Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1917/18)

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BAUZEITUNG 
Nr. 22/23 
Standsvertreter des Holzarbeiterverbandes beim 
Kriegsamt der Feldzeugmeisterei und den Artilleriewerk 
stätten nach langem Bemühen durchgesetzt, daß die preus- 
sische Militärverwaltung den Oeschoßkorbtarif als unbe- 
dinkt verpflichtend anerkannt hat. Den Geschoßkorbliefe 
ranten und Unternehmern wurde Mitteilung davon ge 
macht, daß die Einhaltung des Tarifs von jetzt ab vor 
geschrieben sei und private Einzelverträge ihn nicht mehr 
außer Kraft setzen könnten. Die Militärbehörden gehen 
damit auf dem Wege weiter, den zuerst die Bekleidungs 
ämter mit der Anerkennung der Unabdingbarkeit der 
Lohntarife eingeschlagen haben.“ 
Die Erleichterung von Bauausführungen in österreichi 
schen Orten an der deutsch-österreichischen Grenze be 
zweckt eine Denkschrift, die der Innungs-Verband Deut 
scher Baugewerksmeister soeben dem Deutsch - Öster 
reichisch-Ungarischen Wirtschaftsverband, der Ende ds. 
Mts. in Budapest zu einer neuen Tagung Zusammentritt, 
auf Beschluß der letzten Kriegstagung und unter Verwen 
dung von Vorschlägen des Sächsischen Bau-Innungs-Ver- 
bandes zur weiteren Verfolgung vorgelegt hat. Die Denk 
schrift geht von der Gegenüberstellung der Tatsache aus, 
daß im Baugewerbe in Deutschland Gewerbefreiheit be 
steht, während für das Baugewerbe in Österreich durch 
das Gesetz vom 26. Dezember 18T3 die Konzessionspflicht 
eingeführt ist. Daraus ergibt sich der Übelstand, daß zwar 
die österreichischen Baumeister in der Lage sind, in 
Deutschland ohne weiteres Bauten auszuführen, daß aber 
deutsche Baubetriebe in Österreich Bauten nur dann her- 
stellen und leiten dürfen, wenn sie einen für österreichische 
Bauausführungen konzessionierten Geschäftsführer an 
stellen. Auch inbezug auf die österreichische Zollgesetz 
gebung werden vom Standpunkt des deutschen Baugewer 
bes einige dringende Wünsche geäußert, deren Erfüllung 
gleichfalls dazu beitragen soll, einen gerechten Ausgleich 
zwischen den Arbeitsmöglichkeiten der Baugewerbetrei 
benden der beiden Länder auf deutschem und auf öster 
reichischem Gebiet herbeizuführen. Der Innungs-Verband 
Deutscher Baugewerksmeister wird auch diese Fragen auf 
seiner demnächstigen 3. Kriegstagung zu Schwerin einer 
weiteren Behandlung unterziehen. 
Dritte Kriegstagung des Innungs-Verbandes Deutscher 
Baugewerksmeister. Eine Reihe dringender baugewerb 
licher Interessenfragen haben dem Verbandsvorstand Ver 
anlassung gegeben, eine neue Kriegstagung anzuberaumen. 
Die Sitzung wird Mitte September ds. Js. in Schwerin 
stattfinden. Gleich den ersten Kriegstagungen des Ver 
bandes, die in Dresden und in Hannover abgehalten wur 
den, werden sich ohne Zweifel auch die in Aussicht stehen 
den Verhandlungen zu einer bedeutsamen Kundgebung 
der Forderungen und Wünsche des deutschen Baugewer 
bes gestalten, nachdem die führenden Fachgenossen aller 
örtlichen und bezirklichen Mitgliedschaften des Verbandes 
ihre tätige Mitwirkung für die Tagung zugesagt haben. 
Weitere Anträge wie die Anmeldung von Vorträgen müs 
sen bis Ende Juni bei der Verbandsleitung bewirkt werden. 
Für das Miethaus. Das Mitglied der Hamburger 
Bürgerschaft, Architekt J. G. Rambatz, hat vor einiger 
Zeit im Hamburger Architekten und Ingenieurverein einen 
Vortrag über Wesen und Bedeutung des Stockwerkhauses 
gehalten, der jetzt in der Zeitschrift „Grund und Boden“ 
abgedruckt worden ist. Nachdem er die auf Einzelhäuser 
hinaus laufenden Siedelungs- und Gartenstadtbestrebungen 
beleuchtet und sie gegen das Stockwerkhaus abgewogen 
hat, neigt sich seine Wagschale zu Gunsten des letzteren. 
