21. Februar 1914
BAUZEITUNG
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Der Hauptvorteil des Cisa-Eisens liegt indessen in der
mühelosen Entschalung. Es genügt, wenn lediglich die
Steckstifte (4 und 6) entfernt werden; das vorher unver
rückbar festliegende Eisen kann nunmehr mit Leichtigkeit
— und — was am wichtigsten ist, ohne Erschütterung,
die der Festigkeit des Betons bekanntlich so schädlich,
indessen häufig nicht zu vermeiden ist, herausgezogen
werden.
Es ist als Mangel empfunden worden, daß, während
die Beton und Eisenbetonteile eines Bauwerks bis ins
Einzelne statisch berechnet werden, die Schalung gewöhn
lich nach Gutdünken hergestellt wird. Nicht selten steht
daher der Bauunternehmer vor der Notwendigkeit, Nach
stützungen oder Verstärkungen vornehmen zu müssen,
die neben den Kosten der Arbeit noch einen Verschnitt
von Schalmaterial mit sich bringen. Die Fabrikanten des
Cisa-Eisens, die Firma Keller u. Knappich, O. m. b. H.
in Augsburg, hat die Dimensionierung ihrer Einschal
eisen für alle vorkommenden Belastungsfälle statisch be
stimmt, sodaß der Betonbauunternehmer durch die Be
nutzung der nebenabgebildeten graphischen Tabelle
(Figur 3), welche die Ent
fernung der Einschaleisen
unter sich angibt, die Ge
währ erhält, daß die Scha
lung in Bezug auf Festig
keit von vornherein den
Anforderungen genügt. Die
erwähnte Neuerung dürfte
berufen sein auf dem Ge
biete der Deckenkon
struktion eine Umwälzung
hervorzurufen. Der Rück
gang der Eisenpreise in
dieser Zeit absteigender
Konjunktur im Wirtschafts
leben hat in der Wahl einer
Betonträger- u. einer Eisen
betondecke die Wage zu
Gunsten der Eisenträger
decken noch wesentlich
weiter verschoben. Die
Verdrängung des Trägers
in den Betondecken war
mit darauf zurückzuführen,
daß die äußerst kompli
zierte Schalung solcher
Decken schwer zu befesti
gen und nur mit besonderer
Mühe zu entfernen war.
Außerdem entsteht bei der
Schalung der Eisenbeton
decke viel Holzverschnitt,
den seltensten Fällen
Demnach ist bei der
Inifernung der I Träger 3 m
Fig. 3. Graphische Tabelle
da die gleichen Bolzen nur m
wieder verwendet werden hönnen
Eisenbetondecke nicht nur der Arbeitslohn, sondern auch
der Materialverbrauch für die Schalung gegenüber der
Trägerdecke bedeutend höher.
Die Trägerdecke bietet aber außer den viel geringeren
Herstellungskosten gegenüber der Eisenbetondecke auch
den weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß auf
ihr sofort nach Einlegen des Betons weitergearbeitet wer
den kann, während die Eisenbetondecke erst nach unge
fähr 3—4 Tagen, nachdem der Beton fest angezogen hat,
betreten werden darf. Nachdem nun mittels der be
sprochenen Erfindung die Schalung direkt an den Trägern
selbst aufgehängt werden kann und damit alle Rüstungen,
die natürlich höhere Kosten erfordern, überflüssig gewor
den sind, werden die Eisenträgerdecken sich erneut ein
bürgern, zumal da unterbetonierte I-Träger (siehe Ab
bildung Figur 2) sich ebensogut herstellen lassen, wie
ausgesparte Betondecken, deren Schalung aus der Ab-
Fig. 4. Ausgesparte Betondecke
bildung 4 (Figur 4) klar hervorgeht. Außer ähnlich ge
formten, ausgesparten Decken dient das Einschaleisen zur
Einschalung von flachen Beton- oder Steindecken und zur
Herstellung von Schalungsbögen für Fenster und Türen.
Abbildung 5 (Figur 5) läßt erkennen, wie das Eisen an
dem untersten Teil des Widerlagers aufgehängt wird.
Nach Entfernung der Steckstifte 4 ist die gesamte Unter
stützung des Bogens leicht zu entfernen. Mit den bis
jetzt bestehenden Einschaleisen ist das Einschalen von
Tür- und Fensterbögen nicht möglich, da bei kleinen
Spannweiten das Einschaleisen vorsteht und nicht einge
legt werden kann.
Außer diesen Verwendungsarten sind noch ähnliche
Ausführungen möglich, deren Konstruktion für jeden ein
zelnen Fall bestimmt wird, ohne daß sich die ohnehin ver
hältnismäßig geringen Kosten des Einschalungseisens
wesentlich erhöhen. Wenn in der letzten Zeit die Träger
decken an und für sich wieder mehr in den Vordergrund
getreten sind, so ist daran auch zweifellos der Umstand
mitbestimmend, daß die erhoffte größere Feuersicherheit
des armierten Betons, gegenüber den I-Trägerkonstruk-
tionen nicht eingetreten ist. Nachdem durch die neue
Einschalungsmethode, durch das Cisa-Einschaleisen, in
der Verwendung von Trägerdecken ein weiterer Fort
schritt zu verzeichnen ist, wird zweifellos das Eisen im
Bauwesen wieder mit mehr Nachdruck zur Geltung
kommen.
Vereinsmitteilungen
Württembergischer Baubeamten -Verein.
Einladung zu der am 8. März ds. Js. vorm. 10 */ g Uhr
im Gesellschaftsbaus „Bauhütte“, Büchsenstraße 53 in
Stuttgart stattfindenden 15. Mitglieder-Versammlung.
Tagesordnung; 1. Jahresbericht. 2. Kassenbericht. 3. Vor
anschlag für das Jahr 1914. 4. Behandlung der Einläufe
und Besprechung allgemeiner Vereinsangelegenheiten.
5. Neuwahl des Ausschusses und Vorstandes. Zahl
reiche Beteiligung ist besonders mit Rücksicht auf die
Neuwahlen sehr erwünscht. Nach den Verhandlungen
findet ein gemeinsames Mittagessen zu 2 M. in der „Bau
hütte“ statt, wozu die Anmeldungen bis 4. März an den
Vorstand eingesandt werden wollen. Nach dem Mittag
essen Besichtigung sehenswerter Bauten unter kundiger
Führung. Gäste willkommen.
Die nächste Ausschußsitzung findet Samstag, den
7. März d. Js. abends 5 Uhr im Gesellschaftshaus „Bau