28
BAUZE1TUNQ
Nr. 9/10
fragen eingeladenen führenden Vertreter der Interessenten
kreise sich sämtlich mit großer Schärfe gegen die vom
Reichswohnungskommissar verfolgten Ideen, betr. Grün
dung von Einkaufsgesellschaften, gewandt haben. Diese
Interessentenkreise, die vertreten werden durch den Deut
schen Wirtschaftsbund für das Baugewerbe, den Verband
der Baugeschäfte von Groß-Berlin, den Verband der
deutschen Ziegel- und Tonindustrie und den Verband
Ver. Baumaterialienhändler Deutschlands, haben dies auch
in einer Denkschrift zum Ausdruck gebracht, die
seitens der genannten Verbände dem Reichswohnungs
kommissar zugestellt worden ist. Sie sagen in dieser
Denkschrift, daß der vom Reichswohnungskommissar yor-
gelegte Plan zu einer Neuregelung der Baustoffbewirt
schaftung „nicht annehmbar erscheine, sondern bei kon
sequenter Durchführung, insbesondere hinsichtlich der
Schaffung zentralisierender Einkaufsstellen zur Ausschal
tung des Handels vom Absatz, zur Fernhaltung des Bau
gewerbes von der Lieferung des Baumaterials und zur
Knebelung der Industrie durch Abhängigmachung von
einzelnen Interessentengruppen führen muß“. Sie fordern
demgegenüber die Uebertragung der Baustoffbewirt-
schaftung auf „Selbstverwaltungskörper,
welche von den Fachverbänden der beteiligten Wirt
schaftszweige gebildet werden müssen“. Es muß also
ausdrücklich festgestellt werden, daß Maßnahmen, wie sie
Herr Dr. Outkind in seinem Pressevortrage in Aussicht
stellte, der Ueberzeugung aller sachverständigen Kreise
nach unzweckmäßig und undurchführbar sind. Wenn
diese Maßnahmen entgegen dem Votum der in dem
Reichsausschuß vereinigten sachverständigen Kreise zur
Durchführung gelangen sollten, dürfte die Mitarbeit der
Vertreter von Industrie, Handel und Baugewerbe in
diesem Sachverständigenausschuß sich erübrigen.
Vereinsmitteilungen.
Verein staatlich geprüfter bad. Werkmeister E. V.
Karlsruhe, Geschäftstelle Lachnerstr. 13. Unseren ver-
ehrl. Mitgliedern geben wir hierdurch bekannt, daß wir
durch die fortwährende Steigerung der Papierpreise und
Druckkosten gezwungen sind, den Beitrag für die Vereins
zeitung ab 1. April 1920 auf 8.— Mk. jährlich zu erhöhen.
Als neu eingetretene Mitglieder begrüßen wir die
Kollegen: Herr Nikolaus Reinhard in Mannheim und
Herr Riede in Singen.
Bezirk IV. Die Versammlung am 12. Febr. 1920 war
von 18 Mitgliedern und 3 Kollegen des Vereins staatl.
geprüfter Tiefbauwerkmeister besucht. Es wurden ver
schiedene Vereinsangelegenheiten behandelt. Kollege
Ortsbaukontrolleur Schneider setzte seinen Vortrag über
„Erleichterungen im Kleinwohnungsbau“ fort, dessen
Ausführungen allseitiges Interesse erregten. Mit dem
Dank der Versammlung an den Vortragenden und dem
Wunsche, daß auch andere Kollegen über zeitgemäße
Fragen solche Vorträge halten mögen, konnte die gutver
laufene Versammlung geschlossen werden. Der Obmann.
Bund deutscher Architekten. Im Festsaal der Bau
gewerkeschule referierte am 28. Februar Herr Architekt
Hofherr, Vorstand der Landesbautenprüfstelle, über Bau
stoffbeschaffung und -bewirtschaftung. Seinen Ausfüh
rungen wurde lebhaftes Interesse entgegengebracht und
er verstand es, die Zuhörer zu überzeugen, daß die
Zwangsbewirtschaftung der Baustoffe derzeit eine Not
wendigkeit bildet. Herr Hofherr streifte auch die ge
schichtliche Entwicklung und legte dar, wie hiebei immer
den Bedürfnissen einer gesunden Bewirtschaftung nach
gegeben wurde. Erschreckend waren die niedrigen
Zahlen über die augenblicklich verfügbaren Baustoffe. Es
schloß sich eine sachverständige Aussprache an, in
welcher die Möglichkeit und Fähigkeit solcher Baustoffe
behandelt wurde, die ohne Kohlen erzeugt werden
können.
