BTOM
FÜR WÜRTTEMBERG
BRDEN* HESSEN-GL*
SHSS- LOTHRINGEN-
Inhalt; Kornspeicher auf dem Lande. — Eine Entscheidung über die Invalidenrente.
Reichs-Unfallversicherung. — Verschiedenes. — Vereinsmitteilungen. — Briefkasten.
Alle Rechte Vorbehalten.
Kornspeicher auf dem Lande.
Von Friedrich Huth, Architekt.
(Nachdruck verboten.)
Bei Anlage von Kornspeichern auf dem Lande muß
man darauf Bedacht nehmen, daß alle Einrichtungen und
Konstruktionen möglichst einfach, aber dabei doch
zweckmäßig sind. Die großen Speicheranlagen in den
Häfen oder großen Handelszentren, die modernen Silo
speicher, in denen Korn in riesigen Mengen aufgespart
wird, bis eine günstige Konjunktur Veranlassung gibt,
sie auf den Markt zu werfen, können im allgemeinen
nicht als Vorbild für die kleineren Speicheranlagen auf
dem Lande hingestellt werden. Hier genügen häufig
schon Kornböden, die in Gebäuden eingerichtet werden,
deren Untergeschosse anderen Zwecken dienen. Häufig
dienen die Speicher oder Kornböden auf dem Lande da
zu, das Korn nur so lange aufzubewahren, bis es in der
eigenen Wirtschaft Verwendung finden kann; aber auch
bei Aufspeicherung für den Veikauf wird in der Regel
nicht Vorsorge für ein langes Lagern großer Mengen
getroffen. Dennoch müssen alle Vorkehrungen getroffen
werden, daß das Korn nichts an Qualität einbüßt. Das
Korn muß vor allen Dingen trocken liegen, es muß ständig
frische Luft zutreten können, der Speicher muß diebes
sicher angelegt werden usw.
Bei Einrichtung von Kornböden in landwirtschaft
lichen Gebäuden wird man namentlich darauf achten
müssen, daß keine nachteiligen Dünste aus den Unter
geschossen in den Boden dringen können. Darum ist
die Anordnung von Kornböden über Viehställen, so will
kommen diese Ausnutzung des Raumes wäre, durchaus
zu verwerfen. Die Anordnung über Wohnräumen wäre
am wenigsten bedenklich, wenn die große Belastung des
Bodens nicht eine zu starke Konstruktion der Umfassungs
wände, Pfeiler usw. des ganzen Gebäudes erfordern
würde; das Gebäude müßte also dann in allen Geschossen
tragfähiger konstruiert werden, als es die Benutzung zu
Wohnzwecken verlangt. Diese Anordnung wird sich in
der Regel auch nicht als zweckmäßig erweisen. Korn
böden mäßigen Umfanges wird man über Schuppen und
Remisen, über Knechtekammern oder dergleichen aus
führen können, ohne die Baukosten wesentlich zu steigern.
Wo es sich irgend verlohnt, ist die Anlage selbständiger
Speichergebäude, mögen dieselben auch klein ausfallen,
zu empfehlen; doch ist das Erdgeschoß nicht zur Lager
ung von Getreide geeignet, weil hier eine hinreichende
Trockenheit nicht zu erreichen ist. Das Erdgeschoß
wird dann in der Regel als Wagen- und Geräteschuppen,
auf manchen Gütern auch als Spritzenraum verwendet.
Zur Sicherheit wird man auf jeden Fall die Decken über
dem Erdgeschoß durchaus dicht hersteilen, während man
an die Zwischendecken der oberen Geschosse diesen
Anspruch nicht zu stellen braucht. Diese Decken müssen
natürlich auch so dicht sein, daß das Korn nicht durch
fallen kann; aber luftdicht brauchen sie nicht zu sein.
Im Gegenteil — es ist sogar gut, wenn die Luft hin
durchdringen kann; es wird dies unter Umständen für
die Erhaltung des Kornes noch förderlich sein. Darum
ist schließlich jede Deckenkonstruktion, wenn sie nur
tragfähig genug ist, angebracht; am zweckmäßigsten aber
dürfte eine kräftige Balkenlage mit gespundetem Fuß
boden von ca. 4 Zentimetern Stärke sein.
Da der Fußboden gleichsam das Hauptorgan für die
Lagerung des Getreides bildet, das nicht zu hoch auf
geschüttet werden darf, so beschränkt man die Stock
werkhöhe auf ein Minimum. Man macht die Räume nur
gerade so hoch, daß man darin aufrecht zu stehen bezw.
das Korn umzuschütten vermag. Wenn die Höhe zwischen
Fußboden und Deckenkonstruktion zwei Meter beträgt,
so ist das ausreichend; man wird natürlich so ökonomisch
als irgend möglich verfahren und bei geringer Gebäude
höhe möglichst viel Böden zur Lagerung des Getreides
zu gewinnen suchen. Man schüttet das Korn in der
Regel 7s Meter hoch auf, bisweilen etwas höher, aber
es ist jedenfalls nicht zweckmäßig, erheblich über dieses
Maß hinauszugehen. Das Korn ist außerordentlich schwer,
und bei der gleichmäßigen Belastung der ganzen Decke
müßte man bei einer weiteren Steigerung der Schutthöhe
die Zahl der Stützen und Säulen vermehren und auch
die Decken- und Wandkonstruktion verstärken, wodurch
der Bau unverhältnismäßig kostspielig werden würde.
Der Baumeister rechnet allerdings schon mit der denk
bar größten Belastung, mit 8 bis 10 Hektolitern für den
Quadratmeter Bodenfläche; aber es ist auch nicht ange
bracht, eine Konstruktion bis zur äußersten Grenze in
Anspruch zu nehmen. Daß man es hier mit sehr be
deutenden Gewichten zu tun hat, wird jedem Landwirt
bekannt sein. Während der Hafer etwa nur 43 Kilo
gramm pro Scheffel wiegt, weist Gerste ein Gewicht von
64 Kilogramm und Roggen ein Gewicht von 68 Kilo
gramm auf. Zu den schwersten Getreidearten gehört
der Weizen, der 76 Kilogramm wiegt, während Erbsen
sogar ein Gewicht von 85 Kilogramm pro Hektoliter
besitzen. Der Baumeister rechnet natürlich mit den
schwersten Getreidesorten, um für alte Fälle gesichert
zu sein. Man kann also wohl hin und wieder die
leichteren Sorten ziemlich hoch aufschütten, wird dies
aber nicht gerade mit Erbsen und dem schweren roten
Kleesamen tun.
Sehr wichtig ist natürlich für den Landwirt, der sich
einen Speicher bauen oder ein Gebäude für diesen Zweck