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BAUZE1TUNQ
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sind, für Minderbemittelte ist aber das Einzelhaus einfach
nicht mehr zu erschwingen. Behrens führt zur Begründ
ung dessen an, daß bei einer der neueren, sehr gerühmten
Vorortsiedlung, die finanziell sehr gut fundirt sei, schon
bei dem kleinsten Typ eines Reihenhauses, die jähr-.
liehe Miete JL 444.— betrage und daß sich diese Summe
durch die Fahrgelder auf mindestens JC. 500.— erhöhe.
Also wie kann man dann für das freistehende Einzelhaus
eintreten bei den wesentlich höheren Kosten. Für die
Entwicklung des Reihenhausbaues macht er ganz beacht
liche Vorschläge, so weist er nach, daß wenn die Häuser
nicht nur längs der Straßenflucht, sondern auch hinter
einander in der Tiefenentwickelung in Gruppen angeordnet
werden sich manch wertvolle Vorteile ergeben. So kommt
er bei der Gruppenbauweise bei einem angenommenen
Gelände von 11 ha mit 4 Straßen anstatt mit 5 aus,
bringt 38 Häuser mehr unter, erspart an Wohnstraßen
und Gartenwege ca. 4000 qm =r 42% und an Anschluß
leitungen 12%. Und dadurch daß die Baumassen in das
Innere des Blocks verlegt werden, ergeben sich auch
nach vornen anstatt Vorgärten, große zusammenhängende
Nutzgärten. Auch über das was Behrens bei dem Kapitel:
Ersparnisse beim technischen Aufbau sagt kann man ihm
folgen bis dahin, wo er auf den Keller zu sprechen kommt,
wo es offensichtlich wird, daß er nur etwas von nord
deutscher Lebensweise weiß und jedenfalls Junggeselle
sein muß. Für uns ganz unverständlich ist es, wenn
Behrens vom geringen Wert der Kellerräume spricht
und daß die Dinge, die im Keller aufbewahrt zu werden
pflegen, meist aus wertlosem Gerümpel beständen,
während Lebensmittel in der Tat den kleinsten Raum
einnehmen würden. Behrens schlägt dagegen vor, Kohlen,
Lebensmittel (!) in einen Schuppen (!) unterzubringen.
Da, wie gesagt, wir hierin anderer Meinung sind, so
wird die auf Kosten des Kellers errechnete Ersparnis für
uns hinfällig, denn es ist nicht zn viel gesagt, wenn wir
behaupten, daß unsere Lebensweise ein gut Teil verankert
ist in dem, was wir einen guten Keller heißen. Und
die darin begründete Vorratswirtschaft hat sich als segens
reich herausgestellt und wir hätten aus dem Kriege nichts,
gar nichts gelernt, wenn wir diese vorsorgliche Art unserer
Lebensführung aufgeben wollten und auch darin noch
preußisch würden — im Gegenteil wir werden nach dem
Krieg erst recht unseren Keller zu Ehren bringen.
K. Schüler, im Felde.
K- Baugewerkschule Stuttgart. Das Winterhalbjahr
1918/19 wird am 18. Oktober beginnen. Es werden die
Klassen I, II und 111 der Fachschule für Bautechniker ge
öffnet sein. Ferner wird eine besondere Klasse einge
richtet werden, in der Kriegsteilnehmer, welche die Bau
gewerkschule bis zur IV. Klasse einschließlich durchlaufen
haben, auf die Bauwerkmeisterprüfung vorbereitet werden.
Anmeldungen sind bis Ende September an die Schul
leitung, Schloßstr. 26, zu richten. Vordrucke hiezu können
von der Schulleitung bezogen werden.
Wettbewerb.
Stuttgart. Auf den ausgeschriebenen Wettbewerb
für das Bauamt des Städt. Wasserwerks sind 47 Entwürfe
eingegangen und hat das Preisgericht wie folgt ent
schieden : Statt der vorgesehenen drei Preise zu
1200 M., 900 M. und 600 M. drei Preise von je 900 M.
zu verteilen und zwar: „Breit gelagert“, Verfasser: Prof.
P. Schmohl und Baurat G. Staehelin, Architekten, Stuttgart,
„Ohne Wasserkopf“, Verfasser: Prof. P. Bonatz, Stuttgart,
„Eckturm“, Verfasser; A. Abel, Architekt, Stuttgart. Zum
Ankauf zu je 300 M. empfohlen die Entwürfe: „Höhe“,
Verfasser: Dipl.-Ing. Otto Weiler, Stuttgart-Schwäb. Hall,
„Excentrisch“, Verfasser: Hans Freese, Reg.-Baumeister,
Stuttgart, „Höhe 420“, Verfasser: Prof. H. Jassoy, Ober
baurat, Stuttgart. Wir verweisen auf die Bekanntmachung
im Inseratenteil.
Bücher.
Praktische Kalkulation im Baugewerbe von Heinr. Frese.
Diese kleine, 30 Seiten starke Schrift, ist vom Wirtschaftsverband
der bergischen baugewerbl. Betriebe e. V. Barmen herausgegeben,
was sie kostet, ist nicht vermerkt. Der Verfasser ist der Ansicht,
daß man im Baugewerbe sich zu wenig mit der Kalkulation ab
gegeben habe und führt als Beweis an, daß noch keine Veröffent
lichung über Kalkulation vorhanden sei. Er stellt die Forderung
auf nach besserer kaufmännischer Vorbildung der Techniker, denn
nur mit einer solchen im Verein mit technischer Erfahrung könne
eine gut organisierte Kalkulation erreicht werden. An Hand von
Proben stellt er fest, daß die Unkosten grundsätzlich zu trennen
seien in Betriebs- und Handlungs Unkosten. Für eine stichhaltige
Erfassung derselben bedürfe es genauer Aufzeichnungen, nament
lich seitens der Poliere und gibt der Verfasser dafür eine beson
dere Anleitung. Die Schrift verdient durchstudiert zu werden. Sch.
Verantwortlich: Karl Schüler, Stuttgart. Druck: Gustav Stürner in Waiblingen.