Vereinigung der mittl. techn. Beamten im Ministerium
des Innern. Am 24. Februar 1920 fand die 1. Sitzung des
Beamtenbeirats statt. Die Wahl der einzelnen Abteilungs
vorstände und der Oeschäftsleitung des Beirats nahm den
größten Teil der zur Verfügung stehenden Zeit in An
spruch. Unter Vorsitz des Herrn Ministers, im späteren
Verlauf des Herrn Ministerialrats Neuffer, wurden zu
nächst nochmals die Grundzüge der Verfassung des Bei
rats erläutert und besprochen. Hierauf wurde zur Wahl
der Abteilungsvorstände geschritten mit folgendem Er
gebnis :
Höhere Beamte: Häffner, Oberregierungsrat, Vorstand;
Berstecher, Bauinspektor, Stellvertreter.
Mittlere Beamte: Höchel, Kanzleirat, Vorstand; Frick,
Geometer, Stellvertreter.
Sonstige Beamte: Joos, Oberkanzlist, Vorstand; Stäb-
ler, Stellvertreter.
Untere Beamte: Eberhardt, Oberlandjäger, Vorstand;
Etzel, Staatsstraßenwärter, Stellvertreter.
_ Aus diesem „engeren“ Beirat heraus war nun der „Leiter“
des Beirats zu wählen. Die Wahl fiel auf Höchel als
Leiter und Häffner als Stellvertreter. Nach der Wahl er
folgte noch eine anregende vielseitige Aussprache und es
wurde beschlossen, auf die Tagesordnung der baldigst
einzuberufenden nächsten Sitzung unter anderem zu
setzen: Stellungnahme zur neuen Gehaltsordnung und
Vorschläge zum neuen Haushaltsplan.
Es liegt nun an den Vereinsmitgliedern, Wünsche und
Vorschläge baldmöglichst zu Papier zu bringen und sie
ungesäumt zwecks Weiterverarbeitung an die Vereins
leitung unter der Anschrift: Bauamtswerkmeister Steinle,
Sillenbuch, Post Degerloch, zu senden.
Der württemberffische Ingenieurverein hat in seiner
Sitzung vom 12. Februar d. L einstimmig beschlossen,
Herrn Geh. Kommerzienrat Dr. Ing. e. H. Philipp
Wieland zu seinem Ehrenmitglied zu ernennen, in
dankbarer Würdigung der großen Verdienste, die er sich
als Ingenieur in seiner parlamentarischen Tätigkeit um
Industrie und Handel durch tatkräftiges Geltendmachen
ihrer Lebensbedingungen, um die technische Hochschule
des Landes durch verständnisvolle Förderung ihres Aus
baues, um die deutschen Ingenieure durch klarstellende
Hervorhebung ihrer Bedeutung für die Gesamtheit des
Volkes erworben hat. Alsdann besprach der Vorsitzende
ein Rundschreiben des Vorstands des Hauptvereins, in
welchem die deutsche Industrie um Zuweisung von An
zeigen für die Zeitschrift gebeten wird, um damit dem
Verein die Geldmittel zu verschaffen, welche er zu seinen
Aufgaben nötig hat, namentlich um auch fernerhin durch
LJnterstützung und Drucklegung von Forschungsarbeiten
der technischen Wissenschaft die jetzt besonders nötige
Hilfe geben zu können. Hierauf hielt Herr Dr. Göller
einen interessanten Vortrag über die Herstellung
des Ozons und Erfahrungen überOzon-
1 ü f t u n g , der durch zahlreiche Lichtbilder wirksam
ausgestaltet war. Er schilderte zunächst das Vorkommen
des Ozons, die Entwicklung der Ozonforschung, dann die
Herstellung desselben im allgemeinen und an ausgeführten
Anlagen. Hierauf ging der Vortragende auf die Verwen
dung des Ozons in Versammlungsräumen. Schulen,
Spinnereien, Zigarrenfabriken usw. ein. Besonderes
Interesse erregten die Mitteilungen über Anwendung des
Ozons zur Gewinnung von Kaliseife aus Braunkohlen
teerölen, über die Verwendung zu medizinischen Zwecken
usw. An den Vortrag schloß sich eine rege Diskussion,
an der sich die Herren Gärttner, Baumann, Göller und
Wanner beteiligten.
Druck: Gustav Stürner in Waiblingen.
Verantwortlich: Karl Schüler, Stuttgart.