Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

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BAUZEITUNG 
Nr. 16/17 
Zusammenfassung tinlass - uns UbereuhHammer 
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samt der Wasserkraft, da das Gebäude dem Straßendurch 
bruch weichen mußte und baute die Wasserkraft mit einem 
Gefälle von 3,70 m zu einem kleinen Elektrizitätswerk aus. 
Das darüber neu erstellte Wohn- und Geschäftshaus blieb 
bis heute im städt. Besitz. 
Die weiter abwärts nahe'beim Neckar noch liegenden 
zwei alten Mühlen blieben vorläufig noch in Privathand 
und wurden weiterbetrieben, allein nach und nach mußten 
die alten Gebäude auch hier modernen Geschäftshäusern 
Platz machen. Im Jahre 1909 war nun die Stadt infolge 
Durchführung der Neckarkorrektion und Erbauung des 
Neckarkraftwerks gezwungen, auch diese beiden letzten 
Ammerwasserkräfte am Kanalunterlauf durch Kauf abzu 
lösen, nachdem dieselben schon jahrelang nicht mehr ge 
nützt wurden. Mit dem schon genannten ausgebauten 
kleinen Elektrizitätswerk weiter oben, dem T. 11, dessen 
Betrieb für sich allein teuer und unter den damaligen Ver 
hältnissen nicht wirtschaftlich war, waren nunmehr alle 
drei Gefällsstufen am untern Ammerkanal mit einem Ge 
samtgefälle von rund 9 m auf eine Länge von 180 m für 
städtische Zwecke verfügbar. 
Schon vor und während der Kaufsverhandlungen sind 
die Pläne entstanden über die Zusammenfassung der Oe- 
fällsstufen und Ausnützung der Wasserkraft für Elektrizi 
täts-Versorgung. Nun war aber die Sache nicht so ein 
fach, weil Bedingung war, daß die Wassernutzung in den 
seitherigen Privatgebäuden jedenfalls nicht mehr stattfin 
den durfte und weil in der verhältnismäßig engen Mühl 
straße mit den geschlossenen Häuserreihen und den bis zu 
10 m hohen beiderseitigen Stützmauern verfügbare Fläche 
für einen neuen Kanal und ein ebensolches Triebwerk nicht 
zu finden war. Man mußte schließlich dazu übergehen, 
Kanal und Triebwerk auf jeden Fall unterirdisch unterzu 
bringen. Zwei Möglichkeiten waren es, die damals nach 
der technischen und wirtschaftlichen Seite näher unter 
sucht worden sind. 
Der eine Plan wollte das neue Triebwerk oben an die 
Stelle von T. 11 unter das städtische Gebäude legen, den 
alten Turbinenschacht vertiefen, eine neue Turbine er 
setzen und vom Triebwerk ab einen neuen, etwa 180 m 
langen Unterkanal nach dem Neckar aus Eisenbeton-Form 
steinen erbauen. Der zweite Plan sah dagegen das neue 
Triebwerk nahe beim Neckar vor, ihm sollte das Wasser 
von T. 11 ab in einem Eisenbetondruckkanal zugeführt 
werden. 
Vor- und Nachteile beider Pläne hielten sich unter den 
damaligen Verhältnissen so ziemlich die Wage. Zwar hätte 
der nach dem ersten Plan zu erbauende Unterkanal, da er 
9 bis 14 m unter das Straßenniveau zu liegen gekommen 
wäre, vollständig miniert werden müssen, allein die 
Bodenbeschaffenheit ist auf dieser Tiefe hiezu geeignet, 
außerdem wäre hiedurch der Straßenverkehr am wenig 
sten- behindert gewesen, Schwierigkeiten mit andern 
Röhrenfahrten wären nicht entstanden. 
Zudem hätte der Kanal dort unten am wenigsten Platz 
versperrt und der alte Ammerkanal hätte großenteils weg 
fallen können. 
Eine Entscheidung darüber, welcher Plan zur Durch 
führung kommen sollte, ist aber damals nicht erfolgt, es 
war dies auch gar nicht nötig, da eine sofortige Verwirk 
lichung des Gedankens nicht in Frage kam, denn die Stadt 
hatte das Neckarwasserkraftwerk im Bau, Kohlen waren 
noch in Menge vorhanden und sehr billig. 
Es hieß, eben wie mit so vielen andern schönen Pro 
jekten abwarten. 
Als nun im Hoch- und Spätsommer 1919 mit verursacht 
durch die niedrigen Neckarwasserstände auch für unser 
Tübinger Elektrizitätswerk die Kohlennot aufs höchste ge 
stiegen war, und es galt, für eine größere Anzahl von Er 
werbslosen weiterhin Arbeitsgelegenheit zu schaffen, da 
wurde, was auch naheliegend ist, der Gedanke des Aus 
baues der Ammerwasserkräfte wieder aufgegriffen, aber 
der Zeitverhältnisse wegen nur der in Ausführung ein 
fachere Plan 2 weiter verfolgt. Er ist auch in rascher Folge 
vollends durchgearbeitet worden, und wurde dann zur 
Ausführung genehmigt und von der Regierungsbehörde 
konzessioniert, so daß Mitte September 1919 mit den Bau 
arbeiten auf der ganzen Strecke begonnen werden konnte. 
_ Hauptbestandteile des Unternehmens sind: 
der rund 170 m lange O b e r k a n a 1 in der 
Mühlstraße von T. 11 weg bis zum neuen Kraftwerk, das 
Kraftwerk bei der Neckarbrücke auf dem linken 
Neckarufer unter dem Nymphenplatz mit dem etwa 
9 m langen Unterkanal im Untergeschoß. 
Der örtlichen Verhältnisse wegen mußten alle Bau 
werke unterirdisch untergebracht werden. 
Das alte städtische Werk T. 11 wird als Triebwerk ent 
behrlich. Die mit einem Gewölbe überdeckte unterirdische 
Kanal- und Uebereichkammer desselben mußte für die 
Zwecke des neuen Werks als Kanaleinlaßkammer dienen 
und demgemäß folgendermaßen umgebaut werden: 
Der seitherige Stauwasserspiegel mit 326,02 ist beibe 
halten worden. Die links vom alten Ammerkanal sitzende 
vertikalachsige Turbine wurde herausgenommen, der 
Wassereinlauf nach der Turbinenkammer verschlossen, die 
alte Turbinenkammer durch den Zugangssteg aus Eisen 
beton überdeckt. Das auf der andern Seite des Ammer 
kanals liegende alte Uebereichbauwerk ist als Kanaleinlaß 
für das neue Werk benützt worden, derart, daß die den 
alten Ammerkanal vom Uebereich trennende Mauer auf 
eine Länge von 3 m durchbrochen wurde, und die Oeff- 
nung mit Einlaßfalle und Rechen ausgestattet worden ist. 
Ein neues 3 m langes Uebereich ist unterhalb der Einlaß 
falle geschaffen worden. Der seitherige Ammerkanal be 
hält künftig nur noch die Eigenschaften eines Leerschuß- 
und Uebereichkanals. Am untern Ende des alten Ueber- 
eichbauwerks zweigt der neue etwa 170m lange 
O b e r k a n a 1 ab, der nach Querschnittsform und Bau-
	        
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