Dezember 1917.
BAUZEITUNG
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gestaltung des Lagers. Als sich jedoch begründete Aus
sicht eröffnele, auch den dritten Kriegswinter an derselben
Front, weit entfernt von jeder bewohnten Ortschaft oder
gar einer Stadt, verbringen zu müssen, fand man sich
mit den Verhältnissen ab und strebte darnach, das Wald
lager, das mit der Länge der Zeit zu einer zweiten Heimat
geworden war, so wohnlich wie möglich herzurichten.
Einige unternehmende Kriegsfreiwillige hatten bereits-aus
eigenem Antriebe ihre Ruhetage im Lager dazu benützt, ihre
einfache Wellblechbude Abb. 1 a mit einem recht gemüt
lichen Innenraum, den Abb. 1 b zeigt, auszustatten. Der
geistige Urheber dieses Umbaus, Vizefeldwebel Heinzmann,
Architekt aus Stuttgart, wurde nun mit der als Bedürfnis
empfundenen weiteren Ausgestaltung des Lagers beauf
tragt. Zunächst galt es eine Kantine zu erstellen mit einer
Bierstube, in der sich die in Ruhe befindlichen Mann
schaften an den langen einsamen Winterabenden zur Un
terhaltung, Gesang und Spiel zusammenfinden konnten.
(Siehe Bild 2 und 3). Im Frühjahr schloß sich an die
Kantine eine Waldkegelbahn an. Gelegentlich des Baus
einer Wasserleitung wurde eine kleine Brunnenanlage er
richtet (Siehe Bild 4) die mit roten Geranien über
deckt, ein belebendes und dem Auge wohltuendes Bild
inmitten der Waldeinsamkeit bietet. So ist mit der Zeit
erlernten Handwerk betätigen zu können, ersetzte den
Mangel an Handfertigkeit.
Scherzweise habe ich oft meine Mannschaften zur
Weiterarbeit am Lager mit den Worten angefeuert, daß
sobald das Lager einmal „ganz“ fertig sei, der Frieden
ausbrechen würde. Mit meiner Prophezeiung dürfte ich
nun allerdings kaum recht behalten, denn binnen kurzem
werden wir das Lager verlassen und es hat bis jetzt lei
der nicht den Anschein, als ob wir in Bälde wieder un
sere Friedenstätigkeit aufnehmen könnten. Wir überlassen
unser Waldlager neidlos unsern Nachfolgern mit dem
Wunsche, dass sie sich dort ebenso wohl fühlen und das
Lager ebenso lieb gewinnen, wie wir in zweijährigem
Aufenthalt.
Den nach Friedensschluß heimkehrenden Bewohnern
aber, die zweifellos das Lager vorübergehend zum Auf
enthalt nehmen werden bis zur Neuerstellung ihrer von
ihrer eigenen Artillerie zerstörten Wohnstätten, möge es
ein Beispiel dafür sein, wie wir deutsche Barbaren im
Feindesland „gehaust“ haben.
Krautmann
Leutnant der Res. u. Batterieführer.
in der Umgebung der Kantine eine in sich geschlossene
Lagergruppe entstanden die Bild 6 und 7 zeigt. Zur
Schonung der Feldküche erwies sich eine festeingebaute
Küche als erforderlich, die die in Abb. 8 und 9 ersicht
liche Form erhielt und in der für etwa 200 Mann gekocht
werden kann. Gleichzeitig wurde ein Baderaum einge
baut, der allseits als wohltuend empfunden wird. Schließ
lich nötigte auch die Winterkälte dazu, den gemeinsamen
Offizierswohnraum, dessen einfache Bretterwände durch
das starke Schwinden die Kälte ungehindert eindringen
ließen, mit etwas dichteren Wänden einzufassen. Aus
diesem Anlass ist gleichzeitig auch eine wohnliche
Ausgestaltung des Innenraums erfolgt. Tapeten und da
zu passende Teppiche sorgen im Verein mit den braun
gebeizten Wandvertäferungen und der schönen Holzdecke
für eine wohnliche Wärme, die auf Augenblicke vergessen
lässt, daß man sich nicht in der Heimat, sondern im Fein
desland einsam im Wald befindet. (Abb. 10 und 11).
Natürlich sind all diese Bauten nicht von heute auf
morgen entstanden. Starke feindliche Angriffe nötigten
mehreremale zur wochenlangen Einstellung der Arbeit,
aber immer wieder machte man sich unverzagt ans Werk.
Die Facharbeiten sind von ganz einfachen Handwerks
leuten, die nur mit dem allerprimitivsten Handwerkszeug
ausgerüstet waren, ausgeführt worden. Mancher hatte sein
Handwerk jahrelang nicht mehr ausgeübt. Allein die Lust
und Freude in den Ruhestunden sich in dem vor Jahren
Die liypothekenanstalt der
Stadt Schleswig.
Wie bereits in einigen anderen Städten ist auch in
der Stadt Schleswig von den städtischen Kollegien eine
städtische Hypothekenanstalt errichtet worden. Diese
Anstalt hat den Zweck, an Grundstücksbesitzer, die ihren
Wohnsitz in der Stadt Schleswig haben, für in dieser
Stadt belegene, mit Wohnhäusern versehene Grundstücke
zweite Hypotheken zu geben, ln der Regel sollen zwar
nur solche Grundstücke belieben werden, die keinen
höheren Wert als einen solchen von 50000 Mk. haben;
nichts steht jedoch im Wege, in geeignet erscheinenden Fäl
len auch Grundstücke mit einem höheren Wert zu beleihen.
Zwar soll in erster Linie durch die Hypothekenanstalt der
Bau von Kleinwohnungen in Häusern, die höchstens 4 Woh
nungen enthalten, gefördert werden; doch ist es gestattet,
auch Grundstücke mit anderen Häusern zu beleihen, und
wird von dieser Befugnis im weitesten Umfange Gebrauch
gemacht. Maßgebend bei der Prüfung, ob ein Grund
stück durch die Hypothekenanstait belieben werden kann
oder nicht, ist stets der Gedanke, daß man es dem so
liden Hausbesitzer erleichtern will, sich zweite Hypothe
ken, und zwar ruhiges Geld, zu verschaffen; nur dann,
wenn es sich um fragwürdige Werte handelt, werden die
Anträge auf Beleihung abgelehnt. Aus diesem Grunde