in der Nähe des Häuschens 
zertreten. 
Durfte das Häuschen, ohne den Nachbar zu fragen, erstellt 
werden, wie groß müßte der Abstand zwischen Dachvorsprung 
und Eigentumsgrenze sein und wie weit wäre mit der Anpflanzung 
entfernt zu bleiben? N. M. 
Antwort. Eine 6 m lange, 4 m breite und 5 m hohe Geschirr 
hütte mit Blockwänden und feuersicherer Bedachung darf nach 
Art. 101 Abs. 1 Nr. 1 der B.O. ohne Einholung einer baupolizei- 
licehn Erlaubnis und demnach auch ohne Anhörung des Nachbars 
erstellt werden. Irgend ein Grenzabstand ist für solche Bauten 
an sich in der B.O. nicht vorgeschrieben, da sie nach Art. 77 
Abs. 1 in Verbindung mit Art. 76 dieses Gesetzes eines Abstandes 
von der Grenze nicht bedürfen. Wenn sie aber nicht auf die 
Grenze gestellt werden, muß der Abstand nach Art. 45 Abs. 2 der 
B.O. mindestens 2 m betragen. 
Neben den baupolizeilichen Vorschriften kommen noch die 
nachbarrechtlichen Bestimmungen des Ausführungsgesetzes zum 
Bürgerlichen Gesetzbuch vom 28. Juli 1899 (Reg.-Bl. S. 423) in 
Betracht. Nach Art. 224 Abs. 1 und 2 dieses Gesetzes ist mit 
Gebäuden außerhalb des geschlossenen Wohnbezirkrs von land 
wirtschaftlich benützten Nachbargrundstücken ein Abstand einzu 
halten, der so groß ist als die dem nachbarlichen Grundstück 
gegenüberstehende Gebäudeseite hoch ist. Und nach Art. 233 
Abs. 2 desselben Gesetzes müssen Bäume, deren Kulturart die 
Hochsiammbiidung ausschließt, Zierhölzer und Sträucher, wenn sie 
sich nicht hinter geschlossenen Einfriedigungen von mindestens 
1,50 m Höhe befinden, 1 m von der Grenze wegbleiben. B. 
Anfrage. Im Spätjahr 1912 habe ich eine Scheuer umgebaut 
zu Wohnzwecken, sie wurde im Frühjahr 1913 bezogen und es 
war ziemlich schwierig alles trocken zu bringen und jetzt nach 
3 /t Jahren zeigt sich an der Außenwand gegen den Nachbar 
Salpeter 1 m vom Boden herauf. Wie ich nun von dem Be 
sitzer höre, waren früher an dieser Stelle Pferdeställe und habe 
der damalige Pferdebesitzer den Mist ziemlich lang liegen lassen. 
Es scheint nun, daß der Salpeter dieses Mistes immer noch wirkt. 
Ich möchte nun gerne fragen, wie ich den Salpeter aus dem Putz 
wegbringe ? Bemerken möchte ich, daß die Außenwand Brand 
mauer ist und mindestens schon 16—20 Jahre steht. Sie hat nur 
den normalen Verputz von 2 cm erhalten und schlägt nun durch 
die Tapete aus. Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß durch die 
Tapete der vielleicht noch etwas feuchte Putz am Austrocknen 
gehindert wurde und sich dadurch der Salpeter bildete. Ich wäre 
Ihnen verbunden, wenn Sie mir mitteilen könnten, wie ich den 
Salpeterausschlag, der sich in Art eines Schimmels zeigt und sal 
zig schmeckt, wegbringe. K. R. 
Antwort. Nach Ihrer Beschreibung handelt es sich um echten 
Mauersalpeter, der durch Zersetzung von Pferdemist entstanden 
ist und sich im Boden angesammelt hat. Ein einfaches Mittel, 
um diesen Salpeter zu beseitigen, gibt es nicht. Der Salpeter ist 
in Wasser sehr leicht löslich; die Lösung steigt an der Mauer 
empor und wenn das Wasser verdunstet, so bleibt ein weißer 
Salpeterausschlag zurück. Daraus folgt, daß zweckmäßige Maß 
regeln zur Bekämpfung der Feuchtigkeit sich auch gegen den 
Salpeter wirksam erweisen müssen. Da die Wohnung erst seit 
a U Jahren bezogen ist und wir einen nassen Sommer hatten, be 
steht immer noch die Möglichkeit, daß bei weiterem Austrocknen 
auch die Salpeterausblühung aufhört. Ist dies nicht der Fall, so 
müßte m E. der Verputz entfernt werden, ebenso, soweit möglich, 
die Mörtelreste aus den Fugen. Die Mauer wäre dann mit heißem 
Teer oder Goudron zu bestreichen und dann ein Verputz aus 
fettem Zementmörtel anzubringen. 
Ich möchte Sie außerdem noch auf den Artikel „Ueber Bau 
feuchtigkeit“ in Nr. 52 dieser Zeitschrift vom 27. Dezember 1913 
verweisen. O. S. 
Verantwortlich; Karl Schüler, Stuttgart, Richard Gebhardt, Stuttgart. 
Druck: Gustav Stürner in Waiblingen.
	        

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