Es heißt da: „Vor allen Dingen aber hat der städtische 
Hausbesitz sich dem zu widersetzen, daß nicht bestimmte, 
aus eigener Kraft nicht lebensfähige Wohnungsgesell 
schaften durch einseitige Begünstigung seitens der Be 
hörden künstlich zum Schaden des wirtschaftlich auf 
eigenen Füßen stehenden städtischen Stockwerkhauses 
groß gezogen werden, und zwar besonders nicht zu 
einer Zeit, in der Wohnungen der bisherigen Art in 
genügender Menge vorhanden sind. Die Bevölkerung 
wird auch nach siegreicher Beendigung des Krieges noch 
lange Zeit zur Abtragung der ungeheuren Kriegskosten 
große Opfer zu bringen haben und dieser Umstand sollte 
die Stadtverwaltungen zur äußersten Sparsamkeit ver 
anlassen. Möge diese Sparsamkeit auch auf dem Gebiete 
der Wohnungsfrage geübt werden, und mögen deshalb Ver 
suche mit neuen Wohnungsformen so lange zurückgestellt 
werden, bis die Notwendigkeit zur Herstellung neuer 
Wohnungen in größerem Umfange zwingt.“ 
V ereinsmitteilmigen. 
Württembergischer Baubeamten-Verein. Der Ver 
band württembergischer Beamten, Lehrer und Unterbe 
amtenvereine hat am Sonntag den 10. Juni d. J. im Bürger 
museum und gleichzeitig im Stadtgarten Stuttgart eine 
eindrucksvolle Kundgebung veranstaltet in der die üble 
Lage in die die Beamtenschaft durch die Kriegsverhällt- 
nisse gebracht worden sind, um einen durchaus würdigen, 
den Ernst unserer Zeit nicht vergessender Weise zur 
Sprache gebracht worden ist. 
Eingeladen wurde zu einer Versammlung im Bürger 
museum, doch war der Besuch so zahlreich, namentlich 
auch aus dem Lande, daß erst noch eine weitere gleich 
zeitige Versammlung im Stadtgarten gehalten werden 
mußte. Jm ganzen dürften sich etwa 800 Beamte und 
Unterbeamte zu der Tagung eingefunden haben. Die 
Versammlung im Bürgermuseum wurde vom Landtagsab 
geordneten Baumann und die im Stadtgarten vom Kanzlei 
rat Haug geleitet. Der erstgenannten Versammlung wohnte 
Minist.-Direktor von Groß als Vertreter der Regierung, 
sowie mehrere Landtagsabgeordnete an. 
Folgende Entschließung fand sodann einstimmige An 
nahme; 
„Die württ. Beamtenschaft ist sich vom Beginn des 
Kriegs an bewußt gewesen, daß sein Ausgang über Fort 
bestand oder Untergang des deutschen Staates und Volkes 
entscheiden wird. Es gibt keinen höheren Gedanken für 
sie, als den, mit allen Kräften des Handels und Ertragens 
daran mitzuwirken, daß der Krieg mit dem Siege Deutsch 
lands und seiner Verbündeten beendigt wird. Der heutigen 
Versammlung ist es daher nicht leicht gefallen, sich in 
einer Zeit, in der mit dem Nahen der Entscheidung der 
Ernst und die Schrecken des Krieges aufs höchste ge 
steigert worden sind, zusammzufinden, um Sorgen des 
eigenen Standes zu erörtern. Allein die äußere Lage der 
Beamten ist unter der unaufhaltsam fortschreitenden Kriegs 
teuerung, die sie als Nurverbraucher ohne jede eigene 
Mittel zur Ausgleichung im ganzen Umfang tragen müssen, 
so drückend schwer geworden, daß bei aller inneren 
Bereitschaft zum Aushalten die Kräfte der übermäßigen 
Last zu erliegen drohen. Die Versammlung erklärt daher 
eine weitere wesentliche Erhöhung und Ausdehnung 
der Kriegsteuerungszulagen für unumgänglich not 
wendig. Aus denselben Erwägungen heraus ist sie der 
Auffassung, daß der Beschluß der Staatsregierung während 
des Kriegs keine neuen etatsmäßigen Beamtenstellen zu 
schaffen, sich nicht weiter rechtfertigen läßt; er müßte, 
noch länger festgehalten, bei der langen Dauer des Kriegs 
zu einer nachhaltigen Schädigung der Beamten und derer, 
die auf feste Anstellung zu hoffen berechtigt sind, führen, 
die von der Allgemeinheit den Beamten nicht zugemutet 
werden kann.“ 
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