Full text: Süd- und Mitteldeutsche Bauzeitung (1919/20)

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BAUZEITUNO 
Nr. 50/52 
Geislingen a. St. In einer aus allen Teilen der Bevöl 
kerung besuchten Versammlung unter dem Vorsite von 
Stadtschultheiß Harrer wurde die Gründung einer Sied 
lungsgesellschaft zum Bau von neuen Wohnungen be 
schlossen. Stadt und Industrie sollen einmalige Beiträge 
leisten, mederverzinsliche Hypotheken stellen und außer 
dem Bauland und Baumaterial möglichst billig überlassen. 
Es werden Geschäftsanteile von je 500 Mark ausgegeben. 
Pforzheim. Für das Nordstadt-Schulhaus wurden 
weitere annähernd 3 V 2 Millionen Mark bewilligt und 
erhöht sich damit der Aufwand auf 8 Millionen Mark. 
Rastatt. Für ein Wöchnerinnenheim in Verbindung 
mit dem städtischen Krankenhaus wurde ein Kredit von 
200000 Mark bewilligt. 
Die Wohnungsverhältnisse in Holland. Auch in den 
neutralen Ländern herrschen große Wohnungsschwierig 
keiten. Ein von Architekt Wegerif herausgegebenes Werk,' 
worin er sich mit der Wohnungsfrage in Holland beschäf 
tigt, gibt hierüber Aufschluß. Wegerif nennt sein Buch: 
Bau von Mittelstandswohnungen, und behandelt dann 
Häuser mit 43—50 Geviertmetern überbauter Fläche mit 
etwa 4—6 Räumen. Die Kosten dieser Wohnungen be 
trugen 1518 das Zweieinhalbfache des Friedenspreises. 
Auf die Mehrkosten werden hohe Zuschüsse gewährt. 
Die Ansprüche des Mittelstandes sind in mancher Be 
ziehung geringer, als man es bei uns noch immer lür rich 
tig hält. Schränke werden eingebaut. Die Betten sind 
in der Zeichnung etwa l',90 m lang und 85 Zentimeter 
breit, Kuchen, kleine Stuben 7—8 Geviertmetcr groß, ln 
solchen Häusern kann man gesund und glücklich leben. 
Die Baupolizei stellt vielfach geringe Ansprüche. Balken 
tragende Wände brauchen im Einfamilienhause vielfach 
nur i I Zentimeter stark zu sein. Die Fenstergröße ist 
sehr vielfach in Beziehung zur Fußbodenfläche gesetzt 
und soll mindestens ein Achtel bis ein Sechstel betragen. 
Deutsche Verhältnisse, auch unsere Normen und anderes 
sind eingehend berücksichtigt worden. 
Vereinsmitteilungen. 
Württ. Baubeamtenverein. Am Sonntag, den 21. Nov., 
fand in der Bauhütte in Stuttgart eine Ausschußsitzung 
statt, um zur Neugestaltung unseres Vereins im Sinne des 
auf der letzten Mitgliederversammlung gefaßten Beschlus 
ses Stellung zu nehmen. — Die mit den Vorarbeiten zur 
Umgestaltung betrauten Vorstandsmitglieder erstatteten 
Bericht über die hierüber gepflogenen Verhandlungen 
mit den in Betracht kommenden Vereinen. Daraus ging 
hervor, daß trotz des unbestrittenen Bedürfnisses, eine 
Arbeitsgemeinschaft der Vereinigungen der beamteten 
mittleren Techniker zu gründen, eine solche Zusammen 
fassung bis jetzt noch nicht erfolgen konnte. Es wurde 
deshalb dem Ausschuß der Antrag unterbreitet, den Ver 
ein auf 31. Dezember d. J. aufzulösen. Dieser Antrag 
wurde abgelehnt, dagegen gelangte ein weiterer Antrag 
zur Annahme, den Verein solange noch bestehen zu las 
sen, bis die Verhandlungen zur Gründung der Arbeits 
gemeinschaft zum Abschluß gebracht sind. — Wir wer 
den also nochmals versuchen, die in Betracht kommenden 
Vereinigungen auf dem vorbereiteten Boden zu sammeln. 
Die Bauzeitung wird unseren Mitgliedern bis zur weiteren 
Beschlußfassung von uns geliefert. Die im laufenden Jahr 
ausscheidenden Mitglieder erhalten vom Verlag der Bau 
zeitung auf ihre Rechnung die Zeitung zugestellt, solange 
sie nicht die Zeitung beim Verlag abbestellt haben. Wir 
bitten im Interesse der Erhaltung einer geordneten Bau 
zeitung alle, von dieser Abbestellung Abstand zu nehmen. 
