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BAUZEITUNG
Nr. 50 52
bestimmte Schlackenmenge aus dem Ofenherd genommen
und zwecks Entfernung aller Luft- und Gasblasen auf
einer Eisenplatte durchknetet. Hierauf wird die Schlacken
masse in eine Form gedrückt, um langsam zu erkalten.
Das neue, bei weitem vorherrschende Verfahren beruht
in der Hauptsache auf der Wassergranulierung. Durch
Einfließen der Schlacke in kaltes Wasser wird die Granu
lation bewirkt, wobei die basischen Schlacken einen hy
draulische Eigenschaften besitzenden Schlackensand lie
fern, der für die Herstellung von Schlackenziegeln von
grundlegender Bedeutung ist. Der nasse Schlackensand
wird mit Kalkmilch in einem entsprechenden Verhältnis
gemischt und in einem Mischapparat gründlich durch
gearbeitet. Die gemischte Masse gelangt dann in Pressen
mit hohem Druck, um hier zu Ziegeln geformt zu werden.
Die Menge des Zusatzes der Kalkmilch wird von der che
mischen Beschaffenheit der Schlacke bestimmt. Die an
fangs sehr weichen Ziegel erhärten durch die Lufttrock
nung, wobei der Schlackensand mit dem Kalk einen pu-
zollanartigen Charakter annimmt. Bei der Lufttrocknung
ist die Erhärtungsdauer je nach der Witterung sehr ver
schieden ; im warmen Sommer sind die Ziegel oft schon
nach zwei Wochen gebrauchsfertig, während im Winter
oft sechs Wochen erforderlich sind. Die Härtung wird
natürlich auch in künstlicher Weise vorgenommen, und
zwar in Härtungskesseln, die sich unter Dampfdruck be
finden.
Die ersten Versuche, aus granulierter Schlacke Ziegel
herzustellen, gingen von Lürraann auf der westfälischen
Georg-Marienhüfte im Jahre 1859 aus. Aber erst die
1862 durchgeführten Versuche Langens ergaben einen vol
len Erfolg, da es gelang, bei der zur Mörtelbereitung be
nutzten granulierten Schlacke den Nachweis zu erbringen,
daß Hochofenschlacke zementähnliche Eigenschaften be
sitzt. Langen folgerte diese Tatsache aus dem Umstand,
daß ein Teil der Kieselsäure in Lösung ging. Im Jahre
1871 wurden die ersten Pressen-Schlackensteine zu Osna
brück gebaut und 1874 wurden bereits auf der Georg-
Marienhütte 5800 Mille Schlackenziegel hergestellt. Die
zur Herstellung benutzte granulierte Schlacke erhält einen
Zusatz von gelöschtem Kalk, was ineinfachen Mischwer
ken mit Schlagkreuzen geschieht. Anstelle des gelöschten
Kalks läßt sich auch als Zusatzmittel Schlackenzement oder
Zerfallschlacke benutzen. Das Gemisch erhält in der
Presse einen sehr starken Druck, auf den viel ankommt.
Handstampfung wird stets ungenügend bleiben. Das Ab
binden der Steine erfolgt am besten in freier Luft, jedoch
unter Dach. Beim Abbinden sind im Winter die Steine
vor Frost zu schützen. Zur Herstellung von 1 Mille Zie
gel benötigt man 5—6 cbm Schlackensand und 150—250
kg gebrannten Kalk. Das Gewicht von 1000 Ziegeln stellt
sich auf etwa 3250 kg. Die zurzeit üblichen Steinpressen
leisteten durchschnittlich 10 000 Steine in zehnstündiger
Arbeitszeit.
Die aus granulierter Hochofenschlacke hergestellten
Mauersteine gestatten jede Formgebung; auch behalten
sie ihre Form, da die Steine nicht gebrannt werden. Ziemlich
scharfkantig, werden sie am besten mit möglichst dünnem
Mörtel und dünnen Fugen vermauert, was noch den Vor
teil eines geringen Mörtelverbrauchs hat. Die Druck
festigkeit der Schlackenziegel kommt derjenigen gewöhn
licher Ziegel wenigstens gleich. Nach Lürmann haben
guterhärtete Mauersteine aus granulierter Hochofen
schlacke erst bei 80 bis 92 kg Belastung auf einen Quadrat
zentimeter Risse gezeigt und erst bei 92 bis 110 kg Be
lastung trat Zerstörung ein. Auch gegen hohe Tempera
turen sind die Schlackensteine ziemlich unempfindlich.
Bei schwacher Rotglut erweisen sie sich noch feuerbestän
dig. So wurden die Steine für die Einmauerung von
Dampfkesseln mit bestem Erfolge verwendet. Die Luft
drucklässigkeit der Schlackensteine ist sehr bedeutend,
was für den Wohnhausbau von großem Werte ist. Nach
C. Lang, dem früheren Assistent für Physik am Kgl. bayer.
Polytechnikum in München, soll die Durchlässigkeit von
Schlackensteinen fünfmal größer als bei gewöhnlichen
Ziegeln sein. Die Wasseraufnahme dauert bei den
Schlackensteinen wesentlich länger als bei den gewöhn
lichen Ziegeln. Während sich bei den Schlackensteinen
die sämtlichen Hohlräume erst in etwa 190 Stunden mit
Wasser füllen, geschieht dies bei den gewöhnlichen. Zie
geln schon in 12 Stunden. Mit der Benutzung von
Schlackensteinen zu Mauerungen in Wasser und feuchtem
Boden sind sehr gute Erfahrungen gemacht worden. Da
gegen ist zur Verwendung bei Schachtmauerungen zu
Schlackensteinen nicht zu raten, da der Zementmörtel
leicht ausgespült werden dürfte. Als ein Uebelstand der
Schlackensteine muß auch bezeichnet werden, daß der
Putzbewurf nur schwer an den Steinen haftet, da sie zu
glatt sind. Zum Abbinden der Steine hat man auch Kam
mern mit Erfolg benutzt, die von kohlensäurehaltigen
Essengasen durchzogen wurden. Auch die Herstellung
von Ziegeln aus granulierter Schlacke und Weißkalk, bei
des im Kollergang zusammen gemahlen, hat nach Prof.
B. Osann gute Ergebnisse gezeitigt.