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STUTTGART
FÜR WÜRTTEMBERG
BHDGN*HESSEN*GL
SHSS LOTHRINGEN*
Inhalt; Bauern-Hof in Nordfrankreich. — Die kommende Kunst. — Versclilfcto
Personalien. — Briefkasten.
Alle Rechte Vorbehalten.
Bauern-Hof in Nordfrankreich.
Zwischen Charleville und Laon befindet sich eine
Länderstrecke, die, was Witterung und Landwirtschafts
erzeugnisse anbetrifft, unserer rauhen Alp entspricht. Die
Gegend ist nicht stark bevölkert und hat infolgedessen
der einzelne Bauer ganz erheblichen Grundbesitz, der sich
aus Ackerland und Weiden für Schafe zusammensetzt.
Freier Weidegang für Rindvieh, wie das so häufig in Bel
gien angetroffen wird, gibt es hier nicht.
Im Nachstehenden ist einer für die in Frage kommende
Gegend karakteristischer Bauernhof verbildlicht, der in
mitten einer Oi (schaff stehend eine alte Landwirtschafts-
Anlage darstellt, die im Kriege 1815 niedergebrannt wurde
und nach ihrem Wiederaufbau im Jahre 1870—71 und
wieder jetzt unter den Unbilden des Krieges zu leiden
hatte.
Das Bild 1 zeigt einen Teil der Strassenfront. Das
Hauptmotiv bildet der über der Einfahrt aufgebaute Tau
benschlag, der mit seinen ungefähr 500 Insassen in Frie
denszeiten ein ausserordentliches malerisches Bild darbie
ten musste. Jetzt ist infolge der rauhen Kriegszeit schon
lange der letzte Bewohner dieses luftigen Hochsitzes ver
schwunden.
Bild 2 gibt den Grundriß der sehr zweckentsprechen
den Zusammenfassung der ganzen Anlage wieder. Am
grossen Wirtschaftshof liegen links die Stallungen für 15
Pferde und 400 Schafe. Nach hinten ist der Hof durch
zwei mächtige Scheunen abgeschlossen, die zwischen sich
eine Durchfahrt nach dem freien Felde freilassen.
Bild 3. Auf der rechten Seite ist die Wohnung des
Besitzers untergebracht, die wie alle alten französischen
Anlagen keine Fenster nach der Strasse besitzt. Es ist
anfallend, daß die Wohnbedürfnisse eines so wohlhabenden
Grundbesitzers so gering sind, nicht nur was die Raum
verhältnisse selbst, sondern auch deren Ausstattung an
betrifft. Das ganze Familienleben spielt sich in der Wohn
küche rings um den grossen Herd ab. Die Fußböden
sind durchweg nur festgestampfter Kalksteinscholter, der
natürlich eine ordentliche Reinigung nicht zuläßt; selbst
die Räume im oberen Stockwerk tragen auf Holzgebälk
gestampften Kalksteinschotter-Fußboden. Anschließend
an den Wohnungstrackt liegen Ställe für 35 Stck. Rind
vieh, die nach dem kleinen Wirtschaftshof übergreifen.
Auffallend bei allen Bauernhöfen dieser Gegend ist
die grosse Anzahl von Kaninchenställen, die meistens in
drei Abteilungen übereinander in Mauerwerk ausgeführt
sind. Die bei uns erst unter der Notwendigkeit des
Krieges hochgekommene Kaninchenzucht ist in Frankreich