Württ. Ingenieurverein. In der letzten Sitzung fan 
den zunächst geschäftliche Verhandlungen statt; zum Vor 
sitzenden für 1921/1922 wird Herr Berthold Fein ge 
wählt. Ferner werden Maßnahmen für die Versorgung 
der württ. Tagespresse mit besseren technischen Aufsätzen 
erörtert. Sodann erstattete Herr Lind einen ausführ 
lichen Bericht über die feuerungstechnische Tagung in 
Berlin. Für die Allgemeinheit sehr wichtig waren seine 
Mitteilungen über das überaus unwirtschaftliche und be 
denkliche Verfahren, minderwertige Brennstoffe (z. B. 
Rohbraunkohle mit über 50 Prozent Wassergehalt) nach 
Süddeutschland zu senden. Hierauf berichtete Herr 
H ä h n 1 c über die wärmewirtschaftliche Woche in Mün 
chen. An der Aussprache beteiligten sich die Herren von 
Bach, Baurnann und Lind. Zum Schluß gab Herr 
Hüber wertvolle Mitteilungen über die Verwendung der 
neuen, im Zusammenarbeiten mit dem Kühl- und Schmier 
mittelausschuß des Vereines aus inländischen Rohstoffen 
hergestellten Kühlmittels. 
Bücher. 
Die Energiequellen Württembergs. Bekanntlich ver 
anstaltete der Verband technischer Vereine Württembergs 
in den Tagen vom 14. bes 17. Mai in Stuttgart die „Erste 
Württembergische Technikerwoche“, auf der außer der 
Ausnützung der Wasserkräfte die Verwertung des Oel- 
schiefers und die Ausnützung der Torfmoore durch Vor 
träge von anerkannnten Fachleuten eingehend erörtert 
wurden. Vielen Wünschen der Teilnehmer entsprechend, 
hat sich der Verband entschlossen, die Vorträge über Gel- 
schiefer und Torfmoore gesammelt in je einer Schrift zu 
veröffentlichen. Im Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart, sind 
diese Schriften nunmehr erschienen. 
„Die Verwertung des Oelschiefers“ benennt sich die 
erste, ln ihr sind folgende Vorträge enthalten; 1. Die Oel- 
schiefcr Württembergs in geologischer und wirtschaft 
licher Beziehung von Dr. A. Sauer, Professor an der Tech 
nischen Hochschule Stuttgart, 2. Allgemeine chemische 
Gesichtspunkte für die Verwertung des Oelschiefers von 
Dr. G. Grube, Professor an der Technischen Hochschule i 
Stuttgart, 3. Entgasung, Vergasung und Verbrennung des 
Oelschiefers von Baurat Dipl.-Ing. von der Burchard bei 
der Württ. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, und 
4. Die Verwertung der Oelschieferschlacke zu Bausteinen 
von Professor Dr. Oskar Schmidt an der Baugewerk 
schule Stuttgart. 
Die zweite Schrift enthält die Vorträge über: „Die 
Ausnützung der Torfmoore“; ihr Inhalt besteht in folgen 
den Vorträgen: 1. Geologisches Vorkommen und Bil 
dungsweise der Torfmoore Württembergs von Professor 
Dr. A. Sauer, an der Technischen Hochschule Stuttgart, 
2. Die Ausnützung der Torfmoore von Oberbaurat Ganz 
bei der Württ. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Stutt 
gart, und 3. Die Verwertung des Torfes von Dr. P. Schick- 
lor, Stuttgart. 
Der Verband technischer Vereine Württembergs war 
sich von Anfang an darüber klar, daß durch die Vorträge 
eine endgülbge Lösung der in manchen so sehr umstritte 
nen Fragen nicht herbeigeführt werden konnte. Aber die 
in der Oeffentlichkeit in immer größerer Häufung auftre 
tenden Nachrichten waren an sich so widerspruchsvoll 
und vielfach so irreführend, daß es geboten schien, die 
wissenschaftlichen Tatsachen und Ansichten zusammen 
zufassen, um so ein einigermaßen klares Bild über den 
Stand der Fragen zu geben. Die Schriften werden deshalb 
in den weitesten Kreisen, namentlich aber bei der Indu 
strie, sehr willkommen sein. 
Der heutigen Auflage liegt ein Prospekt der Firma 
ABEG, Allgem. Bau- u. Eisenbeton-Gesellschaft m. b. H„ 
Berlin W 35, Potsdamer Straße 106, bei. 
Verantwortlich; Karl Schüler. Stuttgart. 
Druck; Gustav Stürner in Waiblingen.
	        
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