1./15. Februar 1920
BAUZEITUNG
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meindeämter, sondern auch mancher privater und gesell
schaftlicher Betriebe eingetreten, oder besser gesagt, die
bereits vorhandene überschüssige Kräftezahl wesentlich
vermehrt worden.
Die technischen Anstalten hier waren schon seit
langer Zeit fortgesetzt gut besucht; heute sind dieselben
geradezu vollgepfropft; es ist daher für eigenen Nach
wuchs in mehr als genügendem Maße vorgesorgt; im
Gegenteil der Prozentsatz der zur Auswanderung ge
nötigten ist noch größer als in Deutschland.
Es soll nun hier nicht der Beweis erbracht sein, daß
es hier für einen tüchtigen und strebsamen Techniker
absolut unmöglich wäre, sein bescheidenes Fortkommen
zu finden; vielmehr wird nur behauptet, daß die Frage in
der Mehrzahl der Fälle zu verneinen ist.
Auf Grund besonderer günstiger Umstände, deren
Vorhandensein in jedem Finzelfalle nachzuprüfen wäre,
erscheint es ausnahmsweise möglich, seine Tätigkeit hier
einigermaßen belohnt zu sehen.
Wenn es mir nun gestattet sein soll, meine Ansichten
bezüglich der Auslandstätigkeit überhaupt zu äußern, so
glaube ich sagen zu können, daß neben einigen übersee
ischen Ländern in Europa vor allem Südrußland, der Süd
slavenstaat und nach einiger Zeit, wenn sich die Gemüter
etwas beruhigt haben werden, auch Polen in Frage kom
men können, da überall dort wirtschaftliche Möglichkeiten
in großer Zahl und in großem Umfange gegeben sind.
Bei der großen Verwandtschaft der slavischen Spra
chen untereinander, würde es für den Anfang genügen,
eine derselben gut zu beherrschen, da man sich dann
schnell in die abweichenden Axiome der anderen hinein
finden würde.
Ein wesentlicher Schritt zur Milderung des heutigen
Technikerelendes wäre getan, wenn man den Eltern und
Vormünder heranwachsender Knaben die Ueberzeugung
beibringen könnte, daß die Gegenwart und die nächste
Zukunft die Muskelarbeit höher einschätzt und bewertet
als die Arbeiten geistiger und künstlerischer Natur.
Steyr, Oberösterreich, den 25. Jan. 1920. B. B.
Rundschau.
Stuttgart. Für die Abteilung für die Bautechniker
der Baugewerkschulen ist laut Miniserialamtsblaü ein Bei
rat berufen worden, der sich aus Vertretern der Lehrer
schaft, den einschlägigen staatlichen Behörden und den
beteiligten Berufskreisen zusammensetzt.
Vereinsmitteilungen.
Württ. Baubeamtenverein, E. V. Ausschußsitzung am
30. Januar 1920 in Stuttgart. Nach Verlesen des Proto
kolls der letzten Ausschußsitzung, gegen dessen Inhalt
sich kein Einwand erhebt, wird in die Tagesordnung ein
getreten. — 1. Beratung über den Antrag Kallenberg,
Schaffung eines Bauministeriums betreffend. Die vom
engeren Ausschuß bearbeitet Eingabe an das Staatsmini
sterium, in welchem unser Standpunkt über die Zusam
menfassung des gesamten Staatsbauwesens in eine Zentral
behörde, die notwendigerweise auch erhöhte Zuständig
keit für den mittleren Baubeamten im Gefolge haben muß,
wird von dem Ausschuß einstimmig gebilligt. Wenn auch
nicht zu verkennen ist, daß derart einschneidende organi
satorische Maßnahmen, wie sie hier vorgeschlagen sind,
sich nicht in kürzester Zeit verwirklichen lassen, so dürfte
doch zu erwarten sein, daß mancher der in der Eingabe
angeregten Gedanken nutzbringend verwertet und beson
ders auch die Verwendung der mittleren Baubeamten mit
erweiterter Verantwortung und Befugnis ins Auge gefaßt
wird. Der württ. Bauwerkmeisterverein hat sich unsrer
Eingabe vorbehaltslos angeschlossen. Die Staatsregierung
hat uns benachrichtigt, daß die Eingabe dem Ministerium
des Innern zur Aeußerung zugestellt wurde. — 2. Ebenso
haben die beiden Vereine gemeinsam einen Protest des
Bahnmeister-Vereins in Sachen der Reichsbesoldungsord-
nung an die politischen Parteien des Landtags gerichtet.
