STUTTGART
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15. Sept. 1918
FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN-HESSEN* EL
SHSS-LOTHRINGEN*
Inhalt: Alte Bildstöcke. — Der wirtschaftliche Zusammenschluß des
gewerbes. — Vereinsmitteilungen. — Vom sparsamen Bauen,
werkschule Stuttgart. — Wettbewerb. — Bücher.
deutschen Bau-
— Kgl. Bauge-
Alle Rechte Vorbehalten.
Alte Bildstöcke.
Von Professor Schneider, Ellwangen
mit Zeichnungen von Oberreallehrer Wengert, Esslingen.
(Fortsetzung)
10. Reicher noch als bei den bisher beschriebenen Denk
säulen ist die Form und Verzierung des ebenfalls
bei Bronnen stehenden Bildstocks von 1725. Er
trägt wieder den Namen des Sebastian Rathgeb, hier
Ratgeber geschrieben, und da das stark beschädigte
Relief in der Nische einer der vierzehn Stationen an
zugehören scheint, so wäre es denkbar, daß es sich
um Reste eines ganzen Kreuzwegs handelt, der bei dem
Dorfe Bronnen einstens im Lauf von mehreren Jahren
errichtet wurde. Allerdings wäre dann merkwürdig,
daß die einzelnen Stationstafeln und Bildstöcke, wie
Fig. 9.
die nun bereits erwähnten, in der Ausführung so er
heblich von einander abweichen. Der in Rede steh
ende Bildstock von 1725 ist ein rechteckiger Sand
steinpfeiler, hinten in einer einzigen Ebene abge
schnitten, der Sockel trägt vorn und an den Seiten
Blenden mit Rosetten in der Mitte, der Pfeiler Blen
den mit Blattrankenverzierung und einer Inschriftstafe),
das Kapitäl hat jonische Schnecke, Eierstab und Guir-
lande, und über der mehrgliederigen geschweiften
Deckplatte erhebt sich die rechteckige in flachem
Korbbogen abschließende Nische mit Schlußstein-
Maske und reichen Volutenverzierung an den Seiten.
Die Blattranken sind sehr primitiv behandelt.
11. Aus der Zeit des Rokoko stammt der im obersten
Teil leider sehr verwitterte Bildstock am Ausgang
der Stadt Ellwangen nicht weit vom Anfang der
Lindenallee, die zum Fuß des Schönenbergs führt.
Auf quadratischem Sockel erhebt sich über einfacher
Basis eine schlanke runde Säule mit einfachem Kapitäl,
Basis und Kapitäl tragen als Schmuck das bekannte
stilisierte Rokokoblattwerk, und über dem Kapitäl
erhebt sich das dicke einst wohl nicht unschöne
Rahmenwerk für eine fast zerstörte Reliefdarstellung.
Ein aufgesetztes Kreuzchen mag späteren Ursprungs
als das Relief sein.
Von besonderem Interesse sind zwei in Holz
ausgeführte sehr schöne Bildstöcke,
12. /13. der eine bei Schwabsberg, der andere nicht
weit vom ersteren entfernt bei Espachweiler. Beide
zeigen dieselbe Grundform; Auf rechteckigem Sockel
eine hübsch profilierte Basis für den ebenfalls recht
eckigen, ausgebauchten und nach oben wieder einge-
zogenen Schaft der mit verzierten Blenden versehenen
Säule, und darüber, getragen von einem jonischen
Kapitäl, das Nischenhäuschen streng rechtwinklig
aufgebaut und durch eine viereckige kuppelartige
Bekrönung abgeschlossen. Der erstere Bildstock
trägt die Jahrzahl 1846, der andere ist ohne Datum.
Die geringe Verschiedenheit in der Ausführuug und
Dekoration der beiden Denkmale ist aus den neben
stehenden Abbildungen zu ersehen.
14. Im Anschluß an diese beiden Bidstöcke möge hier
noch ein ebenfalls in Holz ausgeführtes Feldkreuz
bei Ebnat (Gemeinde Neuler), vermutlich aus dem
ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts, Erwähnung
finden, das demselben Formentyp angehört. Zu
gleich, wenn man will, als Beweis für das Vorhan
densein eines Kunst- und Dekorationsbedürfnisses
in damaliger Zeit auch noch beim Landvolk.
Das Kreuz ist aus Eichenholz gezimmert und
geschnitzt, im ganzen 6,14 Meter hoch, wovon 2,94