Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1915/16)

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BAUZEITUNG 
Nr. 46/49 
genanntem Termin werden die noch ausstehenden Bei 
träge auf Kosten der betr. Mitglieder durch Postauftrag 
erhoben. (®gl. § 4 Abs. 1 und § 5 unserer Satzung und 
Vereinsmitteilungen in der Bauzeitung vom 7. August 
dieses lahres.) 
Der Vereinskassier: A. Grotz, Cannstatt, Teckstr. 40. 
Württembergischer Baubeamten-Verein und Vereini 
gung der mittleren technischen Beamten des Ministeriums 
des Innern. Unerwartet rasch ist unser liebes Mitglied 
Staatsstraßenmeister Claß in Neuenbürg im Alter von 
41 Jahren gestorben. Im Frühjahr d. J. trat er, dem Ruf 
des Vaterlandes freudig folgend, bei seiner alten Waffe, 
der 13er Pionieren, in Ulm ein. Nach kurzem Aufenthalt 
daselbst rückte er als Unteroffizier nach dem östlichen 
Kriegsschauplatz ab. Den Anstrengungen im Feld war 
er jedoch nicht lange gewachsen, so daß er bald in die 
Heimat entlassen werden mußte. Er fand nach mehr 
wöchentlicher Kur in Wildbad Kräftigung seiner Gesund 
heit, so daß er hoffen konnte, bald wieder seinen Beruf 
versehen zu können. Inzwischen stellte sich ein neues 
Leiden ein, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. 
Wenige Stunden vor seinem Tode erreichte ihn die Mit 
teilung von seiner dienstlichen Versetzung nach Heil 
bronn, um die er des dortigen milderen Klimas wegen 
nachgesucht hatte. 
Sein Leichenbegängnis legte beredtes Zeugnis ab von 
der allgemeinen Beliebtheit, der sich der Entschlafene in 
weitesten Kreisen erfreuen durfte, und zahlreich waren die 
Nachrufe, die ihm am Grabe unter Niederlegung von 
Kranzspenden von den verschiedensten Vereinen gehalten 
wurden. Unserem lieben Kollegen werden wir allezeit 
ein ehrendes Gedenken bewahren. 
Unfallversicherung. 
Die Württembergische Baugewerksberufsgenossen 
schaft hat ihre diesjährige ordentliche Genossenschafts 
versammlung am Montag den 25. Oktober 1915 im 
Sitzungssaale der Berufsgenossenschaft in Stuttgart unter 
Leitung ihres Vorsitzenden Bauwerkmeister Albert Brin- 
zinger abgehalten. Nach dem vorgelegten Verwaltungs 
bericht waren im Jahre 1914 gegen Unfall versichert 
11 939 Kleinmeister (Betriebsunternehmer, die regel 
mässig keinen oder höchstens einen Versicherungs 
pflichtigen gegen Entgelt beschäftigen) und 113 550 Be 
triebsbeamte und Arbeiter, für welche 3 753 574 Mk. 
bezw. 30 029 980 Mk. anrechnungsfähiges Entgelt nach 
gewiesen wurde. Die Zahl der zur Anmeldung gelang 
ten Unfälle betrug 1491, die der ersatzpflichtig geworde 
nen Unfälle 462. An Unfallentschädigungen kamen im 
Jahre 1914 für insgesamt 3822 Unfälle (3360 aus den Vor 
jahren und 462 aus dem Jahre 1914) 670 400 Mk. zur 
Auszahlung, wovon 129 776 Mk. auf Kleinmeister und 
540 624 Mk. auf Betriebsbeamte und Arbeiter entfielen. 
Die Kosten der Verwaltung einschließlich derjenigen für 
Betriebsüberwachung, des Verfahrens bei den Oberver 
sicherungsämtern und dem Reichsversicherungsamt, sowie 
der ärztlichen Untersuchungen beliefen sich auf 117 806 
Mark oder 18,76 Prozent der gezahlten Entschädigungen. 
Der Gesamtbedarf der Berufsgenossenschaft für 1914 be 
zifferte sich auf 799 229 Mk. Um eine Steigerung der Um 
lagebeiträge gegenüber dem Vorjahr zu vermeiden, muß 
ten 160 000 Mk. der Rücklage entnommen werden. Seit 
Bestehen der Berufsgenossenschaft (1. Oktober 1885) sind 
von 35 421 zur Anzeige gekommenen Unfällen 11 698 er 
satzpflichtig geworden. Die für letztere bezahlten Ent 
schädigungen beliefen sich bis 31. Dezember 1914 auf 
10 590 950 Mk. 
