Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

I., 15. April 1920. 
BAUZE1TUNQ 
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eines Rohrbruchschadens und verschiedener Dachschäden 
bestand, unbedingt erforderlich gewesen sei. Er wurde 
jedoch mit diesen Ausführungen nicht gehört. 
Nach den Ausführungsbestiminungen zum Besitz 
steuergesetz war zu ermitteln — so führte das Badische 
Verwaltungsgericht aus —, welcher Verkaufspreis für das 
Grundstück bei dem Zustande zu erzielen war, 
in dem es sich am Stichtage befand. Dabei 
waren alle Mängel zu berücksichtigen, die an diesem Tage 
vorhanden und geeignet waren, die Höhe des Verkaufs 
preises zu beeinflussen. 
Es bestand an dem Stichtage für den Kläger keine 
schuldrechtliche Verpflichtung, die in Frage stehenden 
Beiträge zu zahlen; es handelt sich demnach um Beträge, 
die damals noch zum Vermögen des Klägers gehörten 
und von dem steuerbaren Vermögen nicht abziehbar sind. 
Das muß auch dann gelten, wenn die Veranlassung, künf 
tig die Ausgaben zu machen, in tatsächlichen Verhält 
nissen, die bereits am Stichtage bestanden, begründet war. 
Daß am Stichtage bereits eine polizeiliche Auflage be 
stand, die die Abänderung des Warenaufzuges zum 
Gegenstände hatte, kann keineswegs eine Abzugsfähigkeit 
des zur Erfüllung der Auflage vorzusehenden Betrages 
begründen, denn sie beweist nur, daß die Abänderung der 
Aufzugsanlage auch im öffentlichen Interesse geboten 
erschien. (Nachdr. verb.) 
Rundschau. 
Wohnungsnot und Ausländer. Der deutsche Woh- 
nungsausschuß, Berlin, erläßt ein Rundschreiben, in dem 
es heißt: Unstreitig hat die Wohnungsnot in Deutsch 
land z. Zt. einen derartigen Grad erreicht, daß unbedingt 
alle überhaupt nur möglichen Mittel der Abhilfe ange 
wandt werden müssen. Um so unverständlicher erscheint 
es, daß die Regierung von der Abschiebung der aus 
ländischen Zuwanderer aus dem Osten, 
die uns hier unsern kostbaren Wohnraum wegnehmen 
und auch sonst in keiner Weise als ein erwünschter Zu 
wachs zu betrachten sind, noch keinen oder doch nur 
ungenügenden Gebrauch gemacht hat. Nach einer Ein 
gabe des Wohnungsverbandes Groß-Berlin Ende Januar 
sind im letzten Jahre schätzungsweise 70 000 Ausländer 
nach Berlin zugezogen. Aber auch aus vielen-anderen 
Städten hegen Klagen über großen Andrang solcher Zu 
zügler vor. Wir möchten deshalb die Frage erheben, 
wie lange noch die Regierung es mit ansehen will, 
daß diese Zuwanderer uns hier den Platz wegnehmen, 
während für Hunderte und Tausende versetzter Beamter 
und für zahllose deutsche Flüchtlingsfamilien kein Unter 
kommen zu finden ist? Sollte die eigentliche Ausweisung 
tatsächlich undurchführbar sein, so ist um so dringender 
die Abschiebung dieser Ausländer in Fremden-Konzen- 
trationslager zu fordern, für die die vorhandenen 
Barackenlager sehr gut Verwendung finden können. 
Jedenfalls darf der so schwer leidenden deutschen Bevöl 
kerung der Wohnraum durch diese Fremdlinge unter 
keinen Umständen noch länger beschränkt werden, und 
es ist endlich Ernst zu machen mit der Abschiebung. 
Höchstmieten und Baugewerbe. Das Kartell der bau 
gewerblichen Verbände Groß-Berlins wendet sich in einer 
Denkschrift an den Minister für Wohlfahrt auf das Ent 
schiedenste gegen die Verordnung über Höchstmieten. Die 
Denkschrift weist im einzelnen die außerordentlich hohen 
Mehraufwendungen nach, welche Verwaltung und Bewirt 
schaftung der Wohnhäuser gegenüber 1914 erfordern, 
gibt eine Aufstellung über die Entwicklung der für Woh 
nungsreparaturen und Instandhaltung von Wohnhäusern 
in Betracht kommenden Löhne und Materialien und bringt 
eine Reihe von Beispielen, wieviel die landläufig vorkom 
menden Reparaturen im Jahre 1914 und wieviel sie im 
Jahre 1920 gekostet haben. Angesichts der ungeheuer 
lichen Steigerungen sei die Verordnung über Höchst- 
mieten nur aus einer ganz verblüffenden Unkenntnis der 
tatsächlichen Verhältnisse zu erklären. Sie werde bewir 
ken, daß die in jammervollem Zustand befindlichen Wohn 
häuser weiter verkommen würden, weil Reparaturen unter 
den jetzt gewährten Mieterhöhungen nicht ausgeführt 
werden können und sie müsse ferner zur Folge haben, 
daß das Baugewerbe die letzte Möglichkeit, sich zu be 
tätigen, verlieren und Tausende von Arbeitern der Arbeits 
losenunterstützung anheimfallen. 
