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BAUZEITUNQ
Nr, 27^28
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chitekten, Stuttgart. (Weiteres aus der Bekanntmachung
im Inseratenteil).
Wettbewerb für die künstlerische Ausgestaltung
der Aussichtsplatte an der Eduard-Pfeifferstr.
Das Preisgericht, bestehend aus Professor Billing,
Karlsruhe, Bildhauer Professor Blecker, München, Rechts
anwalt Dr. Demmler, Stuttgart, Oberbürgermeister Lauten
schlager, als Vorsitzender, Stadtbaurat Muesmann, Stutt
gart, Geh. Hofrat Ed. von Pfeiffer, Stuttgart, Professor
Schmoll v. Eisenwerth, Stuttgart, tagte am 12. Juli und
faßte nach Prüfung der eingelaufenen 75 Entwürfe fol
gende Entschließung: Der erste Preis mit 4000 Mark:
„Stein, Eisen und Bäume“ von Professor Schmitthenner
und Reg.-Baumeister Jost; je 2000 Mark den Entwürfen
„O quae mutatio rerum“ von Prof. M. Elsässer; „Rotunde“
von Architekt Eug. Mäckle (Mitarbeiter Ludwig Gruber);
„Die Pfeifferplatte“ von Oberbaurat Eisenlohr und Pfen
nig, Architekten. Zum Ankauft empfohlen; „Angelpunkt“
von Reg.-Baumeister H. Keuerleber und Dipl.-Ingenieur R.
Docker; „Raum“ von K. Oelkrug und K. Lederer, Archi
tekten; „Freie Aussicht und Bildausschnitte“ von Reg.-
Baumeister Heinz Wetzel; „Toto“ von R. K. Schmeißer;
„Natur und Kunst“ von Architekt Eugen Steigleder mit
Bildhauer Prof. G. Bredow, alle in Stuttgart. (Weiteres
aus dem Anzeigenteil.)
Die mit Preisen ausgezeichneten Entwürfe fanden fol
gende Beurteilung;
„Stein, Eisen und Bäume“.
Der Verfasser hat dem Gelände durch die langgestreckte
Grundmauer eine weithin wirkende horizontale Betonung
gegeben, die durch die Baumreihe auf der unteren Terrasse
und die dahinter liegende Mauer der oberen Terrasse
parallel wiederholt und unterstrichen wird.
Er hat es verstanden, aus dem unregelmäßigen Orund-
stückszwickel in Anlehnung an das Gelände einen über
sichtlichen, einfachen Grundriß zu gestalten und den gan
zen entstehenden Baukörper durch die an die Straße ver
legte eigentliche Aussichtsplatte mit dreieckigem Grund
riß organisch an Straße und Gelände anzugliedern, durch
Tieferlegung der zweiten Terrasse gleichzeitig einen die
Aussicht nach allen Seilen beherrschenden Punkt und ein
außerordentlich reizvolles Raumgebilde zu schaffen.
Die Einzeldurchbildung ist mit den einfachsten Mitteln
erreicht; die Wirkung ist vornehm und gediegen und zeugt
von bester künstlerischer Gesinnung. — Sehr begrüßt
wird der Vorschlag des Verfassers, die Grenze der Be
bauung der anschließenden Grundstücke nach der Eduard-
Pfeiffer-Straße zu verschieben. — Der Entwurf läßt sich
auch als sehr ökonomisch bezeichnen.
„O quae mutatio rerum.“
Der Grundriß der Aussichtsplatte zeigt zwei vorge
schobene Eckbildungen, an die sich eingebogene Flächen
anschließen. Es würde ein Platz geschaffen, der mit
seinen charakteristischen Umrißlinien und den gut gewähl
ten Maßstabsverhältnissen eine gute Platzwirkung sichert.
Die gewählte Grundrißform gibt nach allen Seiten, beson
ders nach der Talseite hin, durch die aufgeführten Umriß
mauern und durch die Ausbildung der Mauerflächen mit
den Nischen, sowie durch die Anordnung der Brunnen
und Baumgruppen eine gute Wirkungsform von großer
Schönheit in dem Landschaftsbild ab.
Fern- und Nahwirkung sind in glücklicher Weise ge
löst worden.
„Rotunde.“
Der Entwurf ist in seiner Gesamtform für das Fern
bild günstig, doch wird die Rotunde etwas schwer wirken
und auf die anschließenden Häuser drücken. Gut ist die
Bauform der ganzen Anlage von der Eduard-Pfeiffer-
Straße aus. Bei dem Durchwandern der Anlage würden
sich wechselvolle Bilder ergeben.
„Die Pfeifferplatte.“
Der Entwurf ist durch seine einfache Lösung den jetzi
gen Verhältnissen sehr gut angepaßt. Die Arbeit spricht
durch ihre einfache, künstlerische Schlichtheit.
Die Grundrißlösung ist vorzüglich. Der Stern gibt
durch seine starke Schattenwirkung eine gute Fernwir
kung. Schön sind die Verhältnisse der Sockeln und
Figuren.
Neckarkanal.
Auf Grund eigener Erkundigung an maßgebender
Stelle können wir die Richtigkeit bestätigen, daß mit den
Arbeiten zum Neckarkanal im August begonnen werden
kann, nachdem dieser Tage eine Einigung mit der Reichs
regierung zustande gekommen ist.
Rundschau.
Mineralbad L.euze. Das von Stuttgart aufgekaufte Bad
wird vom seitherigen Besitzer als Pächter weitergeführt
und ist in der Hauptsache für ein Altersheim bestimmt.
Luft- und Sonnenbäder werden eingebaut. Für die In
standsetzung sind 350 000 Mark veranschlagt.
Waldreichtum. Die Stadt Welzheim kann über eine
überaus günstige Finanzlage berichten. Im Jahre 1914
noch 100 000 Mark Schulden, kann sie heute ein Vermögen
von 75 000 Mark ausweisen. Es wird hinzugefügt, daß
dies alles dem Waldreichtum der Stadt zu verdanken sei.
Die Baukunstabteilung und der Baukunstrat für Würt
temberg hat nach Abschluß des ersten Geschäftsjahres am
3. Juli im Sieglehaus seine erste Hauptversammlung ab
gehalten. Die außerordentlich geringe Bautätigkeit hatte
den Wirkungskreis des Baukunstrats sehr beschränkt, aber
nichts destoweniger wurde festgestellt, daß gerade die
wirtschaftliche Notlage auch für die Zukunft eine ener
gische Tätigkeit des Baukunstrats auf allen Gebieten der
Baukunst nötig macht. Es wurde deshalb ein Arbeitspro
gramm beschlossen, das neben der intensiven Tätigkeit in
den aktuellen Baufragen eine allgemeine Betätigung durch
Führungen, Vorträge und Presse vorsieht und dadurch
zugleich Fühlung und Zusammenschluß aller Baukünstler
nachdrücklich fördert. Die Zusammenlegung der Ge
schäftsstelle des Baukunstrats mit der des Deutschen Werk
bundes (Arbeitsgemeinschaft Württemberg) wird neben
einer Vereinfachung des Büros auch zugleich den Zwecken
des Baukunstrats förderlich sein. Ein für den Abend an
gesagter Vortrag über die Kanalbaufragen mußte leider im
letzten Moment abgesagt werden.