16/31. Dez. 192U.
BAUZE1TUN0
115
Zur Herstellung der Schlackensteine sind nicht grund
sätzlich alle Hochofenschlacken geeignet. Zu bevorzugen
sind die garen Schlacken, die bei Gießerei-, Bessemer- und
Thomasroheisen fallen. Bei Schlacke mit starkem Man-
gangehalt kann gelegentlich die Färbung hinderlich wir
ken. Im übrigen steht aber der Färbung der Schlacken
steine nichts im Wege. Die Verwendung der Schlacke ist
keineswegs auf Ziegel beschränkt, vielmehr ist man schon
seit längerer Zeit dazu übergegangen, auch Belagplatten
für Bürgersteige, Bordsteine usw. herzustellen, was durch
besondere Pressen geschieht. Ebenso ist die Herstellung
von Formsteinen für Gesimse aus Schlackenmaterial mit
Erfolg betrieben worden.
Zu erwähnen sind hier auch die Hochofenschwemm
steine, die dem alten, aus dem Neuwieder Becken stam
menden ,,rheinischen Schwemmstein“ erheblichen Wettbe
werb bereiten. Der alte, außerordentlich leichte rheinische
Schwemmstein, aus Bimssand und Kalk bestehend, stützt
sich hauptsächlich auf den vulkanischen, stark kieselsäure
haltigen Bimssand. Die sehr leichten Hochofenschwemm
steine werden vornehmlich mit dem Scholschen Patent
verfahren aus Hochofenschlacke und Kalk hergestellt. Das
erwähnte Verfahren sucht die Vorgänge des Naturprozes
ses nachzuahmen. Es gilt also, ein künstliches Bimskorn
zu erzeugen, das durch ein geeignetes Bindemittel zu
einem Schwemmstein zu verarbeiten ist. Beim bekannten
Körnen der Hochofenschlacke bildet sich die feinkörnige
Schlackengranulose, daneben ergeben sich die lockeren,
voluminösen Schlackenklümpchen. Für die Schwemra-
steinherstellung ist es von großer Wichtigkeit, die lockeren
Schlackenklümpchen in großer Zahl zu gewinnen. Zu die
sem Zweck wird die flüssige Hochofenschlacke in einen
mit heißem Wasser gefüllten Behälter geleitet, dem man
von unten Druckluft zuführt. Die Stärke des Luftdrucks
muß so gewählt werden, daß das Wasser nicht durch den
Bodenraum dringen kann, auch bleibt das Wasser hier
durch ständig in sprudelnder Bewegung. Durch die feinen
Strahlen werden in der großklumpig schwimmenden
Schlacke zahlreiche große und kleinere Hohlräume ge
bildet. Nach einiger Zeit beginnen die Schlackengebilde
langsam im Wasser zu sinken, um zu erstarren. Ein
Becherwerk hebt sie dann aus dem Behälter. Nach E.
Eiwitz kommt für die Schwcmmsteinherstellung fast nur
die Schlacke von Gießereiroheisen in Betracht; bei Be
nutzung anderer Schlackensorten muß erst eine gewisse
Vorbereitung vorangehen.
Die in dieser Weise gewonnene gekörnte Hochofen
schlacke wird nunmehr in grobe und feinkörnige Schlacke
getrennt. Die feinkörnige Schlacke wird nach dem Trock
nen unter einem Zusatz von Kalk, und zwar etwa 15 Ge
wichtsteilen Kalk auf 85 Gewichtsteile Schlacke auf Ze
mentfeinheit vermahlen. Der so gewonnene Schlacken
zement stellt das eigentliche Bindemittel dar, das mit dem
noch feuchten, grobkörnigen Schlackenklümpchen ver
mischt wird. Das Mischungsverhältnis lautet 1 Binde
mittel zu 10 Raumteilen Schlacke. Der Schlackenzement
kapselt die leichten, sehr porösen, noch weichen Klümp
chen ein, die bis zur Erhärtung der Schutzhülle noch
etwa drei Tage liegen bleiben. Das so gewonnene Pro
dukt hat mit dem vulkanischen natürlichen Korn große
Aehnlichkeit. Um ein Zusammenbacken der Klümpchen
zu verhindern, wird das Bindemittel mit heißem Wasser
dampf den Schlackenklümpchen zugeleitet. Andererseits
hält der Mischer die Masse in Bewegung. Nach etwa
dreitägigem Lagern ist das Bindemittel zu einer harten
Schutzhülle um das Klümpchen geworden. Die so er
haltene Mischung bekommt nun etwa 12,5 Prozent frisches
gleichartiges Bindemittel zugesetzt, worauf die Masse
nach genügender Anfeuchtung zu Steinen gepreßt werden
kann. Je nach dem Anteil des Bindemittels ändert sich
auch die Druckfestigkeit. Die frischen Formlinge ver
bleiben zunächst etwa drei Tage auf den Unterlagen,
worauf sie nach dem Lagerplatz befördert werden, um
nach vier bis sechs Wochen Erhärtungszeit versandfertig
zu werden.
Die Pressen für die Hochofenschwemmsteine arbeiten
sowohl mit Ober- wie mit Unterdrück. Nach E. Eiwitz
stellt sich das Gewicht eines Kubikmeters Hochofen
schwemmstein Mauerwerks auf etwa 850 kg, während
1 ebrn Backsteiumauerwerk etwa 1600 bis 1800 kg wiegt.
Der Schwemmstein eignet sich daher sehr gul für Erker,
Gewölbe, Zwischenwände, Fachwerksausmauerung. Das
leichte Gewicht ist auch für Gebirgsbauten von Vorteil,
da die Beförderung der leichten Steine weniger Schwierig
keiten macht. Die große Porosität verleiht den Steinen
eine besondere Isolierfähigkeit gegen Schall und Schutz
gegen Wärme und Kälte. Für manche Bauten, besonders
für Krankenhäuser, Kühlhäuser, Schlachthäuser, Molke
reien und Decken erscheint der Schwemmstein sehr geeig
net. Dasselbe gilt auch von Dampfkessel-Einmauerungen.
Durch die Porosität wird auch die Schwammbildung und
Schwitzwasserbildung an den Wänden und Decken sehr
erschwert. Die Schwemmsteine nehmen den Putz sehr
gut an. Ein preußischer Ministerialerlaß gestattet, daß
Schwemmsteine in zweiVolleeschossen und dem ausge
bauten Dachgeschoß ermauert werden dürfen. Für Klein
wohnhäuser wurde es als zulässig erklärt, daß die Stärke
für Außen- oder Innenwände mit einem Stein genügt, wäh
rend bei Backstein \ x / t Stein als Mindeststärke gefordert
wird. Die Formate der Steine können verschieden groß
gewählt werden, was beim Bauen eine Ersparnis an Mör
tel bedeutet. Die Druckfestigkeit der künstlichen Schwemm
steine ist höher als bei den alten rheinischen Schwemm
steinen; sie beträgt bei ersteren etwa 28 bis 30 kg/qcm und
bei letzteren 20 bis 25 kg, qcm. Im allgemeinen wird die
Flerstellung von Hochofenschwemmsteinen ähnlich wie
die der Schlackensteine auf die Gebiete der Hüttenindu
strie beschränkt bleiben, da die Schwemmsteinfabriken mit
den Hochöfen aus fabrikationstechnischen Gründen in
möglichst naher örtlicher Verbindung bleiben müssen.
Neben den üblichen Vollsteinen, Normalformat, 12X25X