Ein 2. Preis „Simpel; und doch einfach“.
Professor Martin Elsäßer, Stuttgart.
sehr strenger Kälte unter keinen Umständen eintreten kann
und daß das unbehagliche Gefühl, welches der mensch
liche Körper in der Nähe kalter Wände infolge der Aus
strahlung empfindet, ausgeschlossen ist.
Diejenigen Mittel, die zur Erreichung dieses Zieles zur
Verfügung stehen, sind in der vorstehenden Zusammen
stellung, die naturgemäß keinen Anspruch auf Vollstän
digkeit machen soll, näher erläutert. Dabei soll ein be
stimmter Baustoff für den Wohnhausbau nicht empfohlen
werden.
Die in einer bestimmten Zeiteinheit durch eine senk
rechte Wandfläche abgeführte Märmemenge kann nach
der Formel W = F (ti — t a ) K in jedem Falle bestimmt
werden. Hierbei bedeutet;
t, = Außentemperatur.
11 = Innentemperatur.
K = ein Koeffizient, der von der Beschaffenheit und
Stärke der Umschließung abhängt.
W = Wärmemenge.
Drückt man F in qm aus, so gelten in der Zeiteinheit
von einer Stunde für 1 Grad Temperaturunterschied für
K folgende Werte:
Wandstärke
Gebrannte
Ziegelsteine
Kalksteine
Doppel
fenster
Einfache
Fenster
0,10—0,14
2,80
2,76
2,5
3,75
0,25—0,27
1,80
—
0,38—0,40
1,30
1,92
0,51-0,53
1,10
0,64—0,66
0,90
0,77—0,80
0,75
1,36
0,90—0,92
0,65
1,27
Türen von 20 mm Stärke = 2,60
Türen von 40 mm Stärke = 1,85
Hierzu sei bemerkt, daß die genannten Werte für K
für Windstille gelten. Bei Windanfall ist ein entsprechen
der Aufschlag von 10 Prozent und mehr und bei Fenstern
bis zu 100 Prozent zu machen. Je nachdem, ob die be
treffenden Wände nach Norden, Osten, Nordosten, Osten
oder Nordwesten liegen, sind die Zuschläge ganz ver
schieden zu bemessen.
Bekanntlich hat ein völlig freistehendes Wohnhaus
allerlei Vorteile wohnlicher Art; wenn man aber die vor
stehende Tabelle betrachtet, so wird man finden, daß es
in wärmetechnischer Hinsicht nur nachteilig ist.
Was die Wärmeversorgung selbst anbetrifft, so ist bei
Anlegung von Arbeiterkolonien, Kleinhaussiedelungen
und dergleichen mehr als bisher darauf zu achten, daß
solche Anlagen tunlichst in die Nähe von Industrieanla
gen, wie Kraftwerke und Gasanstalten zu legen sind, da
mit die billige Abwärme dieser Werke zur restlosen Ver
wertung gelangen kann. So lassen sich durch die Ab
wärme einer größeren Gasanstalt ganze Kleinhaussiede
lungen ohne Aufwendung von Brennstoffen mit warmem
Wasser versorgen und heizen. Wenn sich Kolonien nicht
in der Nähe von Gasanstalten unterbringen lassen, so
sollte man wenigstens durch einen tüchtigen Fachmann
prüfen lassen, ob die Anlage von Heizungseinrichtungen
sachgemäß und wirtschaftlich durchgeführt wird. Ein
Zwang für die Untersuchung der Ausnutzung der Brenn •
Stoffe besteht ja nicht, selbst nicht einmal da, wo sich eine
Zentralheizung befindet. Hier ist die Stadt München inso
fern ganz energisch vorgegangen, als sie die Forderung
aufgestellt hat, daß zukünftig die Baupolizei die heizungs
technischen Anlagen der Wohnhäuser zu prüfen hat. Die
Nachahmung dieses Beispiels wäre für andere Städte sehr
zu empfehlen. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen,
wo die Brennstoffe so teuer sind, wird jeder Hausbesitzer
für sparsame Verwendung derselben sorgen. Die Folge
davon wird sein, daß sich die Hausbewohner während
der kälteren Jahreszeit auf die Benutzung nur weniger
Räume oder nur eines Raumes beschränken werden.
Selbstverständlich ist ein solches Wohnwesen höchst ge
sundheitsschädlich und ist deshalb von den maßgebenden
Behörden mit Nachdruck zu bekämpfen. C. Hartmann.