Württ. Kunstverein. Neu ausgestellt: Große 
Sammlung Oelgemälde von Ferdinand Herwig, Stuttgart, 
G. G. Klemm, München, Walter Laurent, Stuttgart, 
Erwin Starker, Stuttgart. Nachlass Oelg. und Zeichnung 
von Herrn. Stemmler, Stuttgart. Oelg., Aquarelle u. Rad. 
v. Hedw. Trumm-Witzel, Haimhausen. Färb, Holzschnitte 
v. E. D. Kinzinger, Stuttgart. Rad. v. Arth. Riedel, Karlsruhe, 
Rob. Haag, Biberach. Rad. u. Zeichg. v. K. Stirner, Davos. 
Plastiken v. Totila Albert, Charlottenburg. 
Stuttgart. Die Amtsbezeichnung „Städtischer Bau 
polizeirat“ wurde dem Vorstand des Baupolizeiamts, 
Bauinspektor Lohr, verliehen. 
Wettbewerb. 
Stuttgart. Ausgestaltung und künstlerische Aus 
schmückung einer an der Eduard-Pfeiffer-Straße zu schaf 
fenden Aussichtsplatte. Dieser vom Verein zur Förderung 
der Kunst im Jahr 1914 ausgeschriebene Wettbewerb, des 
sen Durchführung der Krieg verhinderte, wird erneut 
ausgeschrieben. Wir verweisen auf die Bekanntmachung 
im Inseratenteil. 
Vereinsmitteilungen. 
Württ. Baubeamten-Verein. An s ä m 11 i ch e 
Mitglieder! Im Laufe des Monats Mai soll eine 
Beirats-Sitzung der Baugewerkschule stattfinden. Be 
sondere von uns zu beantragende Wünsche zur Tages 
ordnung ersuche ich bis längstens 19. April an 
mich einzusenden. H. Burkhardt, Bezbmstr. 
Stuttgart, Reuchlinstr. 29. 
Württ. Baubeamten-Verein. Einladung zur Ausschuß- 
Sitzung und Mitgliederversammlung. Am Samstag, den 
8. Mai ds. Js., vormittags 11 Uhr, findet im Gesellschafts 
baus „Bauhütte“, Büchsenstraße 53 I in Stuttgart eine 
Mitgliederversammlung mit folgender Tagesordnung statt: 
1) Rechenschaftsbericht d. Js. 1919. 2) Kassenbericht. 
3) Voranschlag für das Jahr 1920. 4) Beratung der von 
Mitgliedern gestellten Anträge. 5) Stellungnahme zum 
Verband techn. Vereine, zum Staatstechniker-Verband und 
zum Bauwerkmeisterverein Württembergs. 6) Mitglieder- 
Aufnahme und Sonstiges. 
Hiezu werden sämtliche Vereinsmitglieder dringend 
eingeladen. 
Die 2. Jahresausschußsitzung findet — dieser Mitglie 
derversammlung vorausgehend — im selben Lokale vor 
mittags 10 Uhr statt, wozu gleichfalls frdl. Einladung er 
geht. Der Vorstand. 
Verein staatl. geprüfter badischer Werkmeister, E. V., 
Karlsruhe. Der Bezirk I veranstaltete infolge der An 
wesenheit mehrerer auswärtiger Kollegen (Baukon 
trolleure) am 9. März im „Krokodil“ einen Bierabend, der 
außerordentlich stark besucht war und gezeigt hat, wie 
notwendig es ist, von Zeit zu Zeit Versammlungen abzu 
halten. Eine solche wird daher gleich nach Ostern statt 
finden und hoffen wir auf eine rege Beteiligung. Näheres 
wird noch vorher bekannt gegeben. 
Neu beigetreten sind dem Verein sämtliche Kollegen 
aus dem letzten Werkmeisterexamen, und zwar die Herren: 
Otto Ackermann, Walldürn i. Bd„ Obere Vorstadt 213, 
Leo Bähr, Heidelberg, Hildestraße 7. 
Wilh. Blau, Bruchsal, Württembergerstraße 79, 
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