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BAUZEITUNO
Nr. 9/10
Körper in genügend freie Lage bringen, so kann man
seine Eigenschaft bezüglich der Schalleitung leicht fest
stellen. Je höher nämlich der entstehende Ton ist, desto
kräftiger die Schalleitung. Schlägt man z. B. an das eine
Ende eines langen eisernen Rohres, so hört man am
anderen Ende den Ton zweimal hintereinander, zuerst
einen starken Klang, das sind die vom Eisen fortgeleiteten
Schwingungen, und hierauf einen schwächeren Ton, das
sind die durch die Luft im Innern fortgeleiteten
Schwingungen. Es kommt daher im wesentlichen darauf
an, die Fortleitung der Schallschwingungen in festen
Körpern zu verhindern. Bei elastischen Körpern wird die
Leistungsfähigkeit gesteigert, wenn man die Körper in
Spannung bringt; es sei nur an die Saite eines Klaviers
oder einer Geige erinnert. Das Durcheinander unregel
mäßig sich folgender verschiedener Schallwellen nennt
man Geräusch.
Mittel zur Feststellung und Messung der Schalldurch
lässigkeit der Bauelemente. Die Uebertragung der von
außen kommenden Verkehrsgeräusche und der innerhalb
eines Hauses entstehenden Geräusche erfordern durchaus
entgegengesetzte Mittel zu ihrer Bekämpfung. Eine dicke
Betonwand ist z. B. ein guter Schutz gegen Straßen
geräusche, dagegen hat man die Beobachtung gemacht,
daß Betonwände die Innengeräusche mit besonderer Kraft
weiterleiten. Auf der letzten Naturforscherversammlung
schlug der Wohnungshygieftiker Blodnig-Wien vor,
Außenwände aus schalldichtem Beton mit einer ruhenden
Luftzwischenlage und einer Isoliermasse außen herzu
stellen, die gleichzeitig als Putzträger für möglichst
spannungslosen Putz dient. Die Stärke einer solchen
Wand ist 30 cm; als Isolierschichten dienen Kork und
Putz. Diese Wände sind gut temperaturisolierend, weil
die Uebergangswiderstände vermehrt sind; aus demselben
Mit der Schalldämpfung beschäftigen sich
schon seit jeher die Architekten, um die mangelhafte
Akustik großer Räume zu beheben, denn diese beruht in
der Regel darauf, daß die dem Gehöre dargebotenen
Schallwellen durch den Nachhall, d. i. durch die Nach
wirkung vorhergegangener Schallerzeugung gestört wer
den. Der Nachhall entsteht dadurch, daß die in einem
geschlossenen Raume erzeugte Schallenergie an den
Raumabschlüssen (Wänden, Decke, Fußboden) zurück
geworfen wird. Die schlechte Akustik beruht also nicht
auf zu wenig, sondern immer auf zu viel Schall. Um neben
kräftiger Schallwirkung gute Akustik und Verständlichkeit
zu erzielen, sorgt man für gut zurückwerfende
Flächen in der Nähe der Schallquellen, im übrigen aber
für gute Dämpfung. Wie das in jedem einzelnen Falle
durchzuführen ist, kann nur durch sachverständige, raum
akustische Untersuchung an Ort und Stelle festgestellt
werden.
Obwohl wir wissen, wie der Schall entsteht und wie
er sich fortpflanzt, lassen die praktischen Erfahrungen auf
dem Gebiet der Schalldämpfung und Raumakustik noch
sehr zu wünschen übrig. Zum Schallschutz moderner
Bauwerke bieten uns die Physiker vor der Hand nur die
Grunde bewähren sie sich auch als Außenschallisolatoren.
Bei Versuchen über die Schalldämpfung, die Prof.
Nußbaum-Hannover seit über 25 Jahren sowohl im
Laboratorium wie in verschiedenen Gebäuden angestellt
hat, zeigte es sich, daß eine Wand, die aus Klinkern mit
Zementmörtel aufgebaut ist, die stärkste Schallwirkung
aufweist, während eine solide Lehmwand die größte
Schalldämpfung bietet. Eine gewöhnliche Ziegelmauer
hielt sich in dieser Hinsicht ungefähr in der Mitte. Von
den verschiedenen Ziegelarten snd die ganz schwach-
gebrannten mit Rücksicht auf die Schalldämpfung vorzu
ziehen. Ein rasch und stark erhärtender Mörtel ist ferner
vorteilhafter als der Weißkalkmörtel von entgegengesetz
ter Eigenschaft, während der Lehmmörtel zwischen beiden
steht. Die Versuche lieferten das eigentümliche Ergebnis,
daß die Schalleitung bei Häusern um so größer ist, je
wertvoller die Baustoffe sind. Eine einfache Lehmhütte
mit Strohdach gewährt einen wirkungsvolleren Schutz
gegen Schall und Geräusch als ein komfortabler Miets
palast.
Im großen und ganzen wird bei Ausführung unserer
modernen Bauten die Schalldämpfung viel zu wenig be
rücksichtigt. Erst seit einigen Jahren ist man bestrebt,