— 3. Lieber die Frage des Zusammenschlusses des Bau
beamten- mit dem Bau werkmeisterverein, zu welcher Be
ratung auch der Vorstand des letzteren Vereins, Kollege
Vatter, erschienen war, wird eingehend verhandelt. Ver
schiedene Redner des Anschusses konnten sich zu der
grundsätzlichen Verschmelzung, in der unser Verein als
Gruppe eines anderen Vereins erstehen sollte, nicht be
kennen. Schließlich fand der Antrag Wasser Annahme,
daß die Ausschußmitglieder in weiteren Kollegenkreisen
die Angelegenheit besprechen und sich über die herrschen
den Ansichten unterrichten sollen, ob der Zusammen
schluß allgemein gewünscht, ob wir unter der Bedingung
selbständiger Gruppierung dem Bauwerkmeisterverein bei
treten oder ob sich beide Vereine zu einer Arbeitsgemein
schaft mit gemeinsamer Geschäftsstelle verbinden sollen,
ln der nächsten Ausschußsitzung soll nochmals darüber
beraten und evtl, der Landesversammlung die Frage zur
Entscheidung vorgelegt werden. Der im Werk begriffenen
Gründung eines Staatstechnikerverbandes wurde grund
sätzlich zugestimmt, derselbe wird einen Unterverband des
Verbands techn. Vereine bilden. — 4. Der Verleger der Süd-
und Mitteldeutschen Bauzeitung gibt unter Hinweis auf die all
gemeine Teuerung in einer Zuschrift an den Verein be
kannt, daß der Betrag für die Zeitung bei Bezug durch
den Verein auf 8 Mk., für Einzelmitglicder auf 9 Mk. er
höht werde. Dies hat eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags
auf jährlich 12 Mk. zur Folge. 5. Mit der Vertretung
im Verband württ. Staats- und Gemeindebeamtenvereine
wird Kollege Dietz, mit der Stellvertretung desselben Kol
lege Wasser betraut. — 6. An Stelle des Kollegen Wasser
tritt Kollege Steinle satzungsgemäß in den Ausschuß, Kol
lege Wasser bleibt bis zur Wahl des neuen Ausschusses
kooptiert. — 7. Der Gehaltsrahmen für die einheitliche
Besoldung der Gemeinde- und Körperschaftsbeamten, der
von der Arbeitsgemeinschaft des württ. Gemeinde- und
Körperschaftsbeamtenvereins aufgestellt wurde, wird den
Technikern hinsichtlich der Einleitung in die verschiede
nen Gehaltsklassen nicht gerecht. Der Vorstand wird mit
der Vorlage einer Eingabe an obigen Verband beauftragt,
in der nachdrücklich gefordert werden soll, daß die Tech
niker mit gleicher Verantwortung und Vorbildung auch in
gleiche Gehaltsklassen einzureihen sind. 8. Als Mindest
leistung an den Verband der technischen Vereine Würt
tembergs hat der Verein nach dortseitigem Beschluß künf
tig für die ersten 200 Mitglieder pro Mitglied 1.50 Mk.,
für das 3. Hundert pro Mitglied 1.40 Mk., für das 4. Hun
dert 1.30 Mk. pro Mitglied für das laufende Jahr abzu
führen. — 9. Die nächste Ausschußsitzungmitanschließcn
der Landesversammlung wird auf 8. Mai 1. J. festgesetzt.
— 10. Auf den Arbeitsnachweis für technische Angestellte
beim Landesamt für Arbeitsvermittlung, Büchsenstraße 60,
Fernsprecher 12 335, wird besonders hingewiesen. Die
Vermittlung geschieht völlig unentgeltlich.
Der Schriftführer: Biermann.
Verein der Bauamtswerkmeister und Bauwerk
meister im Finanzdepartement. Am Freitag, den
27. Februar 1920, vormittags 11 Uhr, findet unsere dies
jährige Mitgliederversammlung im Gesellschaftszimmer der
Bauhütte in Stuttgart mit folgender Tagesordnung statt;
Neuwahl des Ausschußes und weiterer ßeiratsmitglieder,
Beratung der Satzungen, Stellungnahme zur Gehalts- und
Titelfrage und zu den Anträgen aus der Mitte der Ver
sammlung. " Der Ausschuß.