1./15. Februar 1916
BAUZEITUNG
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Mit dem Bauwesen wurde im Juli 1909 begonnen,
die Einweihung der Schule erfolgte am 15. September 1911.
Wie schon erwähnt, war die Gründung auf dem
schlammigen Feuerseegrund nicht einfach, aber die Firma
Wayß & Freytag, welche diese Arbeit übernommen hatte,
überwand diese Schwierigkeiten und hat die Aufgabe
sachgemäß ausgeführt. Allerdings wurde die Bauzeit
wesentlich verlängert.
Die Eisenbetonarbeiten wurden von Hofwerkmeister
Haußer ausgeführt. Die Nachprüfung der Berechnungen
für die Gründungsarbeiten und Eisenbetonarbeiten er
folgte durch Bauinspektor Dr. Frank in Stuttgart.
Dabei ist noch zu bemerken, daß der Festsaal nur im
Rohbau fertiggestellt wurde. Ebenso fehlt noch an den
beiden Haupteingängen des Mittelbaus der figürliche
Schmuck, welcher von Bildhauer Brüllmann in Stuttgart
entworfen und modelliert wurde.
Die Gesamtkosten für das Hauptgebäude, einschließ
lich der Bauleitung betragen rund 720 000 Mk. Ein
Schulsaal, ohne Mobiliar, berechnet sich somit auf 11 800
Mark, dabei sind aber dann die Rektorats- und Lehrer
zimmer nicht inbegriffen. Der Quadratmeter überbaute
Raum berechnet sich auf 357 Mk. Das Kubikmeter über
bauten Raumes vom Fußboden des Untergeschosses bis
Turnhalle der Feuersee-Schule in Ludwigsburg
Architekten;
Oberbaurat Schmohl und Baurat Staehelin, Stuttgart.
Die Maurerarbeiten, sowie die übrigen Arbeiten
wurden zum größten Teil von hiesigen Handwerks
meistern ausgeführt. Das Dach ist mit Biberschwänzen
gedeckt, welche von der hiesigen Aktienziegelei geliefert
wurden. Das Linoleum für die Schulböden lieferte die
Linoleumfabrik in Bietigheim. Die Sclmlzimmer sind not
elektrischem Licht versehen; die Lehrerzimmer, Gänge
und Aborte werden mit Gas beleuchtet. Die Kläranlage
ist von Ingenieur Stock in Stuttgart ausgeführt.
Die Ausarbeitung der Pläne und Voranschläge, sowie
die Bauoberleitung lag in den Händen von Schmohl &
Staehelin in Stuttgart. Die örtliche Bauleitung war Stadt
baurat Mößner übertragen, welchem Bauwerkmeister
Ostertag und Bautechniker Mayer als Bauführer zur Seite
standen.
Die Herstellung der Einfriedigung, des Schul- und
Turnhofes, der Gehweganlagen um das Anwesen usw.
berechnet sich auf 42 840 Mk. Der Gesamtbetrag für das
ganze Anwesen beziffert sich somit auf 863 000 Mk.
Oberkante Dachstockdecke kommt auf 18 Mk. 30 Pfg.
Für neu zu beschaffendes Mobiliar wurden 45 000 Mk'
erforderlich. Die Kosten für die Turnhalle samt innerer
Einrichtung und einschließlich der Bauleitung betragen
zusammen 55 800 Mk. Die Turneinrichtung lieferte die
Frankenthaler Turngerätefabrik.
Die ganze Schuleinrichtung hat sich tadellos bewährt.
Leider mußte infolge des Krieges das ganze Schulgebäude
nebst 1 urnhalle im Aug;ust 1914 geräumt werden und
wurde von der K. Militärverwaltung als Reservelazarett
eingerichtet und ist seitdem mit Verwundeten belegt. Auch
für diesen Zweck haben sich die Räume vorzüglich er
probt. Im Hof wurde hiefür eine Koch- und Waschküche
mit den nötigen Nebenräumen erstellt, da die verfügbaren
Räume im Untergeschoß sich hiefür nicht eigneten.
Floffen wir, daß das Gebäude bald wieder seiner ur
sprünglichen Bestimmung zurückgegeben werden kann.
J. M.