Bei der mit der Berufsgenossenschaft verbundenen 
Zweiganstalt, bei welcher die Unfallversicherung solcher 
Personen erfolgt, welche bei der Ausführung von nicht 
gewerbsmässigen Bauarbeiten (Regiebauten) beschäftigt 
werden, kamen im Jahre 1914 41 Unfälle zur Anmeldung, 
wovon 11 ersatzpflichtig wurden. An Unfallentschädi 
gungen sind in dem Geschäftsjahr 26 995 Mk. für ins 
gesamt 158 Unfälle (147 aus früheren Jahren und 11 aus 
dem Jahre 1914) von der Zweiganstalt gezahlt worden, 
während seit dem Bestehen (1. lanuar 1888) insgesamt 
475 246 Mk. an Unfallentschädigungen zur Auszahlung 
gelangten. Die Prämieneinnahmen für ausgeführte Regie 
bauarbeiten betrugen im Jahre 1914 22 157 Mk. 
Berufsgenossenschaft und Zweiganstalt zusammen: 
Ausbezahlte Unfallentschädigungen 11 066 196 Mk. 
Gesamtvermögen am 31. Dezember 1914 2 488 023 Mk. 
In den Ausschuss zur Prüfung und Abnahme der 
Jahresrechnung für 1915 wurden wiedergewählt die 
Herren: G. Busch, Bauwerkmeister, Stuttgart, P. Barth, 
Archit., Stuttgart, und L.Fahrion, Bauwerkmstr., Feuerbach. 
Wettbewerbe 
Stuttgart. Wettbewerb zur Erlangung von Entwür 
fen für Kleinwohnungen. Die Stadtgemeinde ladet dazu 
alle reichsdeutschen Architekten ein, welche bis unmittel 
bar vor Ausbruch des Krieges oder während desselben in 
Stuttgart selbständig tätig oder in Stellung waren. Ent 
würfe sind bis 30. Dezember d. J. einzureichen; näheres 
s. d. Bekanntmachung im Inseratenteil. 
Wiedereinstellung der Kriegsteilnehmer und Kriegs 
beschädigten bei ihrem letzten Arbeitgeber. In den 
deutschen Lazaretten wird zur Zeit eine Bekanntmachung 
der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ver 
breitet, die sich mit der Fürsorge der aus dem Felde 
Heimkehrenden und der Kriegsbeschädigten befaßt. Diese 
Bekanntmachung bringt einen am 19. März dieses Jahres 
gefaßten Beschluß der Vereinigung zur Kenntnis, der 
folgenden Wortlaut hat: 
„Betreffs der staatlicherseits geplanten Fürsorge für ver 
stümmelte Kriegsinvaliden erklärt die Vereinigung der 
Deutschen Arbeitgeberverbände, deren Organisation 
75 Verbände mit 2 1/4 Millionen beschäftigten Arbeitern 
umfaßt, ihre freudige Bereitwilligkeit zu einer ein 
gehenden und tatkräftigen Mitwirkung. Insbesondere 
wird sie bestrebt sein, auf die ihr angeschlossenen Ver 
bände dahin zu wirken, daß deren Mitglieder, die mit 
tels der fortgeschrittenen modernen Orthopädie und 
Heilkunde zur Arbeit befähigten Invaliden in ihre Be 
triebe aufnehmen und ihnen Gelegenheit zu nutz- und 
lohnbringender Beschäftigung gewähren. Zum Aus 
bau aller diesen Zwecken dienenden Einrichtungen 
nach besten Kräften mitzuwirken, stellt die Vereinigung 
ihre Hilfe schon jetzt gern zur Verfügung. 
In Ausführung dieses Beschlusses empfiehlt die Ver 
einigung den aus dem Felde Zurückkehrenden, besonders 
den Kriegsbeschädigten, sich zwecks Wiedereinstellung 
zur Arbeit möglichst frühzeitig zunächst an ihren letzten 
Arbeitgeber zu wenden. Die Anregung der Vereinigung 
verdient dankbar begrüßt zu werden. Erklärt das Unter 
nehmertum Deutschlands damit doch vorbehaltlos seine 
Bereitwilligkeit, die Kriegsbeschädigten nach Möglichkeit 
an ihren alten Arbeitsstellen unterzubringen und damit 
im Interesse des Allgemeinwohls pekuniäre Opfer auf sich 
zu nehmen, die dem Unternehmertum aus der Beschäf 
tigung von Kriegsbeschädigten mit Rücksicht auf ihre 
geringere Leistungsfähigkeit zweifellos erwachsen werden. 
Auch bezüglich der Wiedereinstellung der aus dem Felde 
Heimkehrenden ist die Anregung der Vereinigung 
dankenswert, da auf dem von ihr vorgeschlagenen Wege 
die deutsche Volkswirtschaft am ehesten vor Schwankun 
gen im Arbeitsmarkte bewahrt und am schnellsten wieder 
in den Friedenszustand übergeführt wird. Es wäre daher 
zu wünschen, daß der Anregung der Vereinigung von 
Seiten der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer im 
weitesten Umfange Rechnung getragen wird. 
Verantwortlich: Karl Schüler, Stuttgart. 
Eiuk: Gustav Stiirner in Waiblingen.
	        
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